Sebastian Appolt wird bald im Kölner Dom zum Priester geweiht. Er spricht über Chancen und Schwierigkeiten der Kirche.
Zur Weihe in den Dom33-Jähriger Kürtener wird Priester
An einem der vergangenen Wochenenden standen für Sebastian Appolt drei Taufen und eine Hochzeit an. Der 33-Jährige, der seit anderthalb Jahren als Diakon in der oberbergischen Gemeinde Morsbach tätig ist, strahlt, wenn er über die Nähe zu den Menschen spricht, über die intensiven Begegnungen, das Spenden der Sakramente.
Die Kirche, sagt er überzeugt, müsse wieder zu den Menschen kommen. Über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte sei es anders gewesen. Am 16. Juni wird Sebastian Appolt im Kölner Dom zum Priester geweiht, gemeinsam mit fünf weiteren Männern.
Gebürtig ist der Priesterkandidat aus Kürten-Bechen, und dort, in der Kirche St. Antonius Einsiedler, wird er anderntags (Samstag, 17. Juni) um 17 Uhr seine Primiz halten; die erste heilige Messe als Priester. In Morsbach folgt eine weitere Primizmesse am 25. Juni. In ihm herrsche eine große Erleichterung, den Schritt hin zum Priester gehen zu können, sagt Appolt bei einem Treffen im Collegium Albertinum in Bonn.
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Vom Ruf Gottes
Im Hause des Erzbistums bereitet er sich in diesen Tagen auf die Priesterweihe vor, auch die weiteren Priesteranwärter sind in Bonn untergebracht. „Über viele Jahre habe ich das Locken Gottes in mir verspürt“, sagt Appolt. Dieser Ruf von Gott sei eigentlich immer da gewesen, auch in Zeiten, in denen er vermeintlich weit weg von der katholischen Kirche gewesen sei.
In seinem Inneren spüre er nun wahre Freude, dem Ruf Gottes nachzukommen. Die Gemeinde der Gläubigen werde seine Familie sein, erzählt er überzeugt. Aufgewachsen ist Appolt in einer katholisch geprägten Familie. Messdienerschaft und Jugendarbeit in der Pfarre St. Antonius Einsiedler folgten. „Mich hat sicher Pfarrer Hans Hausdörfer inspiriert“, erinnert sich der Bechener; der Seelsorger Hausdörfer war in seinem Ruhestand nach Bechen gekommen und hatte mit seinem Wirken die Gemeinde geprägt. Direkt nach der Schulzeit, mit 19 Jahren, hatte Appolt einen ersten Priester-Anlauf unternommen. „Aber das war noch zu früh.“ Er sei noch nicht reif genug gewesen für diese Entscheidung, anders als heute.
„Kirche war immer bei mir“
Der junge Mann nahm in München parallel zum Theologiestudium ein Studium der Geschichte auf, promovierte, arbeitete ein Jahr als Religionslehrer, übernahm in München den Diözesanvorsitz im Bund der Deutschen Katholischen Jugend. „Kirche war immer bei mir“, sagt Appolt zu dieser Zeit. 2019 habe er sich dann endgültig entschieden, den Weg zum Priestertum gehen zu wollen. „Ein zweiter Anlauf. Ja, ich mache es! Diese Aussage erfüllt mich innerlich“, erklärt er. Erleichterung und Befreiung in einem sei die Entscheidung für ihn gewesen. Dass er als Priester das Zölibat erfüllen werde, da sei er mit sich im Reinen.
Er könne aber nachvollziehen, dass es Priester gebe, die mit dem Zölibat Schwierigkeiten hätten. Und in die Zukunft schauen, könne niemand. Bis zur Priesterweihe lebt Appolt im Bonner Collegium. Montags bis freitags verbringt er gemeinsam mit den Priesterkandidaten, mit Morgengebet, den Messen am Tag. Die Wochenenden über ist Appolt in Morsbach. Dort übernimmt er im Sendungsraum Oberberg Süd Aufgaben der Seelsorge.
Große Seelsorgegebiete sind heute der Alltag der Kirche. Die Gläubigen selbst seien deshalb auch gefordert, gemeinsam diese Herausforderungen anzunehmen, sagt Appolt. In Morsbach sei er weitgehend selbstständig unterwegs, Gläubige besuchen, sich in die Jugendarbeit einbringen, das sei das Programm der nächsten Wochen.
Am Tag der Weihe wird Appolt erfahren, wo seine künftige Arbeitsstelle liegt. „Es wird im Erzbistum Köln sein, das steht schon fest.“ Ein Umschlag mit allen Informationen werde ihm übergeben werden. In Morsbach endet seine Amtszeit Ende August. Als Kaplan wird er am 1. September eine neue Stelle annehmen. Optimistisch sagt Appolt: „Menschen sind unendlich geliebte Wesen, die nichts falsch machen können auf dieser Welt.“