Bergisch Gladbach – „Ohne dich hätte ich das nie geschafft“, sagt Rapper „Kay One“ und klopft dem Politiker Wolfgang Bosbach auf die Schulter. Der hat dem Reichweiten-Spitzenreiter in den Sozialen Netzwerken gerade einen Termin bei Verkehrsminister Dobrindt vermittelt und ist selbst begeistert von dem Plan des 32-jährigen Musikers, sich für mehr Verkehrssicherheit zu engagieren.
„Wir wollen zusammenarbeiten“, sagt „Kay One“, als er nach dem dreiviertelstündigen Gespräch mit dem Minister wieder in seinem Auto sitzt. Eine Limousine mit weißen Ledersitzen und abgedunkelten Fensterscheiben im Fond. „Ich war schon immer einer, der schnelle Autos mochte, mein erster Wagen war ein Lamborghini, mein zweiter ein Ferrari; wenn so einer wie ich den Leuten sagt, fahrt vorsichtig, erreicht das wahrscheinlich eine ganze Menge Leute mehr“, sagt „Kay One“, der mit bürgerlichem Namen Kenneth Glöckler heißt. Er kann sich vorstellen, künftig Videos im Internet zu posten, mit denen er dafür wirbt, nicht zu schnell zu fahren und sich am Steuer nicht etwa durchs Handy ablenken zu lassen.
„Kay Ones“ Engagement hat einen ernsten Hintergrund: „Ein guter Freund von mir ist auf der Heimfahrt von einem meiner Konzerte durch einen Unfall mit einer Geisterfahrerin ums Leben gekommen“, erzählt der Rapper. „Als ich auf seiner Beerdigung am Grab stand, dachte ich: Du musst etwas tun und deine Reichweite nutzen“, erzählt der 32-Jährige. Mehr als 200 Millionen mal werden seine Videos auf Youtube im Internet aufgerufen, 2,3 Millionen Fans folgen ihm im Internet-Netzwerk Facebook. Im vergangenen Jahr lag er laut Media-Analyse mit seiner Reichweite im Internet in Deutschland auf Platz eins, noch vor Popstar Justin Bieber.
Nur wie kommt man als Rapper zum Minister nach Berlin? Von einem Urlaub an der Côte d'Azur kannte der 32-Jährige den Bergisch Gladbacher Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach, der mit seiner Familie im Nachbar-Apartment der Hotelanlage von Carmen und Robert Geiss Urlaub machte. Ein Anruf bei Bosbach genügte, und „Kay One“ bekam seinen Termin im Ministerium. Zwar zunächst „nur“ bei Staatssekretärin Dorothee Bär, doch es dauert keine zehn Minuten, da sind der Rapper, Bosbach und Bär beim Minister persönlich im Büro.
Der freut sich über das Engagement des jungen Musikers. Wie genau gemeinsame Aktionen aussehen können, wollen er und der Rapper noch besprechen. „Ich habe jedenfalls noch eine Menge mehr Anregungen bekommen“, sagt „Kay One“, schließlich seien nicht allein Geisterfahrer ein Problem, sondern auch Menschen, die benebelt Auto fahren oder sich am Steuer etwa vom Handy ablenken lassen. Noch mehr als über den Termin beim Minister scheint sich der Rapper unterdessen über den guten Draht zu Bosbach zu freuen. „Schade, dass du nicht Kanzler geworden bist, du wärst der coolste gewesen“, sagt er, nachdem Bosbach ihm seine Abgeordnetenbüro gezeigt hat. „Das wäre vielleicht nicht besser, aber sicher lustiger gewesen“, antwortet der Politiker lachend, bevor sich beide verabreden – zum Grillen am Bodensee, wo „Kay One“ zu Hause ist. „Und bring deine Frau und deine Töchter mit“, gab er Bosbach noch mit.