Ob Bürgerbus, Planwagen oder Auf-Abruf-Verkehr – bei innovativen Verkehrsmitteln liegt Odenthal oft vorne. Das aber ist rekordverdächtig.
Jecke LinieOberodenthaler Gefolge geht in eigenem Bus auf Tour
Der Wanderer an der Bushaltestelle staunt nicht schlecht, als in der Dämmerung ein offenbar außerplanmäßiger Linienbus über die Landstraße zwischen Neschen und Hüttchen angefahren kommt. Außergewöhnlich erleuchtet im Inneren, ist durch die Fenster deutlich zu sehen: Die Fahrgäste sind in bester Laune und auf dem Weg zu einem Auftritt – in Oberodenthals neuer jecken Buslinie.
In Scheuren hat der Bus mit Tischen, Theke und Partybeleuchtung am Nachmittag seine erste Station gehabt. Am Haus von Sebastian „Homer“ Henschel, der das Gefährt initiiert und mit Hilfe von Sponsoren und erfahrenen Busfahrern an den Start gebracht hat.
Initiator macht selbst noch den Busfahrerschein, um jecke Linie zu fahren
„Ich mach gerade auch selbst noch den Busführerschein“, sagt er lächelnd, „ damit wir bis Karneval noch einen Fahrer mehr haben.“ An diesem Tag fährt Maximilian Tiemann, der früher bei der KVB gearbeitet hat und sich mit Manni Kürten und Marco Kufner am Steuer der außergewöhnlichen Dreigestirnskarosse abwechselt.
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„Dreigestirn Övver Ohnder“ steht draußen auf dem Display über der Windschutzscheibe. Das wollen sich auch Voiswinkels Tollitäten, Prinz Thomas I. und Jungfrau Maine, nicht entgehen lassen und sind samt Gefolge mit dem Planwagen gekommen, um mit Oberodenthals Prinz Philipp I., Bauer Thomas und Jungfrau Steffi ein Foto zu schießen.
Vize-Prinzenführer sorgt als „Schaffner“ für Pünktlichkeit der jecken Linie
Vize-Prinzenführer Moritz Notdurft schaut auf die Uhr – schließlich soll der Bus pünktlich abfahren. In Neschen und Hüttchen müssen noch Gefolgsleute eingesammelt werden. Partymusik läuft, die Stimmung ist prächtig, einer winkt dem Wanderer am Straßenrand.
Wie auf ein unsichtbares Kommando ziehen die Fahrgäste plötzlich Federkopfputz auf – die Grundschule in Neschen ist nicht mehr weit. Und damit der erste Auftritt bei der Kinderkarnevalssitzung der KLJB Altenberg.
Mit Trommeln, Kindern und Kostümen geht's erstmal in die Turnhalle. Dort, wo bei der Kostümsitzung eine Woche zuvor der Bär tobte, ist jetzt die Garderobe für übergroße Gefolge.
Von der Saalbühne in den kleinsten Partykeller – für die „Mixed Peppers“ kein Problem
Kinder und Jugendleiter sind hin und weg, als das Dreigestirn mit seinen „Mixed Peppers“ einzieht, Prinz Philipp I. von seiner eigenen Zeit in Zeltlagern erzählt – und dann nicht nur die „Mixed Peppers“ tanzen lässt, sondern auch selbst mit Bauer und Jungfrau über die Bühne wirbelt. Im Nu tanzt der ganze Saal mit.
Dass sie nicht nur große Säle rocken können, sondern auch jeden Partykeller, zeigen Dreigestirn und „Mixed Peppers“ wenige Busminuten später in Bechen.
Carla Brückers, die vorige Session Prinz*in im ersten Eikamper Damendreigestirn war, hat für den Geburtstag ihres Vaters eine ganz besondere Überraschung organisiert, die Busfahrer Maximilian Tiemann auch sicher in das Bechener Wohngebiet steuert.
Dann wird's gemütlich eng im Partykeller von Heinz Hachenberg. Und der Jubilar ist überwältigt. Zumal, als das Dreigestirn ihn auch noch mit Orden dekoriert und ein Bild überreicht.
Puh, ganz schön warm. Wie gut, dass die Geburtstagsorganisatoren an alles gedacht und für reichlich Flüssigkeit gesorgt haben.
Peter Paas, der Präsident des Festkomitees der Karnevalsfreunde Oberodenthal (FKO), schaut auf die Uhr. Gut, der Fahrplan ist etwas durcheinander, aber die Stimmung blendend. Passt.
Zurück im Bus serviert Susanne Reichmann Selbstgebackenes – als Fahrgast kann man sich's hier richtig gut gehen lassen. Für Sarah Kriegers Tochter Marlene ist in Bechen bereits Endstation. Papa holt sie ab, schließlich hat Mama noch einige Auftritte im Gefolge bis spät in die Nacht. Marlene strahlt: Die Fahrt im Bus hat Spaß gemacht.
Zug durch die Kneipen und Tänze an Theken stehen auf dem Programm
Ob Höffer Hof im Scherfbachtal, die Gaststätte „Zur Linde“ in Eikamp oder der Nussbaumer Hof in der benachbarten Kreisstadt, wo die Oberodenthaler zum örtlichen Karneval eingeladen sind – ihre jecke Buslinie bringt sie stets bis vor die Tür.
Selbst bei Stathis Athanasiadis im Eikamper Hof ist nur vorläufig Endstation – nach dem letzten Auftritt und dem gemütlichen Ausklang bringt die jecke Linie alle auch noch sicher zurück nach Hause.
Dem Vernehmen nach könnte der Bus nach der Session sogar eine Zukunft in Odenthal haben – als mobile Kneipe. Weithin bekannt ist er jedenfalls schon jetzt.