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VorgabenWieso eine Kürtener Geflüchtetenunterkunft nicht vollständig belegt wird

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Unterkunft für Geflüchtete in Kürten

Die Unterkunft in Kürten auf dem Gelände der ehemaligen JUgendherberge.

Der Bürgermeister berichtet, dass die Bauaufsicht des Kreises bislang die Nutzung des Obergeschosses verwehre.

Das ist sehr, sehr ärgerlich für Kürtens Bürgermeister Willi Heider (parteilos). Noch immer kann die Geflüchtetenunterkunft auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge in Kürten-Ort nur zur Hälfte belegt werden. Die Bauaufsicht des Kreises verwehrt nach Aussage des Bürgermeisters bislang die Nutzung des Obergeschosses. 29 Plätze müssen gezwungenermaßen frei bleiben. Nur das Erdgeschoss mit 30 Unterkünften darf belegt werden.

Mittlerweile kann auch der Kürtener Bürgermeister das Hickhack nicht mehr nachvollziehen. Die ausführende Baufirma und der Rheinisch-Bergische Kreis als bestimmende Baubehörde seien beim zweiten Rettungsweg für das Obergeschoss anderer Ansicht gewesen, fasst der Bürgermeister die Situation zusammen.

Diese Debatte hat Folgen für Kürten

Eine sehr fachspezifische Debatte sei dies, sagt Heider, die allerdings Folgen für die Gemeinde habe. Ein provisorischer Gerüst-Anbau, den die Verwaltung als erste Lösung hatte errichten lassen, ist zwischenzeitlich wieder abgebaut worden. Die Baufirma sei jetzt dabei, wie von der Kreisverwaltung gefordert, einen fest montierten Treppenhaus-Anbau zu errichten.

Das aber brauche noch etwas Zeit, auch weil richtige Fundamente im Beton gefordert seien. Zwischenzeitlich, bestätigt Heider, habe die Gemeinde das Obergeschoss belegt gehabt. Nun sei die Nutzung während der Umbauarbeiten nicht möglich. Die Bewohner habe die Kommune in die Unterkunft Alte Schule Eichhof zurückbringen müssen; von dort waren die Menschen zuvor nach Kürten-Ort umgezogen. Wie lange die Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge andauerten, lasse sich nicht abschätzen.

Niemand weiß, wann Geflüchtetenunterkunft komplett genutzt werden kann

Er, Heider, hoffe aber auf einen schnellen Abschluss. Gleichwohl könne er kein exaktes Datum nennen. Die Unterkunft, aus verschiedenen Modulen zu einem festen Haus mit Außenfassade zusammengefügt, hätte eigentlich schon längst vollständig in Betrieb genommen sein sollen. Bereits im vergangenen Jahr gab es bei den Bauarbeiten einen mehrmonatigen Verzug, ehe mit der Errichtung begonnen werden konnte.

Die Unterkünfte bieten kleine Appartements (zwei Personen oder mehr), die nur von außen separat erreichbar sind. Einen Flur oder ähnliches gibt es nicht im Gebäude. Die Initiative Fluchtpunkt Kürten hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass ein zweites Modul benachbart zum Hauptgebäude errichtet wurde, mit Sozial,- Beratungs- und Schulungsräumen. Anderswo in Kürten schaut es für den Bürgermeister optimistischer aus.

Im Februar soll die neu in Ortsteil Broch errichtete Unterkunft für 60 Geflüchtete und 30 Menschen aus dem Obdachlosenbereich bezugsfertig sein. Die Wohncontainer sind vor einigen Tagen von der in Wisssen/Rheinland-Pfalz ansässigen Herstellerfirma geliefert worden, in etwa in der mit der Kommune abgestimmten Zeit.

Für Kürten-Broch werden Wohnungen angemietet

Die Kürtener mieten die Wohnobjekte auf eine Zeit von sechs Jahren an, dies ist der längste Zeitraum ohne Aufsetzen eines Bebauungsplans. Ob die Unterkunft an der ehemaligen Jugendherberge länger als die bislang möglichen sechs Jahren an Ort und Stelle bleibt, ist nach bisheriger Aussage des Bürgermeisters noch offen.

Der Standort an der Jugendherberge hat im Übrigen eine lange Historie als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge. Im ehemaligen Haus der Jugendherberge kamen ab 1992 Menschen unter, die vor den Kriegswirren im ehemalige Jugoslawien/Balkan geflüchtet waren. Zeitweise lebten in der Kürtener Jugendherberge bis zu 100 Menschen.

Später musste die Nutzung wegen der Baufälligkeit des um 1928 errichteten Hauptgebäudes aufgegeben werden. 2007 ließ die Gemeinde das Haus abbrechen. Seitdem hatte das Gelände in Kürten brachgelegen.