Rhein-Berg – Auf unterschiedliche Reaktionen sind die von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Rhein-Berg gestoßen. Ein Querschnitt:
Einzelhandel
"Die Lockerungen für den Einzelhandel waren längst überfällig“, betont Marcus Otto, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Rheinland. Natürlich seien alle Geschäftsleute erleichtert über die Lockerungen, die im Handel ab kommenden Samstag gelten. „Was für die Lebensmittelgeschäfte gilt, sollte auch für alle anderen Handelsbranchen gelten. Das haben wir immer gefordert“, stellt Otto klar. Er appelliert dringend an die Politik, im kommenden Herbst keinesfalls wieder den „alten Instrumentenkasten“ zu öffnen. Otto: „Wir müssen in der Pandemie neue Wege gehen. Das heißt für uns, den Einzelhandel in allen Sparten gleichzustellen.“
„Endlich wird das Einkaufen wieder entspannter. Wir sind total glücklich darüber, dass die Kontrollen wegfallen“, sagt Elfriede Teiner, Mitarbeiterin im Schuhhaus Werheit in Bergisch Gladbach. Als zeitaufwendig, lästig und auch schwierig beschreibt sie die Auflagen, sich von Kundinnen den Impfstatus und den Personalausweis vorlegen zu lassen. „Da kommt zum Stöbern kaum jemand rein“, bedauert sie. „Das wird sich sicher ändern. Bummeln und spontane Einkäufe leben wieder auf.“
Gastronomie
Planen können in die Zukunft, das habe der Gastronomie sehr lange gefehlt. „Das bringt uns endlich einen großen Schritt zurück in die Normalität“, sagt Udo Güldenberg, Kreisvorsitzender für Rhein-Berg des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Diese ständigen Diskussionen an der Tür mit den Gästen seien die Gastronomen leid. Er hält es für durchaus sinnvoll, dass die 2G-plus-Regel in der Karnevalswoche noch bleibe.
„Wir verlieren sonst die Kontrolle bei den Gästen“, sagt Güldenberg. Mit Blick auf den März und das kommende Frühjahr ist sich der Gastronom sicher: „Die Außengastronomie wird dieses Jahr deutlich früher öffnen als bisher.“
Krankenhäuser
„Da wir als Krankenhäuser praktisch noch mitten in der Omikron-Welle stecken und es sich hier nach wie vor um einen sehr sensiblen Bereich handelt, werden Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen noch länger auf sich warten lassen müssen“, erklärt Daniel Beer, Sprecher des Evangelischen Krankenhauses in Bergisch Gladbach. „Wir ändern an unserem aktuellen Kurs erst einmal nichts.“
Pandemiebekämpfer
„Es ist klug, dass man sich jetzt eine Öffnungsstrategie überlegt“, sagt Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, der als Leiter des Krisenstabs beim Kreis für die Pandemiebekämpfung in Rhein-Berg zuständig ist. Die von der Ministerpräsidentenkonferenz vorgesehenen Öffnungsschritte seien deutlich von überlegten Abwägungsprozessen geprägt, begrüßt Werdel.
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Einzig falle es ihm vor Ort noch schwer, die Prognosen nachzuvollziehen, dass die Infektionszahlen nun wirklich derart sinken. Aber es sei auch deshalb wichtig, sich jetzt mit einer Öffnungsperspektive zu beschäftigen, damit der „Riss in der Gesellschaft“ nicht noch größer werde. Insgesamt vorbei sei das Thema Pandemie aber auch am 20. März wohl noch nicht, „aber das steht ja auch in dem Papier der Ministerpräsidentenkonferenz so nicht drin“, so Werdel.
Schulen
„Aus meiner Elternsicht halte ich es für besser, dass Schulen vorerst von den Lockerungen ausgenommen werden“, sagt Julia Kaun aus Bergisch Gladbach. Auch wenn sie ihren beiden Kindern, acht und elf Jahre alt, das Tragen einer Maske im Unterricht gerne ersparen würde. Die Infektionszahlen in der Altersgruppe seien immer noch sehr hoch: „Die Masken sind im Vergleich zu Schäden durch eine Infektion ein kleines Übel“.
Außer Lüften gebe es keinen Infektionsschutz in den Schulen. Auch geimpfte Kinder könnten sich infizieren. Eine Gladbacher Grundschulleiterin sieht dies genauso: „Für die Kinder würde ich mich freuen, wenn die Maskenpflicht fällt.“ Aber sie warnt vor einer Schnellaktion wie vor den Herbstferien, als wieder zurückgerudert werden musste.
Karneval
„Eine klare Absage aller Veranstaltungen bis Aschermittwoch wäre uns zwar lieber gewesen, nachdem unsere Vereine im Dezember auf Anraten und Bitte der Politik alle ihre Veranstaltungen abgesagt haben, aber angesichts der aktuellen Entwicklung sind die Lockerungen natürlich nachvollziehbar“, sagt Rolf Woschei, der als Präsident des Regionalverbands Rhein-Berg im Bund Deutscher Karneval die Interessen der Karnevalsvereine und -gesellschaften zu vertreten hat. Jetzt gehe es vor allem um „Schadensbegrenzung“, dass die Vereine die ihnen für die freiwillige Absage zugesagten Hilfsmittel auch bekämen, so Woschei.
Sport
Für die Turnerschaft 1879 Bergisch Gladbach, einem der großen Breitensportvereine der Kreisstadt, hofft Geschäftsführer Ernst Hengemühle auf eine rasche Änderung der momentan gültigen 2G-plus-Regel für Sport in Innenräumen. Wenn in den nächsten Tagen eine 2G-Regelung komme, sei dem Sport sehr geholfen. Für Anfang März hat Hengemühle die Hoffnung, dass das Land auf einen 3G-Kurs gehe, Kurse in Innenräumen für Genesene, Getestete oder Geimpfte. Noch müsse man sehr zurückhaltend sein mit dem Optimismus: Die Ausgestaltung der neuen Regeln sei offen. (cbt, dr, eck, ub, wg)