Politiker im Verkehrsausschuss des Rheinisch-Bergischen Kreises stimmen „Abgesang“ auf Ende des Jahres auslaufendes Pilotprojekt an.
Innovation in Rhein-BergSteht der erfolgreicher Auf-Abruf-Verkehr „Efi“ vor dem Aus?
Von Anfang an eine hohe Nutzerzahl, beste Bewertungen bei den Kunden und Verkehrsexperten – der vom Bund geförderte Testbetrieb des auf Abruf mit einer App oder telefonisch bestellbaren „Efi“-Taxis in Odenthal sowie in Teilen von Kürten, Wermelskirchen und Leverkusen ist ein voller Erfolg. Und doch steht das Angebot vor dem Aus.
Bis auf die Grünen stimmten mehrere Fraktionen im Verkehrsausschuss des Kreises bereits einen „Abgesang“ auf eine Fortführung des Ende 2024 auslaufenden Pilotprojekts an – obwohl eine Entscheidung erst im Herbst getroffen werden soll.
Dabei sind die Zahlen und Rückmeldungen von Fahrgästen für ein Pilotprojekt eigentlich perfekt. Von Dezember 2022 bis Ende April 2024 seien in Rhein-Berg rund 48.000 Fahrten mit „Efi“ durchgeführt und dabei etwa 62.000 Passagiere befördert worden, rechnete der Prokurist des Verkehrsunternehmens Wupsi, Frank Nettesheim, den Ausschussmitgliedern vor.
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„Wir hatten selten ein Angebot, dass von Anfang an, so gut angenommen worden ist“, so Nettesheim. Dabei gehe man davon aus, dass viele der Efi-Fahrten vor Einführung des Auf-Abruf-Verkehrsmittels mit dem eigenen Pkw der Nutzer durchgeführt worden seien. Damit, so kalkuliert die Wupsi auf der Basis auch von Kundenbefragungen, sind seit Projektbeginn rund 100 Tonnen CO2 im Rheinisch-Bergischen Kreis durch die elektrisch angetrieben „Efi“-Fahrzeuge vermieden worden seien.
„Efi“ hat Menschen mobil gemacht und auf den ÖPNV umsteigen lassen
Dabei habe „Efi“ neue Zielgruppen für den ÖPNV angesprochen, die neben dem Auf-Abruf-Verkehr künftig gegebenenfalls auch das Bus- und Bahnangebot stärker nutzten, so Nettesheim. Außerdem leiste das barrierefreie „Efi“ mit seinen zahlreichen Haltestellen in der Fläche einen „wesentlichen Beitrag für gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion“, da es Menschen Mobilität ermögliche, die es bislang nicht bis zur nächsten Bushaltestelle geschafft hätten.
Angesichts des Zuschussbedarfs (nach Ende der bis Jahresende laufenden Finanzierung durch den Bund) von 850.000 Euro pro Jahr allein für die Gemeinde Odenthal schlägt die Wupsi vor, die Kosten noch dadurch zu senken, dass bei der „Efi“-Bestellung noch stärker parallel zu einer Buslinie verkehrende „Efi“-Fahrten vermieden werden (die Einschränkungen in der „Efi“-Bestell-App sind diesbezüglich bereits verschärft worden) oder auch einen „Efi“-Aufpreis für die bislang mit dem regulären VRS-Ticket nutzbaren Auf-Abruf-Fahrzeuge einzuführen, um die Ticketerlöse zu erhöhen. So könnte „Efi“ noch stärker als Zubringer zu bestehenden ÖPNV-Angeboten positioniert werden und damit auch in ländlichen Gebiete ein ÖPNV-Angebot schaffen, das es dort bislang nicht gegeben hat.
Mehrere Politiker im Verkehrsausschuss allerdings zeigten sich skeptisch. „Efi ist toll, ein Super-Angebot“, sagte SPD-Fraktionschef Gerhard Zorn, aber wenn das Pilotprojekt in Odenthal über das Jahresende hinaus verlängert werde, müsse man „Efi“ in zwei bis drei Jahren auch auf das übrige Kreisgebiet ausweiten und das koste laut Zorn mit fünf bis zehn Millionen Euro einfach zu viel. „Mir fehlt dafür in der aktuellen Haushaltslage die Fantasie.“
Auch Henning Rehse (Freie Wähler) hielt eine Weiterführung für „finanziell nicht darstellbar“. CDU-Fraktionschef Uwe Pakendorf bekannte sich im Namen von CDU und Grünen weiter zur ÖPNV-Offensive, aber der Zuschussbedarf für „Efi“ sei wohl „leider zu hoch“.
„Entsetzt“ zeigte sich über den vorzeitigen „Abgesang“ ihrer Ausschusskollegen auf „Efi“ die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ursula Ehren. Eine Entscheidung stehe doch erst im Herbst an . Deshalb solle man bis dahin lieber nach weiteren Einsparmöglichkeiten suchen. „Wir haben die Menschen schließlich mit Efi auch angefüttert – und das Projekt ist ein großer Erfolg.“
Die Entscheidung in den Gremien des Kreises soll im Herbst fallen.