Ohne große Zwischenfälle ist die erste A4-Sperrung bei Untereschbach zu Ende gegangen. Ein Mega-Stau löste sich über Nacht in Luft auf.
A4-SperrungMega-Stau in Rhein-Berg löst sich über Nacht in Luft auf
Wo sind bloß all die Autos hin? Wer am Sonntagvormittag bei strahlendem Sonnenschein über die Kreis- und Landstraßen fährt, traut seinen Augen nicht. Wo sich tags zuvor eine nicht endende Blechlawine über die Umleitungsstrecken zu der rund um Untereschbach gesperrten Autobahn 4 geschoben hat, ist freie Fahrt angesagt.
Die Autobahn GmbH hat von Freitag, 22 Uhr, bis Montag, 5 Uhr, die A4 zwischen Bensberg und Untereschbach gesperrt, weil sie die aus dem Jahre 1968 stammende Brücke über die L 136 mit Stützen versehen hat. Kommendes Wochenende wird noch einmal gesperrt, danach ist bis zum Abriss erst einmal Ruhe. Gefühlt 100 000 Mal ist auf die Vollsperrung hingewiesen worden. Dennoch knubbelt sich der Verkehr am Samstag nicht nur ein bisschen, sondern richtig heftig.
Der Reporter, der am Samstag auf „Streckenkontrolle“ geht, hat seine erste Staubegegnung gegen 11 Uhr auf der K41 in Moitzfeld. Die Piste, die den Berg runter nach Immekeppel führt, ist zur Einbahnstraße erklärt worden. Nur Busse, Anwohner und Fahrzeuge mit Sonder- und Wegerechten dürfen in die Gegenrichtung. Prompt braust ein Rettungswagen vorbei. Später gibt es auch noch ein schwarzes Zivilfahrzeug der Polizei mit Blaulicht. Die zwei Polizistinnen weisen wohl Verkehrsrowdys in die Schranken.
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Schranke setzt Durchfahrverbot durch
Schranke ist das Stichwort: Unweit der Ortsgrenze von Immekeppel setzt eine ebensolche das vorher fett angekündigte Durchfahrverbot nach Moitzfeld durch. Wer hier ausgebremst wird, hat aber die Chance, scharf nach links in einen Nebenweg abzubiegen und so auf den rechten Weg zurückzufinden.
Auf einem Parkplatz am Nebenweg macht Familie Lescot Pause. Vater Christoph hat die hiesige Lokalzeitung nicht gelesen und ist von der Sperrung überrascht worden. „Wir kommen aus Beauvais, eine Stunde von Paris, und fahren nach Polen“, sagt er auf Englisch. Ach ja, stimmt! Die A4 verbindet ja nicht nur Refrath mit Overath, sondern auch Frankreich mit Polen ... Gestresst wirken die Lescots nicht, eher tiefenentspannt.
Mitgefühl statt Wutbürgertum
Kein bisschen wutbürgerlich, sondern mitfühlend wirken Tim und Eva Rätscher ein paar Meter weiter. Natürlich sei der viele Verkehr nicht schön, sagt Tim, der Chef von Lilo's Stüffchen. „Aber wir wussten das vorher und konnten uns darauf einstellen.“ Das Ende der Belastung sei klar absehbar. Dagegen täten ihm die vielen Leute im Stau leid. Leid tun können einem auch diejenigen Autofahrer, die blind dem Kartendienst ihres iPhones folgen.
Denn der führt sie in die Irre, schickt sie von der Lindlarer in die Löher Straße, was ja nun gerade nicht sein soll. Wer sich an dieser konkreten Stelle nicht auf den Apple-Kartendienst stützt, sondern etwa auf Google Maps oder auf „Here WeGo“, ist klar im Vorteil.
Autobahnpolizei platziert Streifenwagen hinter der Sperrstelle
Ansonsten zeigen alle drei Dienste ziemlich klar an, wie es nun weitergeht: Stau. Stau in Immekeppel, in Untereschbach, in Hoffnungsthal. Erst danach wird es wieder besser. Anrufe bei den Polizei-Leitstellen in Köln und Bergisch Gladbach bestätigen den Eindruck der im Stau Stehenden: Es ist was los, und zwar fast überall, auf der Autobahn jenseits der Sperrstellen, auf der Straße durchs Sülztal und auch in den Nebenstraßen.
Die Autobahnpolizei hat extra ein Fahrzeug jenseits der gesperrten Brücke postiert, um schneller zu sein, und die Chefin vom Dienst in Bergisch Gladbach sagt, dass es sehr, sehr voll sei, und zwar in beiden bergischen Kreisen. Und dass es erheblich mehr Unfälle als sonst gebe und die Leute einfach ungeduldig seien. Entspannt wirkt dagegen das freundliche Gesicht der Autobahn GmbH vor Ort, Bauleiter Musaab Asaad.
„Wir haben uns alle Mühe gegeben und uns mit den anderen Behörden abgestimmt“, sagt er. Mit den für dieses Wochenende geplante Arbeiten unter der Brücke werde man vermutlich schon bis Samstagabend fertig sein, aber oben auf der Bahn wohl nicht. Von dort dringen vermeintlich Staubsaugergeräusche. Tatsächlich sind das Asphaltarbeiten. „Wir haben die Gunst der Stunde genutzt“, sagt er.
Der erneute Besuch am Sonntag zeigt, dass Asaad recht behalten hat. Kein Mensch vor Ort, nur ein älteres Biker-Paar aus Oberberg nähert sich. Nein, sie fahren nicht. Er schiebt das Motorrad durch den Fußgängertunnel, sie geht hinterher. Und lächelt.
Freitag gibt es die zweite Wochenendsperrung. Die Sonntags-Chefin vom Dienst der Gladbacher Polizei hat Hoffnung: „Am Samstag scheinen alle ihre Familien besucht oder eingekauft zu haben. Vielleicht sind die Menschen nächstes Mal besser vorbereitet, weil sie gesehen haben, wie es am Samstag war.“