Von 2019 bis 2023 wurden im Rheinisch-Bergischen Kreis 16 Geldautomaten gesprengt. Eine Stadt wurde besonders oft zum Tatort.
LKA-DatenDiese 16 Geldautomaten sprengten Diebe im Rhein-Berg-Kreis seit 2019
„Wie die Polizei am Mittwochmorgen mitteilte, hörten Anwohner gegen 2.45 Uhr einen lauten Knall und alarmierten die Polizei. Ein Video, das ein Zeuge der Polizei zur Verfügung stellte, zeigt drei männliche Personen am Tatort, die einen größeren Gegenstand in einen dunklen Kombi packen. Danach fahren sie in Richtung A3 davon, die nach Köln führt.“
Wie in diesem Artikel zu einer Automatensprengung in Rösrath im Juni 2022 berichtet, läuft es wohl auch in vielen anderen Fällen: Ein lauter Knall, mehrere Personen, die zu einem Fluchtwagen hetzen, dann auf und davon über die Autobahn.
Die Entscheidung von Täterinnen und Tätern für eine Bankfiliale oder eine alleinstehende Maschine erfolgt selten willkürlich. Laut Landeskriminalamt NRW wird oftmals die Nähe zur Autobahn gesucht, in der Region rund um Köln passiert viel im ländlichen, unbeobachteten Bereich.
Rhein-Berg-Kreis: Kriminelle sprengten 16 Geldautomaten in fünf Jahren
Ein Geldautomat wird im Durchschnitt jeden Tag in Deutschland gesprengt. Der Rheinisch-Bergische Kreis wurde von 2019 bis 2023 16 Mal zum Tatort. Zum Vergleich: In den vergangenen fünf Jahren wurden im Rhein-Erft-Kreis ganze 31 Geldautomaten gesprengt. Im Rhein-Sieg-Kreis traf es im selben Zeitraum „nur“ fünf Automaten. Das geht aus Daten des Landeskriminalamt NRW hervor.
Die folgende Grafik zeigt, wo die Täterinnen und Täter in Rhein-Berg zuschlugen. Rösrath ist in dieser Liste mit fünf Fällen Spitzenreiter. Leichlingen wurde viermal zum Tatort, Wermelskirchen und Kürten jeweils dreimal. Burscheid und Overath kamen mit jeweils einer Automatensprengung noch vergleichsweise glimpflich davon.
Rund 28 Prozent der sieben Automatensprengungen, bei denen Beute gemacht wurde, wurden aufgeklärt. Dem gegenüber stehen 66 Prozent Aufklärungsquote bei Fällen ohne Beute. Ausgehend von den analysierten fünf Jahren in Rhein-Berg lässt sich also feststellen: Täterinnen und Täter werden eher geschnappt, wenn sie kein Bargeld aus den gesprengten Automaten mitnehmen: Wenn sie ohne Beute flüchten, kommen sie eher unerkannt davon. Im Rhein-Erft-Kreis ist es andersrum.
Insgesamt konnte die Polizei die Hälfte der 16 Automatensprengungen der letzten fünf Jahre aufklären.
Rösrather Filiale wurde dreimal in drei Jahren heimgesucht
Von 2019 bis 2022 suchten die Diebinnen und Diebe die Stadt Rösrath fünfmal heim. In einer Filiale der Deutschen Bank (Hauptstraße 76) wurden in diesem Zeitraum drei Automaten zum Ziel von Kriminellen. Einen Versuch im Januar 2021 verhinderten offenbar Anwohner. Weniger als hundert Meter entfernt wurde auch in der Volksbank Raiffeisenbank (Hauptstraße 65) ein Automat gesprengt. Fünf Autominuten entfernt blieb auch die Sparkasse in der Bensberger Straße 276 nicht verschont.
Im Durchschnitt wurden in den vergangenen fünf Jahren im Rheinisch-Bergischen Kreis 3,2 Automaten pro Jahr Ziel von Kriminellen. Zum Vergleich: Im Rhein-Erft-Kreis liegt dieser Durchschnittswert bei 6,2 Sprengungen pro Jahr, der Rhein-Sieg-Kreis kommt nur auf einen Fall pro Jahr im Schnitt.
Kriminelle gefährden sich bei Automatensprengungen auch selbst
Laut Landeskriminalamt NRW stehen in Nordrhein-Westfalen über 10.000 Geldautomaten. Alle seien gegen Gasangriffe, bei denen Kriminelle Gas in die Automaten leiten, gesichert. Sprengstoff wurde also für die Diebe das Mittel der Stunde, um an Bargeld im Inneren der Automaten zu gelangen.
Die Explosionen gefährden neben Unbeteiligten und Einsatzkräften auch die Täter selbst. Das LKA NRW spricht von Lebensgefahr. Der Sprengstoff beschädigt nicht nur die Gebäude der Bankfilialen, auch umliegende Wohnhäuser werden in Mitleidenschaft gezogen.
Oft seien Automaten in die Wände von Wohnhäusern eingebaut, was eine besondere Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeute, teilten Kreissparkasse Köln und die VR-Bank Rhein-Sieg als Grund für die Schließung einiger Standorte mit.
So verhält man sich bei einer Automatensprengung richtig
Wie das LKA auf Anfrage mitteilte, werden die Tatgelegenheiten wegen des gut ausgebauten Autobahnnetzes und der hohen Abdeckung an Geldautomaten – auch im ländlichen Raum – begünstigt. Zeuginnen und Zeugen sollten sich, wenn sie zufällig an einem Sprengstoff-Anschlag vorbeikommen, unverzüglich in Sicherheit bringen und die 110 wählen.
Nicht selten lassen Täter und Täterinnen Sprengstoffreste am Tatort zurück. Daher sollten sich auch Anwohnerinnen und Anwohner dem Tatort unter keinen Umständen nähern. Aufgrund der geschilderten Gefahren greift die Polizei inzwischen auf professionelle Bombenentschärfer zurück, um eventuelle Sprengstoffe unschädlich zu machen.