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„Das kann nie verjähren“Minister Reul besucht Verein gegen Missbrauch in Gladbach

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Besuch in Bergisch Gladbach: NRW-Innenminister Herbert Reul (3.v.r.)

Bergisch Gladbach – Überpünktlich, sieben Minuten vor der Zeit, rollt an diesem Montagmorgen der Fahrzeugkonvoi von NRW-Innenminister Herbert Reul am Gladbacher S-Bahnhof an. Er ist gekommen, um Wort zu halten: Bei einem Besuch in der zu seinem Landtagswahlkreis gehörenden Gemeinde Kürten hatte er den Verein „Tour 41 eV“ kennengelernt und einen Besuch versprochen. Heute ist es soweit: Reul kommt zum S-Bahnhof und spricht ein Statement über den ganzen Dreck, von dem man am liebsten gar nichts mehr hören würde.

Pädophile Priester, ebensolche Computerexperten, Jugendbetreuer, Kindergärtner, Väter hier, Sonderkommissionen und Besondere Aufbauorganisationen bei der Polizei dort: Darum geht es. Die Opfer können ihre Leidenserfahrung nicht abschalten oder wegklicken. Die Chance auf ein schöne, unbeschwerte Existenz ist ihnen geraubt worden. Sie tragen ihr ganzes Leben an der Last. Einige zerbrechen daran.

Jeder kann die Augen offen halten

An diesem Montagmorgen um 10 Uhr kontrastiert die unerträgliche Brutalität sexuellen Missbrauchs mit der freundlichen Leichtigkeit, mit der sich der Minister und die versammelten Vertreterinnen des Kürtener Vereins auf der Ecke Stationsstraße/Poststraße begegnen.

Alles zum Thema Herbert Reul

Als Herbert Reul nach Begrüßung und Statement gefragt wird, was man denn noch mehr gegen den sexuellen Missbrauch tun könne, ist seine Antwort: „Da kann man gar nicht genug tun.“ Jeder Bürger könne selbst die Augen offen halten und Hinweise geben. Die Polizei wiederum müsse den Dingen ernsthaft nachgehen. Der Minister: „Das ist mein Job.“

Gemeinsame Suche nach neuen Wegen

Der Politiker aus Leichlingen geht noch ein Stückchen weiter: Man müsse auch „sehr intensiv darüber nachdenken, ob die Instrumente, die wir haben, ausreichend sind“. Reul: „Wir stehen oft vor dem Debakel, dass wir im Netz etwas entdecken, bis zur IP-Adresse kommen, und dann ist Sense. Für unsere Mitarbeiter ist es ein Hammer, wenn die sagen »Ich seh’ den schon zum fünften, sechsten Mal, aber ich weiß nicht, wer er ist«.“

Bei etwaigen Veränderungen der Rechtslage zu sehr von dem neuen Koalitionspartner der CDU in Düsseldorf, den Grünen, ausgebremst zu werden, befürchte er indes nicht, sagt Minister Reul weiter. Vielmehr sei es womöglich sogar eine Chance, gerade mit denen, die in Sachen Datenschutz skeptisch seien, aber in der Sache genau dasselbe wollten, einen neuen Weg zum Ziel zu finden. „Ich bin da eher optimistisch.“

Globale Aktion gegen Missbrauch

Der Kürtener Verein „Tour 41“, den Reul an diesem Morgen besucht, führt seinen Namen auf eine deutschlandweite Kampagne – eine Tour mit dem Wohnmobil – zurück, die sein Vereinsgründer unternommen hat. Die Zahl 41 benennt die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch, die täglich in Deutschland angezeigt wird.

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Aktuell arbeitet der Verein mit der globalen Aktion „Brave Movement“ (Mutige Bewegung) zusammen, um sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu stoppen. Der aktuelle Appell richtet sich an die G7-Staaten. Deutschlandweit hängen laut „Tour 41“ Plakate in 21 Städten: In Bergisch Gladbach, Berlin, Bielefeld, Bremen, Dresden, Freiburg, Garmisch-Partenkirchen, Greifswald, Hamburg, Hannover, Hof, Kassel, Kiel, Köln, Magdeburg, Münster, Rostock, Saarbrücken, Stuttgart, Trier und Wiesbaden.

„Das kann nie verjähren, das ist nie vorbei"

Zu den Forderungen von Tour 41 zählt auch, die Verjährung von Missbrauchstaten ähnlich wie beim Mord komplett abzuschaffen. Auf die Frage, wie er zu dieser Forderung steht, überlegt Reul kurz und sagt dann: „Im Prinzip ist es richtig: Das kann nie verjähren, das ist nie vorbei. Die Menschen, die es erlebt haben, sind ihr Leben lang davon gezeichnet. Insofern ist es nur folgerichtig.“