Nachdem Corona sie zweimal ausgebremst hatte, sind Prinz Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister) endlich am Ziel.
„Dauerlauertollitäten“ am ZielBergisch Gladbacher Dreigestirn im Konfetti-Regen proklamiert
Als fiele sämtliche Anspannung von ihnen ab, strahlen sie übers ganze Gesicht. Zweimal sind sie jäh ausgebremst worden, im dritten Anlauf sind sie da, wo sie sich seit Jahren hingesehnt haben: auf der Bühne des Bergischen Löwen – als frisch proklamiertes Dreigestirn der Kreisstadt Bergisch Gladbach.
Vor rund 600 Gästen sind Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister) am Donnerstagabend vom Präsidenten ihrer Heimatgesellschaft der Großen Gladbacher KG, Alexander Pfister, und Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein proklamiert worden. In einem großen Comeback des Gläbbischer Karnevals.
Geschlagene 20 Minuten dauert es, bis die angehenden Tollitäten mit den Abordnungen der Gesellschaften und Vereine der Kreisstadt durch den Saal gezogen und auf der Bühne sind.
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Dreifacher Dank an allein verbliebene Jungfrau Jenny des Trifoliums 2020
Proklamation: Mit einer Reimrede wartet Rathauschef Frank Stein auf, nachdem Jenny (Klein) als einziger erschienener Vertreterin des letzten Vor-Corona-Dreigestirns umso kräftiger für ihren Einsatz gedankt worden ist. Sie gibt den Dank lächelnd an ihre Unterstützer und alle Jecken weiter, die sie auch nach dem 2020 ausgefallenen Zug aufgefangen haben.
Für Stein ist es die erste Proklamation seit seiner Wahl im Corona-Jahr 2021 wünscht „viele tolle Momente“ und übergibt – nach kurzem Suchen – den Stadtschlüssel.
Auszug aus der Reimrede von Bürgermeister Frank Stein
Des Bürgermeisters schönste Pflicht das ist das Proklamieren/ des Dreigestirns im Löwen-Saal: Endlich kann ich es riskieren. Doch wie ?
Ich sing zwar laut, aber nicht schön Und kann kein Instrument./ Doch was Gereimtes müsste gehen, das ist mein Element.
Drum lass ich heut die Politik einfach mal links liegen./ Gedöns, Palaver und Kritik können wir auch noch nach Aschermittwoch kriegen.
Und Präsident Alexander Pfister hat sich trotz zertrümmerten Schienbeins nicht nehmen lassen, durch die besondere Proklamation zu führen. Schließlich ist er nicht nur Gatte der Jungfrau, sondern der Prinz auch Vorstandskollege und wie der Bauer ein Kamerad aus der Prinzengarde der Großen Gladbacher, die in dieser Session gleich drei runde Geburtstage und jecke Jubiläen nachzufeiern hat: 70+2 Jahre Senat, 55+2 Jahre Prinzengarde und 11+2 Jahre Strunde-Pänz.
Jungfernrede: „Unsere Reise als Dreigestirn hat ja schon 2014 begonnen“, erinnert Prinz Frank III. in locker-launigen Worten. Damals sei er selbst Anwärter der Prinzengarde gewesen, habe in der letzten Reihe gestanden und gesehen, wie Frank Mehren, der heutige Prinzenführer, zum Prinzen proklamiert wurde. „Nach dieser Session habe ich gesagt: Prinz im Bergisch Gladbacher Dreigestirn – das möchtet Du auch mal werden.“
Nun ist er es, der Vorsitzende der Großen Gladbacher, der schon in jungen Jahren „Prinz in der Metropole Bärbroich“ war, wie er augenzwinkernd aus dem Nähkästchen plaudert.
„Eine Jungfrau war schnell gefunden: Es konnte nur Melanie sein. Wir waren befreundet, wir waren Strunde-Pänz-Eltern, sie war Tanzmarie bei der Prinzengarde gewesen – das hat uns verbunden.“ Mit Andreas Rossa, Strunde-Pänz-Vater, Haags Buskamerad aus dem Bärenexpress der Prinzengarde war „die ideale Wahl“, so Prinz Frank III. Keine halbe Stunde Bedenkzeit brauchte er, um zuzusagen. „Wer konnte ahnen, dass wir zwei Jahre als Zugabe und den bis dahin unbekannten Adelstitel „Dauerlauerdreigestirn“ bekommen würden!?“
„Nach dieser langen Zeit ohne unseren Karneval sehnen wir uns alle nach Gemeinsamkeit und Frohsinn“, so Frank III. „Wir wollen auf keinen Fall zurückblicken. Es geht ab jetzt nur nach vorne. Wir wollen gemeinsam mit euch feiern“, ruft er dem jecken Publikum zu.
Dreigestirnslieder: Vom Ans-Ziel-Kommen handelt das Lied „Konfetti-Rään“ (Texte: Martin Hardenacke), emotional alle Lokalkolorit-Register zieht „Denn he sin mir zo Huss“ (bei der Proklamation mit Live-Gitarrensolo von Produzent, Komponist und Musiker Ralf Hahn) und beim Potpourri bekannter Melodien kann jeder mitsingen – ein auch choreographisch anspruchsvoller Auftritt (Choreographie: Dagmar Stier), mit dem es jetzt durch die Säle geht.
Besuch aus Butscha: Fast 2000 Kilometer in 24 Stunden ist Alina Saraniuk aus Butscha angereist, um zu erleben wie Prinz Frank III. proklamiert wird. Der ist nicht nur stellvertretender Leiter der Gladbacher Feuerwehr, sondern auch Vorsitzender des Vereins für die Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha.
Alina Saraniuk ist fasziniert vom Brauchtum in Gladbach – und froh, für vier Tage Strom und fließendes Wasser zu haben. „Das ist bei uns leider zurzeit nur selten zu haben“, sagt sie und lächelt, als Prinz Frank III. vorbeikommt. Karneval ist eben auch international ein Brückenbauer – und steckt an.
Programm: Sie strahlen übers gesamte Gesicht, und ihre Choreografien füllen die Bühne – und die Herzen des Publikums. Die Strunde-Pänz unter Leitung von Kommandantin Leonie sind als Tanzgruppe der Großen Gladbacher gleich nach dem staatsen Eröffnungseinzug der Blauen Funken im Programm, bei dem sich Literat Martin Hardenacke auch sonst nicht hat lumpen lassen. Ein Feuerwerk der Freude über das Comeback des Karnevals. Cat Ballou schmachten „Et jitt kei Wood“ und der Saal ist auf den Beinen.
Bläck Fööss und Räuber stehen ebenso auf dem Programm wie Guido Cantz, das Tanzkorps der Dürscheder Mellsäck und der „Tuppes vum Land“ Jörg Runge. neben Plädoyers für Pflegeberufe und gegen politische Überkorrektheit trifft angesichts der aktuellen Gladbacher Kirchenzwists mit dem Erzbistum mit seinem Vorschlag ins Schwarze, Kardinal Woelki ein Fahrrad zu schenken: „Ejal, wat et koss, ejal, wat et kann, de Hauptsache ist ein Rücktritt ist dran.“
Besonderer Clou: die Prinzengarde unter dem Kommando von Marco Wasserberg und das neue Tanzpaar der Garde: Leonie Bochnig und Tim Oppermann – hinreißend. Da darf auch der Hut des Tanzmajors mal fliegen gehen. Erst nach Mitternacht steuert das große Comeback des Karnevals an der Strunde dem Finale entgegen – und macht Lust auf mehr.
Präsident Alexander Pfister ist trotz Krücken top-jeck auf seinem Posten
Bis auf den Einzug lässt er aber auch gar nichts aus: Präsident Alexander Pfister zeigt sich trotz bei einem schweren Sturz zertrümmerten Schienbeins bei der Proklamation topfit.
Die Krücken auch am Elferratstisch immer griffbereit, zieht es ihn immer wieder auch auf die Bühne, sei es um die Strunde-Pänz zu begrüßen oder den langjährigen Senatspräsidenten Ulrich Pütz (2002-2022) zu würdigen.
Ob er alle Strunde-Pänz namentlich vorstellt oder die bützenden Prinzenvettern foppt, er ist jeck fit: „Ich bin ja auch nicht auf den Mund gefallen.“