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Die Mischung soll es machenTausende neue Bäume am Johannesberg in Kürten gepflanzt

Lesezeit 3 Minuten

Bäume für die Zukunft pflanzten (v.l.) Christina Amling (Wald und Holz NRW), Achim Südmeier (Rhein-Energie), Raik Gröning (Leiter Forstbetriebsbezirk Kürten, Manfred Habrunner (Belkaw) und Gerhard Naendrup (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald).

Kürten – An diese Namen muss man sich im Bergischen erst noch gewöhnen. Amerikanische Roteiche. Atlaszeder. Japanische Lärche. Redwood. International sind einige der Baumarten, die sich in Kürten dem drohenden Klimawandel entgegenstemmen sollen. Sie sind hitzeresistenter als Kiefern oder Tannen, die überall unter Trockenheit leiden und deswegen kein Harz zur Abwehr des todbringenden Borkenkäfers produzieren können. 500 Hektar Fichtenwald sind in Kürten seit 2018 abgestorben, 90 Prozent des Bestandes. Wer durch Kürten kommt, stößt unweigerlich auf viele hässlich braune Flecken in der Landschaft.

Aber die Pflanzung am Johannesberg, auf dem Gelände des Golfplatzes, soll Hoffnung machen. Raik Gröning, Leiter des Forstbetriebsbezirks Kürten, weiß genau, wie viele Jungbäume neu auf den 15 Hektar stehen; 33 000. Es sind Schößlinge, die in den nächsten Jahren groß und kräftig werden sollen. „Das wird ein Mischwald werden“, sagt der Mann „fürs Grüne“ und zählt die Hauptbestände auf: 12 000 Stück Amerikanische Roteiche, 9000 Stück heimische Rotbuche, dann Winterlinden und Edelkastanien und die Gäste aus aller Herren Länder.

RheinEnergie steht hinter der Aktion

Die heimischen Energieversorger RheinEnergie und Belkaw Entstehen hinter der Aktion, die das Engagement der Firmen für den Umweltschutz herausstellen soll: Bis 2025 sollen mittels Sponsoring in Kürten und Lindlar mehr als 60 000 Bäume nachgepflanzt werden. „Zukunftswald im Bergischen“ heißt das Projekt. In Kürten sind Bäume im Wert von 67 000 Euro angepflanzt worden. Gröning ist dankbar für das Engagement der heimischen Unternehmen. Das Land pflanze natürlich auch sehr viel nach, ergänzt der Revierförster. Die neuen Arten sollen sogar einen Temperaturanstieg um über zwei Grad Celsius überstehen können.

Der Kürtener Wald

Die Fläche des Waldes beträgt in der Gemeinde Kürten 2238 Hektar - das sind 33,3 Prozent des Gemeindegebietes. Ganz überwiegend (2137 Hektar) handelt es sich um Privatwald. Kommunalwald (53 Hektar) und Flächen des Wupperverbands (an der Großen Dhünn-Talsperre) komplettieren. Über die Forstbetriebsgemeinschaft Kürten sind 355 Waldeigentümer zusammengeschlossen. Dürre, Hitze sowie mehrere Stürme haben nahezu alle Waldbesitzer getroffen. Die Waldflächen im Eigentum der Gemeinde (55 Hektar) verteilen sich zu 90 Prozent auf Laub- und zu zehn Prozent auf Nadelwald.

Bis am Johannesberg wieder ein Wald entstanden ist, wie man ihn kennt, dauert es viele Jahre. Jetzt, in der Kinderstube der Bäumchen, müssen die wertvollsten gegen Wildtiere geschützt werden. Einige der Schößlinge sollen daher in Schutzhüllen gedeihen. „Rehe gibt es hier genug“, meint der Experte von „Wald und Holz NRW“. Die Folgen der Hitzesommer der vergangenen drei Jahre prägen Grönings Arbeit. „Die Nachpflanzungen sind ist ja der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.“ 40 Hektar habe er in diesem Jahr gepflanzt beziehungsweise pflanzen lassen, 90 Hektar seit dem ersten Dürrejahr 2018.

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Mit Blick auf die abgestorbenen Fichten auf 500 Hektar seien dies aber nur etwa 20 Prozent, rechnet Gröning vor. Vom Mischwald, überwiegend geprägt von Laubbäumen, verspricht er sich größere Widerstandskraft. Die Fichten, die bislang das Bild der Wälder auch in Kürten prägten, seien aufgrund des Klimawandels ein Totalausfall. Mit den neuen Mischwäldern, übrigens auch im nahe Königsforst das Modell der Zukunft, sollen Ausfälle einzelner Baumarten aufgefangen werden.

Wie die neue Waldmischung ankommt, begleitet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wissenschaftlich. Zum Vor-Ort-Termin am Johannesberg mit Gröning, mit Rhein-Energie-Vorstand Achim Südmeier und Manfred Habrunner von der Belkaw schaute deshalb auch SDW-Vertreter Gerhard Naendrup vorbei. Standort-Tauglichkeit und ökologische Verträglichkeit erhofft sich Naendrup von den heimischen und auswärtigen Arten.

Im Herbst geht der „Zukunftswald“ in die Fortsetzung: In Lindlar werden mit Unterstützung der Energieversorger 17 000 Bäumchen gesetzt. Dann werden es Traubeneiche, Rotbuche und Weißtanne sein.