AboAbonnieren

Zu wenig FahrgästePilotprojekt „Bensberger Stadthüpfer“ steht vor dem Aus

Lesezeit 4 Minuten
Der Bensberger Stadthüpfer fährt zum Auftakt 2016 auf einer Probefahrt zum Bensberger Schloss.

Im Dezember soll der „Bensberger Stadthüpfer“ nach acht Jahren seinen Betrieb einstellen – wenn die Kreispolitik dem Vorschlag der Verwaltung zustimmt. Grund sind die geringen Fahrgastzahlen.

Neben dem Quartiersbus in Bergisch Gladbach stehen auch weitere Verkehrsprojekte wie das auf-Abruf-Taxi „Efi“ in Rhein-Berg auf der Kippe.

Seit 2016 hat er als Pilotprojekt gekämpft: Nicht nur gegen die starken Steigungen hinauf zum Bensberger Zentrum, die er Menschen zu überwinden helfen sollte, sondern auch gegen das Problem, häufig vor allem Luft den Berg hinauf zu transportieren. Jetzt steht das Pilotprojekt des „Bensberger Stadthüpfers“ vor dem Aus. Es ist nicht das einzige Verkehrsprojekt, über dessen Zukunft der zuständige Fachausschuss die Entscheidung in die Sitzung des an diesem Donnerstag tagenden Kreisausschusses geschoben hat.

Nachbesserungsversuche beim Quartiersbus brachten nicht erhofften Erfolg

Beim Quartiersbus „Stadthüpfer“ hatten die Verantwortlichen angesichts geringer Fahrgastzahlen nachzubessern versucht: So wurde nach den ersten Probejahren die Linienführung noch einmal kostenneutral komplett überarbeitet und unter anderem eine Anbindung ans Mediterana an der Saaler Mühle geschaffen.

Weitere Maßnahmen, um die Attraktivität zu steigern, wurden unterdessen verworfen, da sie mit Mehrkosten verbunden gewesen wären. So etwa eine Senkung des Fahrpreises auf einen Euro, eine weitere Anbindung des „Stadthüpfers“ an die Straßenbahnlinie 1 an der Kölner Straße oder eine Ausweitung der Betriebszeiten.

Regelmäßige Sperrungen der Schloßstraße wegen Veranstaltungen und Bauarbeiten wie aktuell behinderten den Betrieb des Stadthüpfers zusätzlich.

In der ersten Konzeption der Linie, die von 2016 bis 2019 gefahren wurde, konnten laut Bilanz der Kreisverwaltung durchschnittlich knapp drei Fahrgäste je Fahrt verzeichnet werden. Nach der Umstellung im Dezember 2019 brachte die Corona-Pandemie kurz darauf Einbrüche im gesamten Öffentlichen Personennahverkehr, fiel eine Beurteilung der Fahrgastzahlen laut Kreisverwaltung schwer.

Durchschnittlich knapp unter vier Einstiege pro Fahrt des „Stadthüpfers“

Aktuelle Zählungen des „Stadthüpfer“-Betreibers Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) zufolge, lag die Auslastung zwischen Januar und August 2024 durchschnittlich bei knapp unter vier Einsteigenden je Fahrt. „Die Fahrtrichtung vom Mediterana kommend in Richtung Busbahnhof/Rosenhecke wird dabei etwas stärker nachgefragt als die Gegenrichtung“, so der Kreis.

Der Bensberger Stadthüpfer steht an der Bushaltstelle Verkehrsbauwerk in Bensberg.

Sollte als Quartiersbus das „große“ Busliniennetz ergänzen: Der Bensberger Stadthüpfer (vorne) fand allerdings nur sehr wenige Nutzerinnen und Nutzer.

Fazit der Verkehrsplaner im Kreishaus: Die im Dezember 2019 umgesetzten Änderungen haben „nicht zu einer substanziellen Steigerung der Nachfrage geführt“. Als Vergleich wird etwa ein „Stadthüpfer“ im linksrheinischen Rheinbach herangezogen, der es durchschnittlich auf sieben Fahrgäste pro Fahrt bringt. Das sei in Bensberg „zu keinem Zeitpunkt ansatzweise erreicht“ worden, so die Kreisverwaltung in der Vorlage für die Sitzung des Verkehrsausschusses.

Kreisverwaltung schlägt Einstellung des „Stadthüpfers“ Ende 2024 vor

Den politischen Entscheidungsträgern schlagen die Verkehrsplaner aus dem Kreishaus daher auch unter Verweis auf aktuelle Notwendigkeit zu sparen vor, das Angebot des „Bensberger Stadthüpfers“ (Linie 457) zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember dieses Jahres einzustellen. Umgehend könnte dadurch ein Zuschussbedarf für diese Linie von etwa 170 000 Euro pro Jahr eingespart werden.

Eine von der Stadt Bergisch Gladbach in einer Stellungnahme vorgeschlagene Weiterführung bis Mitte 2025 hätte nach Auffassung des Fachamts des Kreises „lediglich kosmetischen Charakter und nur minimalen praktischen Nutzen“. Die letzte Entscheidung in der Angelegenheit hat der Kreistag in seiner Sitzung am 10. Oktober zu treffen.

Auch Auf-Abruf-Verkehr „Efi“ in Odenthal, Bechen und Dabringhausen steht auf der Kippe

Dort wird er sich auch mit der Zukunft zweier weiterer, gleichwohl jüngerer ÖPNV-Pilotprojekte zu befassen haben: dem Auf-Abruf-Taxi „Efi“, das derzeit in Odenthal, Kürten-Bechen, Wermelskirchen-Dabringhausen sowie Teilen von Leverkusen im Einsatz ist, sowie der erst im vergangenen Winter an den Start gegangenen Schnellbuslinie 42. Bei beiden läuft Ende des Jahres die Anschubförderung durch den Bund aus.

Eine Hand mit Handy ist vor einem „Efi“-On-Demand-Verkehrs-Fahrzeug zu sehen.

Steht ebenfalls zur Disposition: der als Zubringer in ländlichen Regionen von Odenthal, Bechen und Dabringhausen getestete Auf-Abruf-Verkehr „Efi“, der sich per Handy-App ordern lässt.

Für den Schnellbus von Odenthal nach Leverkusen liegen bislang laut Kreisverwaltung wegen der Kürze der Betriebszeit noch keine repräsentativen Daten über die Nutzung vor. Verwaltung und Verkehrsunternehmen sehen aber ein „hinreichendes Potenzial für eine dauerhafte Etablierung.“

Ein Bus der Linie SB 42 fährt durch den Odenthaler Kreisverkehr. Im Hintergrund sind Rathaus und Kirche St. Pankratius zu sehen.

Er soll auf jeden Fall erstmal weiterfahren: Der erst im Dezember 2023 an den Start gegangene neue Schnellbus SB 42 von Odenthal nach Leverkusen.

Das Dilemma des Auf-Abruf-Taxis „Efi“ ist, dass es zwar verkehrs- und umweltpolitisch erfolgreich ist, weil es Menschen dazu bringt, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen und so den CO2-Ausstoß zu verringern. Bei einer Fortführung und dabei wohl auch nötigen Ausweitung auf auch andere ländliche Gebiete im Kreisgebiet aber würde „Efi“ Geld verschlingen, das der Kreis nicht hat. Eine Fortführung ohne Anpassung hatte die Politik daher bereits vor der Sommerpause überwiegend abschlägig bewertet.

Kreisverwaltung schlägt Politik zwei Varianten vor: eine ohne „Efi“

Die Kreisverwaltung hat nun der Politik zwei Varianten vorgeschlagen: Variante A wäre eine Fortführung des Schnellbusses 42 und von „Efi“ (zunächst bis Ende 2026) bei Einführung eines Zuschlags von 2,50 Euro pro Fahrt, einer „Optimierung des bestehenden Busangebots“ sowie einer Ausweitung auf ländliche Gebiete von Burscheid und Leichlingen.

Variante B sieht eine Einstellung von „Efi“ und eine Fortführung des Schnellbusses von Odenthal nach Leverkusen vor. Variante A würde Folgekosten von je 25 000 Euro in den kommenden beiden Jahren nach sich ziehen, Variante B je 10 000 Euro in 2025 und 2026.

Im Kreisausschuss stehen alle drei Themen in der Sitzung an diesem Donnerstag um 18 Uhr im Kreishaus auf der Tagesordnung, die endgültige Entscheidung soll der Kreistag am 10. Oktober treffen.