Die Gastronomen in Rhein-Berg sind in diesen Wochen gut ausgelastet, haben trotz gestiegener Lebensmittelpreise viele Weihnachtsfeiern in ihren Lokalen. Personal dafür zu finden, ist jedoch nicht einfach.
Trotz Personalmangel und InflationGastronomen in Rhein-Berg freuen sich über viele Gäste
Dass es gar nicht so einfach ist, die Gastronomen in Rhein-Berg für ein Gespräch zu erreichen, kann wohl durchaus als gutes Zeichen gewertet werden. Denn offenbar gibt es genug zu tun in den Restaurants, Gasthöfen und Cateringservices so kurz vor Weihnachten.
Dabei ist das alles andere als selbstverständlich angesichts steigender Preise und Inflation sowohl für Gastronomen als auch für potenzielle Gäste.
Dehoga-Chef Rhein-Berg ist komplett ausgebucht
„Wir sind sehr gut ausgelastet“, berichtet Udo Güldenberg. Er betreibt das „Gronauer Wirtshaus“ an der Hauptstraße 20 in Bergisch Gladbach und ist Vorsitzender von Dehoga, des Branchenverbandes des Gastgewerbes, in Rhein-Berg. Sein Laden sei nahezu komplett ausgebucht, sowohl für Weihnachten als auch für Silvester.
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Er könne sich also noch nicht beklagen, gibt aber auch zu bedenken, dass es kaum absehbar sei, wie sich die Lage um die steigenden Preise und Kosten noch entwickeln werde. „Sonst können wir für ein bis zwei Quartale planen, das ist heute aber nicht machbar“, sagt er.
Er hat seine Preise wegen steigender Einkaufspreise anpassen müssen. Allein der Kilopreis für eine Gans sei um 80 Prozent gestiegen. „Normalerweise müsste ich dann 37 Euro für eine Gänsekeule verlangen.“ Aber das bezahle kaum jemand. Stattdessen versucht er, an anderen Stellen die hohen Preise zu kompensieren, sodass er seine Gänsekeule für 29,50 Euro anbieten kann. Abstriche bei der Qualität zu machen kommt bei Güldenberg nicht in Frage.
Seine Gäste hätten Verständnis für seine Lage, sagt er. Auch wenn die natürlich ihre Schmerzgrenzen, was Preise angeht, hätten. Wichtig sei, die Kommunikation zu suchen.
Kleinere Gruppen als vor Corona in der Gastronomie
In Sachen Weihnachtsfeiern sei man zwar gefragt, allerdings für kleinere Feiern. Im Gronauer Wirtshaus feiern laut Udo Güldenberg eher Gruppen von zehn bis 15 Leuten Weihnachten. Das sei früher anders gewesen, da sei die Personenzahl schon höher gewesen.
Diese Entwicklung sieht auch Udo Wermelskirchen vom gleichnamigen Gasthaus am Burggraben 8 in Bensberg. Wahrscheinlich spiele da auch nach wie vor Corona eine Rolle, meint er. Er habe immer wieder gehört, dass größere Gruppe wie Firmen kein Risiko eingehen wollen.
Grundsätzlich ist auch im Gasthaus Wermelskirchen die Lage „super gut“, wie der Chef des Familienbetriebes berichtet. „Das Lokal läuft über.“ Udo Wermelskirchen und sein Team setzen in diesen Tagen aufs Energiesparen: Licht erst an, wenn der erste Gast kommt, ebenso die Fritteuse. Nach Feierabend werden alle Waren in möglichst wenige Kühlschränke geräumt, damit man ein paar Geräte ausschalten kann. Denn auch Wermelskirchen will an der Qualität nicht feilen: „Damit ist auch keinem geholfen, wenn deshalb dann die Gäste ausbleiben.“
Weihnachtsgeschäft seit August
Wenn es im Großhandel haltbare Waren an manchen Tagen mal etwas günstiger gibt, füllt Udo Wermelskirchen sein Lager auf. „Wir achten natürlich immer auf so etwas. Das ist schließlich unser Gewinn. Aber im Moment vielleicht noch etwas extremer“, sagt er.
In seinem Gasthaus laufe das Weihnachtsgeschäft schon seit August, es komme sogar vor, dass er Leute wegschicken müssen. Aber auch wenn die Nachfrage erfreulicherweise hoch ist, hat Udo Wermelskirchen mit einem Problem zu kämpfen, unter dem die gesamte Branche leidet, dem Personalmangel. Größere Anfragen habe er deshalb schon ablehnen müssen.
Für das Bergisch Gladbacher Catering-Unternehmen Schmitz geht es langsam in den Endspurt, bevor es kurz vor Weihnachten in die Betriebsferien geht, „Wir haben derzeit große und viele Aufträge“, sagt Geschäftsführer Andre Schmitz. Anders als in den Jahren zuvor ist allerdings, dass die meisten Anfragen relativ kurzfristig reinkämen.
Kurzfristige Anfragen in der Gastronomie
„Sonst sind wir oft schon nach den Sommerferien für den Dezember ausgebucht“, berichtet Andre Schmitz. Er vermutet, die Kurzfristigkeit der Anfragen hänge mit Unsicherheiten in Sachen Corona zusammen. Und längerfristig kalkulieren kann auch der Gladbacher Caterer nicht. Der Januar sei bislang noch sehr ruhig.
Viele seiner Aufträge seien Weihnachtsfeiern. Schmitz liefert Essen in Größenordnungen zwischen 20 und 250 Leuten. Etwa sechs bis zehn Veranstaltungen am Tag beliefert der Caterer. An einem Tag seien es sogar 13.
Schmitz Catering musste inzwischen seine Preise auch erhöhen. Das Unternehmen versucht, seine Strukturen effizienter zu gestalten, um zu sparen, denn an den Lebensmitteln und am Gas und Strom könne man nicht sparen: „Wir bündeln Aufträge und kochen zum Beispiel nicht nur für zehn Personen. Das rentiert sich einfach nicht mehr“, sagt Andre Schmitz. Auch Auslieferungen werden kombiniert, möglichst keine Wege für Einzelfahrten unternommen.
In Sachen Lieblingsgerichte zu Weihnachten geht der Trend laut Schmitz, zumindest auf Weihnachtsfeiern, in Richtung Fingerfood. Das werde immer beliebter. „Auch vegan und vegetarisch kochen wir immer mehr“, sagt er.