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Arte-Doku zu „Nosferatu“Intendant des Bensberger Puppenpavillons kommt ins Fernsehen

Lesezeit 4 Minuten

Der Mann hinter Nosferatu: Gerd J. Pohl mit einer Kostprobe aus seinem Nosferatu-Bühnenstück vor der Arte-Kamera.

Rhein-Berg – Bedrohlich greifen seine skelettartigen Hände in den Raum, mit stierem Blick scheint der Untote die Kamera zu fokussieren. Für den Puppenspieler Gerd J. Pohl hinter der lebensgroßen Handpuppe ist es ein Teil der Vorbereitung auf die Uraufführung eines Lebenswerks. Mit dem er auch ins Fernsehen kommt.

Im Schein von Kerzen unweit der Ruhestätte Hunderter Verstorbener dreht der Filmemacher Eric Brinkmann jetzt mit Pohl Szenen für eine große Fernsehdokumentation zum 100. Geburtstag des deutschen Spielfilms „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“. In diesem wird nicht nur ein Einblick in das faszinierend-vielschichtige Nosferatu-Bühnenstück, dessen Uraufführung Pohl gerade vorbereitet, sondern der Puppenspieler und Rezitator auch als Experte für den Fürsten der Finsternis und den legendären Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 zu sehen sein.

Für die Arte-Fernsehdokumentation interviewte Filmautor Eric Brinkmann (l.) den Bergisch Gladbacher Kulturschaffenden Gerd J. Pohl auch als Experten für den bald 100 Jahre alt werdenden Nosferatu-Klassiker.

Uraufführung und Sendung

Die Premiere für das Bühnenstück „Nosferatu – Ein Menuett der Schatten“ von Gerd J. Pohl und Gisbert Franken ist am Freitag, 4. März, 19.30 Uhr, im Bergisch Gladbacher Bürgerhaus Bergischer Löwe zu sehen und soll danach auf Tournee gehen. Am Montag, 7. März, 19.30 Uhr plant Pohl zudem eine Aufführung des Murnau-Films von 1922 „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ mit Rahmenprogramm im Löwen.

Die Fernseh-Dokumentation „Nosferatu – Ein Film wie ein Vampir“, in der auch Pohl zu sehen sein wird, wird am Mittwoch, 9. März, um 22.05 Uhr bei Arte zu sehen sein (Dauer: 75 Minuten). (wg)

Intendant Bensberger Puppenpavillon als Fan

„Der Film beschäftigt mich schon seit meiner Jugend“, bekennt der Intendant des Bensberger Puppenpavillons und präsentiert Filmemacher Eric Brinkmann besondere historische Schätze, die teilweise auch bereits in dieser Zeitung zu sehen waren. Jetzt sind sie komplett: die Aquarelle, die Albin Grau, der beim Nosferatu-Filmklassiker von Murnau für die Innenausstattung und Werbegrafik zuständig war, nach Szenen aus dem Film angefertigt hat. Lange Zeit galten sie als verschollen, bis Pohl sie im Kunst- und Antiquitätenhandel entdeckte und nach und nach erwarb. In Sütterlin stehe auf der Rückseite eines Bildes „Plakatentwurf 2“, berichtet Pohl von der vorsichtigen Ausrahmung eines der Bilder. „Gegebenenfalls waren das auch Geschenke für die Filmcrew oder sie wurden für die Filmpremiere angefertigt“, berichtet Pohl von seinen Nachforschungen zu den Bildern, die sich vom übrigen Werk Albin Graus zwar unterscheiden, aber nicht nur das Herz von Cineasten höher schlagen lassen.

Historische Schätze: Gerd J. Pohl hat lange Zeit verschollen geglaubte Aquarelle des Nosferatu-Filmausstatters Albin Grau wiederentdeckt.

Filmemacher Brinkmann spürt in seiner über eine gewöhnliche Dokumentation weit hinausgehenden Fernsehproduktion dem Mythos Nosferatu nach. Dafür hat er auch Spielszenen mit einem eignen Nosferatu an unterschiedlichen Schauplätzen des Murnau-Films gedreht. „Wir schauen, wo wirkt das Phänomen noch heute nach“, sagt der Fernsehautor, der einst bei der Harald-Schmidt-Show anfing, viele Jahre für die Sendereihe „Zimmer frei“ arbeitete und heute Beiträge für Kulturmagazine unterschiedlicher Sender produziert. „Filmgeschichte brillant aus der heutigen Sicht erzählt“, ist Arte-Redakteurin Nina Goslar von Brinkmanns Material angetan. Nicht nur im Hinblick auf die Begeisterung für den Filmklassiker Nosferatu, der auch als erster deutscher Gruselfilm gilt, ist der Fernsehmacher begeistert vom Wissen Gerd J. Pohls. „Ich beschäftige mich bereits seit 25 Jahren damit, wie man diesen Stoff auf die Bühne bringen kann“, sagt der Puppenspieler. In dem Bergisch Gladbacher Historiker, Journalisten und langjährigen Redakteur dieser Zeitung, Gisbert Franken, fand der Puppenspieler schließlich vor drei Jahren einen kongenialen Autor mit dem er das im März nun zur Uraufführung anstehende Stück schuf.

Stück mit Mischung aus Schauspiel und Rezitation

„Nosferatu ist ein Prinzip, das sich in allen Zeiten in unterschiedlichen Kontexten zeigen und verbergen kann“, sagt Pohl. Gemeinsam mit Franken hat er den Fürsten der Finsternis in dem Stück, einer Mischung aus Schauspiel, Rezitation und Figurenspiel, in unterschiedliche kulturelle, soziale und historische Zusammenhänge gesetzt: von den Katakomben im Alten Rom über die Insel Gotland zur Zeit der großen Pest bis hin zum Bombenkeller in Berlin kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. „Und hinter allem steht die Frage: Wo ist er heute? Warum kann man ihn nicht vernichten“, fragt Pohl mit diabolischer Stimme.

Eine Kostprobe des neuen Stücks war für die Dreharbeiten zur Arte-Dokumentation hinter verschlossenen Türen bereits im Andachtsraum des Bestattungshauses Pütz-Roth zu sehen. Zumindest für die Kamera und einige Statisten aus dem Bekanntenkreis Pohls, die den Puppenspieler gleich in ganz unterschiedlichen Rollen erlebten: als Filmexperten, als Geistlichen – dafür hatte sich der einstige Priesteramtskandidat eigens bei Paramentenschneider Thomas Schmitt einen Talar schneidern lassen – und natürlich in seinem Hauptmetier als Puppenspieler.

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Dabei lässt Pohl keinen Zweifel daran: „Nosferatu ist ein Teil meines Lebens geworden.“ Und wenn der Puppen- und Schauspieler das mit seiner raumfüllenden Stimme sagt, dann freut man sich schon richtig auf die Premiere.