Bergisch Gladbach – Dominik Schönenborn strahlt, als er die Tür öffnet. Einen Tag vor Heiligabend habe er nach den Auftritten der vergangenen Tage und Wochen endlich geschafft aufzuräumen, sagt er grinsend. Am Wochenende erst stand der Keyboarder mit seinen Band-Kollegen von Cat Ballou im Kölner Stadion auf der Bühne – beim Weihnachtsliedersingen mit mehr als 30 000 Besuchern.
„Es tut gut, einen solchen Rückzugsraum zu haben“, sagt der 28-Jährige und bittet den Besuch in das Zimmer in seinem Elternhaus: „Das ist mein Reich“, sagt er und setzt sich mit einer Gitarre an den Schreibtisch. Im Regal steht ein Harry-Potter-Band, eine Englisch-Grammatik, daneben ein Bildband der Provence. Auf dem Schreibtisch: ein Laptop mit großen Lautsprecherboxen. „Hier sind schon einige unserer Songs entstanden“, erzählt Schönenborn und zeigt am Bildschirm, wie er mit seinen Musikerkollegen abwechselnd an Klangdateien arbeiten kann, die in einer Dropbox im Internet abgespeichert sind. „Manchmal sitzen wir auch zusammen hier und basteln an einem Stück.“
Schönenborn schaut durch das Fenster hinaus in den Garten. Die Schaukel dort hatte er auch im Blick, als er „Blootsbröder“ vom neuen Album „Mir jetz he!“ geschrieben hat, das gerade herausgekommen und gleich auf Platz 60 der deutschen Albumcharts gelandet ist. Das Stück „Blootsbröder“ handelt von dem, was ihn mit seinen Bandkollegen und Freunden Oliver Niesen, Kevin Wittwer und Michael Kraus verbindet. Die vier kennen sich schon von Kindesbeinen an. „Ich weiß noch genau, wie wir die Schaukel da draußen eingeweiht haben“, erinnert sich der 28-Jährige. „Ich bin direkt runtergefallen und hab mir den Arm gebrochen.“ Schönenborn lächelt: „Na ja, jetzt ist die schon ganz schön in die Jahre gekommen. Also, mein Kind werd’ ich da nicht mehr drauf schaukeln lassen.“ Der 28-Jährige schmunzelt: „Die Schaukel wird die nächste Baustelle.“
Am Nachmittag will er sich noch eine Küche ansehen. Nach der Session will er mit seiner Freundin Claudia Diekamp zusammenziehen. Im Gladbacher Stadtteil Paffrath haben die beiden eine Wohnung gefunden. Nach Köln, wo seine Bandkollegen mittlerweile wohnen, zieht’s ihn nicht. „Ich mag Bergisch Gladbach, für mich das 87. Veedel.“ Auch der Probenraum solle in der Strundestadt bleiben, unter dem Schulzentrum am Ahornweg, in dem alle vier Musiker einst die Schulbank gedrückt haben.
Bevor Weihnachten gefeiert wird, dreht er mit den „Jungs“ von der Band noch eine Runde durch die frische Luft. Dann wird über alles andere gesprochen, nur nicht über die Band. Die vier sind froh, dass sie den Karneval nach dem Sieg beim Wettbewerb „Köln rockt“ 2010 ein bischen aufmischen und zusammen mit anderen jungen Bands auch für jüngere Jecke wieder attraktiver machen konnten. „Und das Beste ist“, sagt Schönenborn, „dabei machen wir nur das, was uns Spaß macht.“
Heiligabend feiern Schönenborn und seine Freundin dieses Jahr noch einmal getrennt bei ihren jeweiligen Eltern. Danach sehen sich die beiden kaum, bevor Anfang nächster Woche die Proben fürs Silvesterkonzert mit den Bläck Fööss in der Lanxess-Arena folgt. Und im neuen Jahr steht sofort der Karneval mit zig Auftritten vor der Tür. „Dann ist der Raum noch mehr wie eine Oase“, sagt Schönenborn und schaut durchs Fenster ins Grüne, „in dem man auch mal die Tür hinter sich zumachen kann.“