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Das Wunder von OdenthalEhepaar stiftet 300.000 Euro für WC-Anlage in Altenberg

Lesezeit 3 Minuten
Ein mobiler Toilettenwagen am Altenberger Dom.

Die Zeit der provisorischen Toiletten in Altenberg soll bald Vergangenheit sein. Eine große Privatspende macht es möglich.

Wunder dauern eben etwas länger: Ein Ehepaar aus Odenthal findet die derzeitige Situation „unwürdig für Altenberg“ und spendet großzügig.

Jahrelang hat man um sie gerungen, wurden passende stille Örtchen gesucht und wieder verworfen, wurde schließlich – allen Widrigkeiten zum Trotz – bis zur Baureife geplant. Am Ende wurde die öffentliche Toilettenanlage Altenberg aus Geldnot der Kommune dann doch sang- und klanglos zu Grabe getragen.

Jetzt feiern die Pläne eine unerwartete Auferstehung. Mit den Eheleuten Hans-Josef und Christel Hilgers aus Odenthal sind private Geldgeber auf den Plan getreten, die großzügig einspringen wollen, wo die öffentliche Hand versagt.

Erleichterung dürfte sich in Odenthal breit machen. In einem notariellen Vertrag hat das Ehepaar zugesichert, bis zu 300.000 Euro für den Bau des Toilettengebäudes am Rande des Küchenhofparkplatzes zu zahlen, damit die Not in Altenberg ein Ende hat. Zwar hatte die Gemeinde zwischenzeitlich durch die Anmietung, später durch den Kauf eines Toilettencontainers dafür gesorgt, dass derzeit wenigstens die dringendsten Bedürfnisse der Touristen erledigt werden können, doch blieb die Lösung notdürftig.

Meine Eltern haben hier geheiratet.
Spender Hans-Josef Hilgers

Ein Provisorium, „unwürdig für Altenberg“, befand auch das Ehepaar Hilgers bei einem Spaziergang durch den Ort, zu dem beide eine ganz besondere Beziehung haben. „Meine Eltern haben hier geheiratet“, sagt Hans-Josef Hilgers, der lange Jahre in führender Position im Genossenschaftswesen tätig war.

Seine Frau, ehemals Lehrerin an der Berufsschule in Bergisch Gladbach-Heidkamp, sei lange aktiv im Kirchenchor Altenberg gewesen. Viele schöne Erinnerungen seien mit dem Ort verbunden. Entsprechend groß war das Missfallen über die dürftige sanitäre Infrastruktur, deren Kargheit eher an das mittelalterliche Klosterwesen als an ein modernes touristisches und spirituelles Zentrum erinnert.

Die Eheleute wohnen seit 40 Jahren in Odenthal und fühlen sich hier sehr wohl

Beim bloßen Bedauern über armselige Toilettenhäuschen aus Vollplastik in Sichtweite sakraler, gotischer Baukunst beließen es Hilgers, die seit 40 Jahren in Odenthal leben und sich hier sehr wohlfühlen, wie sie betonen, aber nicht. „Wir wollten etwas tun und sind auf die Gemeinde zugegangen“, berichtet Hans-Josef Hilgers. Dass er im Rathaus mit offenen Armen empfangen wurde, verwundert nicht.

Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) zeigte sich jedenfalls sehr erleichtert und dankbar für die unerwartete Unterstützung, hatte doch die Verwaltung immer zäh an den ursprünglichen Toilettenplänen festgehalten, auch nachdem die Politik das Aus beschlossen hatte. Nur die Verwirklichung war angesichts der Kassenlage – Odenthal musste dem Rheinisch-Bergischen Kreis ein Haushaltssicherungskonzept vorlegen – immer unwahrscheinlicher geworden.

Baupläne liegen fertig in der Schublade

Jetzt müssen die fertigen Baupläne nur wieder aus der Schublade gezogen werden. Der Rheinisch-Bergische Kreis hat seine ehedem gemachte Förderzusage in Höhe von 50.000 Euro für die Toilettenanlage erneuert, das Erzbistum, das ursprünglich auch mit im Boot war, wurde ebenfalls wieder angefragt. Am Dienstagabend, 8. Oktober, lag dem Gemeinderat die Annahme der Schenkung zur Entscheidung vor.

Mitte kommenden Jahres, so denkt Hans-Josef Hilgers, könnte die Toilettenanlage dann tatsächlich in Betrieb gehen, nicht ohne eine Infotafel am Gebäude, die darüber Auskunft gibt, wem die Besucher das stille Örtchen zu verdanken haben. Das Ehepaar Hilgers hofft auf Nachahmer und weitere Spendenbereitschaft in Odenthal, das statistisch belegt über viele gut situierte Einwohner verfügt: „Es gibt hier genug Projekte, die gefördert werden könnten.“