AboAbonnieren

Kommentar zum Guide MichelinWisslers Sternverlust trifft Rhein-Bergs Gastronomie

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt

Joachim Wissler (Archiv)

Erst Lerbach, jetzt Bensberg: Die Sternegastronomie im Kreis hat einen weiteren Knacks bekommen. Jahrzehnte war Bergisch Gladbach mit seinen beiden Drei-Sterne-Restaurants das Mekka der Feinschmecker vor den Toren der Millionenstadt Köln, die nichts derartiges aufzuweisen hatte.

Nach der Schließung von Lerbach Ende 2014 sorgte Joachim Wisslers Restaurant im Grandhotel Schloss Bensberg dennoch weiter für Zustrom finanzkräftiger Gourmets aus der Region, ja aus der ganzen Welt. Residieren und dinieren in Bensberg, Shoppen und Kultur in Köln: Dieses Konzept ging hervorragend auf. Ob dies auch mit „nur“ zwei Sternen funktioniert, ist die spannende Frage. Glücklicherweise hat Wissler viele treue Stammgäste, die ihn sicher nicht fallen lassen. Das wäre gut für ihn, aber auch für die Region.

Gastroszene in Rhein-Berg nahm ab

Doch der Verlust dieser kulinarischen Krone ist nicht das einzige Dilemma. War Rhein-Berg bis in die 2000er Jahre mit sieben Sternen gastronomische Hochburg im Rheinland, bröckelte es nach der Schließung von Schloss Lerbach in der Gastroszene gewaltig. Damit war auch die schöne Brasserie Coq au vin (Zweitlokal von Lerbach) passé. Fast gleichzeitig schloss das angesehene Fachwerkhaus der Familie Richertzhagen in Bensberg, und Guido Fritz musste sein ambitioniertes Landgasthaus Zur guten Quelle in Kürten aufgeben. Enis Akisik und Barbara Klöpfel mussten ihr ambitioniertes Restaurant „Kult“ in Refrath ebenfalls schließen. Auch im Sülztaler Hof der Familie Selbach in Immekeppel gingen die Lichter aus.

Was bleibt? Als einziger Stern neben Joachim Wissler funkelt jetzt noch das Hotel-Restaurant Zur Post in Odenthal. Zur Mühle in Kürten trägt einen Bib. Eine bewährte Größe bleibt die gemütliche Dröppelminna in Herrenstrunden. In der Rösrather Klostermühle bekocht Josée Moissonnier ihre Gäste weiter auf gutem Niveau. Den Gasthof Schwäke hat Dominik Eßer auf Trab gebracht. Lieblingslokal der Gault-Millau-Tester ist seit Jahren das Brauhaus Päffgen im Kauler Hof.

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch Neues mit aussichtsreichen Ambitionen ist nicht in Sicht. Offensichtlich haben die Sterneköche damals ihre Kollegen inspiriert und zu besonderem Ehrgeiz angestachelt; für kurze Zeit träumten sie davon, das Bergische könnte tatsächlich zu einer kulinarischen Adresse werden. Mit dem Verschwinden von Sterneküche brechen auch die Vorbilder weg. Deshalb ist es besonders wichtig, dass einer die Fahne hoch hält. Joachim Wissler ist so einer, ob mit drei oder zwei Sternen.