Gierath an der StrundeGrüne wollen Ausbau der Psychosomatischen Klinik stoppen
Bergisch Gladbach – Die Grünen fordern den Stopp der Planungen für den Erweiterungsbau der Psychosomatischen Klinik (PSK) in Gierath und reagieren damit auch auf die Flutkatastrophe im Juli. „Überhaupt kein Bauvorhaben, das so nah an einem Fluss liegt, sollte künftig mehr genehmigt werden“, betont Beate Rickes in der Sitzung des Planungsausschusses. Die Plätze für die Suchttherapie seien zwar erforderlich, für sie sollte aber ein anderer Standort gefunden werden. Alle anderen Fraktionen, auch die beiden Koalitionspartner SPD und FDP, stimmten dagegen.
So geht das bei Anwohnern und Naturschutzverbänden umstrittene Projekt in die nächste Runde: Dabei ist eine erneute Offenlage des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für das Neubauprojekt notwendig.
Strunde fließt unmittelbar entlang des Klinikgrundstücks
Patienten aus dem gesamten Kreisgebiet
Ihre Entscheidung, am Schlodderdicher Weg in Gierath einen Erweiterungsbau zu errichten, begründet die Psychosomatische Klinik damit, gemäß dem Krankenhausplan 2015 eine wohnortnahe Versorgung von Suchtkranken gewährleisten zu müssen. Deshalb sei der Klinikneubau an zentraler Stelle im Rheinisch-Bergischen Kreis notwendig. Etwa die Hälfte der Patienten stammten aus dem Kreisgebiet, vor allem aus Bergisch Gladbach, der Rest aus Oberberg und Köln , hieß es bei einer Bürgerversammlung vor einem Jahr. Im alten und neuen Gebäude sollen 180 Beschäftigte arbeiten. (ub)
Die Psychosomatische Klinik (PSK) plant, auf der 15.000 Quadratmeter großen Wiese am Schlodderdicher Weg einen zweigeschossigen Erweiterungsbau mit 69 zusätzlichen Betten zu errichten: zur Entzugstherapie von Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigen.
Aber die extremen Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben die Klinikleitung dazu bewegt, Vorkehrungen zu treffen: Denn die Strunde fließt unmittelbar entlang des Grundstücks.
Andere Fraktionen halten Planung für zu fortgeschritten
Deshalb soll der Erdgeschossboden des Klinikgebäudes um einen Meter angehoben werden. Dazu kommen weitere kleinere Änderungen des Grundrisses, die die Durchführung einer neuen Offenlage erfordern, inklusive Bürgerbeteiligung.
Der Appell von Beate Rickes von den Grünen: „Wir müssen die wenigen Retentionsflächen, die wir haben, frei von Bebauung halten“, überzeugt im Ausschuss nicht. Die anderen Fraktionen stellen sich auf den Standpunkt, das Projekt sei in der Planung schon zu weit fortgeschritten.
Freie Wähler begrüßen Möglichkeit zur Beteiligung
Klaus Waldschmidt (SPD) ist zudem wichtig: „Wir wollen die Versorgung der Suchtpatienten sicherstellen.“ Hermann-Josef Wagner (CDU) geht es auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Stadt: „Wir können jetzt nicht alles aufs Eis legen wegen der Hochwasserkatastrophe.“
Die Freien Wähler, sie haben im Ausschuss kein Stimmrecht, sind wie die Grünen der Meinung, dass Schlodderdeichs Wiese als „unverzichtbare Retentionsfläche“ nicht bebaut werden dürfe. Sprecher Rainer Röhr begrüßt es deshalb, dass die Bürgerinnen und Bürger jetzt im Rahmen der erneuten Offenlage die Gelegenheit haben, Eingaben zu den Plänen einzureichen.
Kaufangebot für Schlodderdeichs Wiese besteht
„Nimmt man den Beschluss zur Erarbeitung eines Klimaschutzgesetzes ernst, darf die Wiese gar nicht bebaut werden“, betont Martin Freitag, Vorsitzender des Bürgervereins Gierath-Schlodderdich und Mitglied der Bürgerinitiative Schlodderdeichs Wiese. „Wann, wenn nicht jetzt, werden Konsequenzen aus der Hochwasserflut gezogen?“, fragt er. Viele Keller in Gierath seien im Juli vollgelaufen. Mit den Schäden kämpfen die Menschen immer noch, berichtet Freitag.
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Bürgerverein, Bürgerinitiative und BUND haben sich zusammengetan und würden die Wiese kaufen, sagt Freitag – „um die Renaturierung der Strunde an dieser Stelle zu übernehmen.“ Das Angebot würde stehen. Dafür gebe es Fördertöpfe. „Wir brauchen dabei aber die Stadt als Vermittler bei den Verkaufsgesprächen.“ Besitzer des Grundstücks ist die PSK, die bisher immer auf die zentrale Lage des Standorts bestanden hat.