PflanzaktionForstbetriebe sehen keine Lösung gegen Waldsterben in Odenthal
Odenthal – „Es ist nicht mehr viel zu retten.“ Hans-Christian Ludwig sieht schwarz. Oder eher braun. Denn Ludwig ist Förster und in dieser Eigenschaft muss er beinahe hilflos mitansehen, wie sich der Wald flächendeckend braun verfärbt und stirbt. Auf Initiative der Forstbetriebsgemeinschaft Odenthal berichtete er im Umweltausschuss über die Lage, konnte aber wenig Hoffnung machen.
Stürme, Trockenheit und Hitze, schließlich der Borkenkäfer: „Das war das Todesurteil für die Fichte“, so Ludwig; eine Diagnose, die Förster derzeit landauf, landab stellen müssen. „Und es ist nicht gesagt, dass das Laubholz das überlebt.“ Zudem warnte Ludwig Spaziergänger eindringlich vor den Gefahren, die von den vielen kranken und damit nicht mehr standsicheren Bäumen im Wald ausgingen.
Verkehrssicherheit ist der heikelste Punkt
Die Situation sei nicht mehr kalkulierbar und es gehe „steil bergab“, so die düstere Prognose. Der finanzielle Schaden für Waldbesitzer sei immens, besonders für diejenigen, die von der Waldbewirtschaftung leben. Derzeit sei das Thema „Verkehrssicherheit der heikelste Punkt“, meinte der Förster. Wie berichtet, haben private Waldbesitzer für ihre Bäume die sogenannte Verkehrssicherungspflicht, müssen also beispielsweise die Kosten für Straßensperrungen bei Fällungen tragen. Da es sich um ein Massensterben von Bäumen handelt, ein Phänomen, das gleichzeitig die Holzpreise in den Keller sacken lässt, bringe die Verkehrssicherungspflicht viele Waldbesitzer in große Not, so Ludwig. „Zudem haben wir gar nicht die Unternehmerkapazität für alle Verkehrssicherungsmaßnahmen, die anstehen.“
Ein Baum in Zahlen
Jahresbilanz eines 100 Jahre alten Baumes:
■verarbeitet fünf Tonnen Kohlenstoffdioxid
■gibt 4,5 Tonnen Sauerstoff ab (was den Jahresbedarf von elf Menschen deckt)
■filtert eine Tonne Staub und Gifte aus der Luft
■ernährt 2500 Regenwürmer
■bindet 3000 Liter Wasser und gibt sie wie ein Schwamm nach und nach wieder ab
■fungiert als natürliche Klimaanlage
Viele Spaziergänger seien sich bei ihren Gängen durch den Wald der dort momentan herrschenden Gefahr nicht bewusst, warnte der Förster. Die Bäume seien so schwer geschädigt, dass nicht einmal starker Wind wehen müsse, um Baumkronen oder Äste brechen zu lassen. Das Heimtückische dabei: Nicht immer sieht man es dem Baum an, wie krank er ist. Ludwig: „Es brechen massive Äste aus noch grünen Bäumen.“
Baumschulen können Bedarf für Nachforstung nicht decken
Sorgen bereiten auch die Wiederaufforstungen, zu denen Waldbesitzer nach spätestens zwei Jahren verpflichtet seien und für die es mittlerweile millionenschwere Hilfsprogramme vom Land gibt. Doch wie bekommt man die kahlen Flächen wieder bewaldet? Welche Pflanzen soll man wählen? Was ist resistent genug und ökologisch wertvoll?
Das könnte Sie auch interessieren:
„Die Baumschulen werden niemals diesen Bedarf decken können“, prognostizierte Ludwig, der auf „Naturverjüngung“ setzt. „Wir freuen uns über jeden kleinen Baum, der von selbst wächst.“ Und allen Widrigkeiten zum Trotz, keimt nicht nur die Hoffnung: „Viele Bäume stehen schon in den Startlöchern“, sagte der Revierförster, der dem Mischwald die größten Chancen für die Zukunft gibt.
Pflanzaktion in Zusammenarbeit mit Schulen
„Wie kriegen wir die toten Bäume am schnellsten aus dem Wald?“, wollte Gerd Kortschlag (SPD) mit Blick auf noch gesunde Bestände wissen. Das Wettrennen sei nicht zu gewinnen, machte Ludwig klar: „Der Borkenkäfer ist schneller.“ Auch die noch gesunden Bäume seien nicht mehr zu retten. „Dann bräuchten wir drei Kilometer Abstand zwischen krank und gesund.“
„Was kann Politik tun?“, fragte CDU-Fraktionschefin Nicola Ciliax-Kindling. Doch die Möglichkeiten auf kommunaler Ebene sind begrenzt. Um dennoch wenigstens ein Zeichen zu setzen, beschloss der Ausschuss einstimmig, eine Pflanzaktion im Wald zu unterstützen, die in Zusammenarbeit mit den Schulen erfolgen soll. Zudem wurde die Verwaltung beauftragt, auf der Homepage auf die Gefahren durch umstürzende Bäume im Wald aufmerksam zu machen und zu klären, ob es möglich ist , für Waldarbeiten auch Kräfte des technischen Hilfswerks oder ähnlicher Organisationen hinzuzuziehen.