Am Tag des Offenen Denkmals kann in Kürten das Gehöft Bergischer Hof in Kürten-Furth besichtigt werden
Tag des DenkmalsKürten stellt eine unbekanntes Gehöft in Furth vor
Wer vor einigen Jahren unvermittelt an der schweren, hölzernen Eingangstüre des Fachwerkhauses Bergischer Hof im abgelegenen Kürtener Ortsteil Furth klopfte, dem wurde von der damaligen Bewohnerin freundlich geöffnet. Und die herumgeführten Besucher zeigten sich überrascht: Früher gab es hier mal eine große Gastwirtschaft und auch eine Kornbrennerei. Auch die Inneneinrichtung der Gaststätte war seinerzeit noch im historischen Original vorhanden. Beim Blick ins Innere wurde schnell deutlich: Dies hier ist ein Juwel.
Vor Augen hatten die Betrachter historische Bilder mit den Kürtener Bauern, die einst auf den Schemeln saßen und ihr Feierabendbier tranken. Lange ist das her. Heute ist das Haus nach wie vor ein herausragendes Zeugnis bergischer Baukultur, aber ein nahezu Unbekanntes in der Gemeinde. Grüne Schlagladen prägen das Haus. Zweigeschossig steht es auf einem wuchtigen Bruchsteinsockel direkt an der Landstraße.
Es gibt Nebengebäude
Die Giebel sind verschiefert. Mehrere Neben- und Nachbargebäude gibt es, auch eine Backsteinscheune. Wer um das Haupthaus herumgeht, stößt überraschend auf einen großen Innenhof, von der Straßenseite aus verborgen. Es wirkt so, als wäre hier die Zeit stehengeblieben, hier am äußersten Rand des Kürtener Gemeindegebietes. Ein uralter Wegestein steht am Straßenrand, hier war früher Kilometer 24 der Landstraße. Zeit zur Rast für die Fuhrleute.
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Am Tag des Offenen Denkmals, an diesem Sonntag, 8. September, geht es in Kürten um diesen Bergischen Hof, Adresse Wipperfürther Straße 520, fünf Kilometer weit hinter dem Hauptort. Das Fachwerkensemble ist seit Jahren nicht mehr bewohnt, es droht auf lange Sicht zu verfallen. Zum ersten Mal überhaupt können Interessierte einen Blick in das Innere dieses besonderes Fachwerkhauses werfen. Es bewegt sich vieles in diesen Tagen: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, seit kurzer Zeit Eigentümerin der Immobilie, will das Haus, um das Jahr 1800 oder früher entstanden, erhalten und für die Zukunft retten.
Das könnte ein für die Gemeinde spannendes Projekt werden, denn mit dem Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. und der Technischen Hochschule Köln sind weitere Akteure eingebunden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bietet am Sonntag Führungen durch den Bergischen Hof an.
Studierende stellen Forschungen vor
Studierende der Technischen Hochschule um Professor Dr. Daniel Lohmann haben sich in einem Semesterprojekt mit der Baugeschichte des Bergischen Hofs und möglichen Nutzungskonzepten beschäftigt; auch zur Bausubstanz und zum Alter der Gebäude haben sie geforscht.
Auch diese Ideen werden am Sonntag den Besuchern vorgestellt. Die Gemeinde Kürten mit ihrer Wirtschaftsförderung flankiert, am Sonntag ist auch der Geschichtsverein Kürten in Furth.
Was ist zur Geschichte des Bergischen Hofs bekannt? Bislang nicht so viel. Grundlagen hat der Kürtener Heimatkenner Rainer Stahlke zusammengetragen („Kürtener Schriften“ Heft 12, 2020). Er berichtet von Georg Berger und seiner Ehefrau Catharina, geborene Mausbach, denen der Hof um 1856 gehört habe. In diesem Jahr errichteten die Eheleute ein der heiligen Margarethe gewidmetes Wegekreuz; es steht im Garten und ist heute grün überwuchert. 1954 sei dann die Getreidemühle zum Bergischen Hof dazugekommen, angetrieben vom gestauten Wasser der Kürtener Sülz, die in Sichtweite des Hofes vorbeiplätschert.
Die Bergers müssen wohlhabende Leute gewesen sein. Um das Jahr 1800 ein derart großes Gebäude zu errichten, war außergewöhnlich. Die meisten Bauern der Umgebung wohnten da noch in kleinen Katen, aus Stein waren die allerwenigsten Gebäude. Markant direkt am Fahrweg gelegen, muss der Hof eine wichtige soziale Rolle gespielt haben, vielleicht von Anfang an als Gaststätte und Halteplatz für die Fuhrleute.
Geburtshaus von Pfarrer Hubert Berger
Und Heimatkenner Stahlke erinnert an Pfarrer Hubert Berger, 1889 als Nachfahre der Wirtsleute in eben diesem Bergischen Hof geboren und dort groß geworden. Berger, 1915 im Kölner Dom zum Priester geweiht,fand in der Zeit der Unterdrückung den Mut, in seiner damaligen Pfarre in Otzenrath (heute Tagebaugebiet) von den Luftangriffen der Alliierten auf Aachen in seiner Predigt zu berichten.
Berger kam 1941 wegen Hochverrats ins Arbeitslager des Konzentrationslagers Dachau. Im April 1945 von den Alliierten befreit, starb Berger an den schweren Folgen seiner Inhaftierung am 30. November 1945. Die Hauptschule in Kürten trug seit ihrer Gründung in den 1970ern bis zur Auflösung Anfang der 1990er den Namen von Hubert Berger. Viele Kürtener sind zur Schulzeit auf die Hubert-Berger-Hauptschule gegangen. Berger gilt als Märtyrer der katholischen Kirche.
Mit dem Hof verbunden
Auch das Schicksal dieses Pfarrers sei eng mit dem Haus verbunden, sagt Elisabeth Coester, die für den Geschichtsverein Kürten die Öffentlichkeitsarbeit betreut. Auch der Geschichtsverein unterstütze den jetzigen Anstoß, das Fachwerkgebäude zurück ins Bewusstsein der Kürtener Bürger zu bringen.
Ute Jülich, ebenfalls vom Geschichtsverein, berichtet, dass die Heimathistoriker jetzt die Geschichte des Bergischen Hofes erforschen wollten; dies sei auch ein Wunsch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Historische Karte des Bergischen Landes von Ploennies aus dem Jahre 1715 weise in Furth bereits einen Hof aus. Vielleicht aber werde dieser Hof auch schon in einer früheren Notiz aus dem Jahre 1470 genannt. „Wir wollen eine Geschichte des Wohnplatzes Furth schreiben“, kündigt die Historikerin an.
Tag des Offenen Denkmals, Sonntag 8. September. Bergischer Hof, Kürten-Furth, Wipperfürther Straße 520. 11 bis 17 Uhr, Führungen 11.30, 13.30, 15.30 Uhr. Nicht barrierefrei. Festes Schuhwerk empfohlen, WC am Haus vorhanden. Parkplatz: Wanderparkplatz an der L129 Richtung Wipperfeld, etwa 100 Meter entfernt.
Neben den Aktivitäten und Angeboten in Bergisch Gladbach (Zanders-Gelände), Odenthal (Altenberger Dom/ Expedition Heimat 2.0) und Kürten (Bergischer Hof) reiht sich auch Rösrath ein in die bundesweiten Besichtigungsangebote am Tag des Offenen Denkmals. Hier ist es die Pfarrkirche St. Nikolaus von Tolentino, die ganztägig (8 bis 18 Uhr) zu besichtigen ist.
Die Kirche liegt im Hauptort Rösrath, Adresse ist Hauptstraße 64. Als Vorgänger der heutigen Pfarrkirche gilt eine Kapelle, die dem heiligen Vitus geweiht war. Sie ist Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar und belegt, dass Kirche und Kapelle frühzeitig den Mittelpunkt der damals noch ländlichen Siedlung prägten.
Wohl über den Überresten dieser kleinen Kapelle gründeten Eremiten des Augustiner-Ordens zwischen den Jahren 1691 und 1703 ihre Klosterkirche, ein weiterer Vorgänger der heutigen St.-Nikolaus-Kirche.
Stark der Kirche zugewandt
Die Menschen in Rösrath waren katholischen Glaubens, gleichwohl wurde der Ort Rösrath erst nach der Säkularisierung des Augustinerklosters zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben. Zuvor war die Pfarrei im Nachbarort Altenrath, jenseits der Wahner Heide, zuständig. Ab 1830, so die Ortshistoriker, könne von einer eigenen Pfarrei ausgegangen werden.
Eine Pfarrkirche als Teil der Klosteranlage der Eremiten entstand in den Jahren von 1691 bis 1708. Das aktuelle Kirchengebäude, unmittelbar an der Hauptstraße gelegen, wurde zwischen 1903 und 1908 erbaut, in der Form der Neuromanik und Neugotik.
Bei der jüngsten Renovierung der Kirche vor knapp zehn Jahren stießen Restauratoren unter der Putzschicht auf einen großen Teil der Ausmalungen, die beim Bau der Kirche entstanden waren. Kirchenhistoriker führen diese Ausmalungen als Rahmen für die überwiegend barock anmutende Ausstattung der Rösrather Kirche. (cbt)