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Marode A4-BrückeZahl der Schwertransporte in Rhein-Berg explodiert

Lesezeit 5 Minuten
Ein Schwertransport-Lkw fährt auf der L 136 von Untereschbach nach Bensberg, weil er die parallel verlaufende Autobahn 4 aufgrund einer maroden A4-Brücke nicht nutzen darf.

Ein Schwertransport belastet eine Straße mehr als 50 000 Kleinwagen, rechnet die Stadt Overath vor und fordert nun Gebühren.

Ein 30-Tonnen-Lkw belastet eine Straße wie 50.000 Kleinwagen. Overath fordert daher jetzt eine Sondernutzungsgebühr von Schwertransporten.

Sie kommen abends spät, in der Regel mit einem Heer von Begleitfahrzeugen und tonnenschwer: Die Zahl der nächtlichen Großraum- und Schwertransporte auf Rhein-Bergs Land- und Durchgangsstraßen hat rapide zugenommen, seitdem mehrere Brücken auf der A4 für die Kolosse gesperrt sind und auch auf der A45 wegen der gesprengten maroden Rahmede-Talbrücke kaum noch ein Durchkommen für sie ins Ruhrgebiet möglich ist.

Zahl der Schwertransportanträge hat sich allein in Overath versechsfacht

Hatte die Stadt Overath 2021 noch 218 Anträge für Großraum- und Schwertransporte zur Genehmigung vorgelegt bekommen, so waren es im vergangenen Jahr mit 1404 etwa sechsmal so viele.

Das hat enorme Folgen für die Straßen, auf welche die Schwertransporte von der A4 unter anderem wegen der maroden Brücke in Untereschbach ausweichen müssen: Aufgrund ihrer Abmessungen und ihres Gewichts belaste bereits ein 30 Tonnen schwerer Lkw die Straße genauso stark wie 50 000 Kleinwagen, hat die Stadt Overath ermittelt. Die Folge: Die Fahrbahndecken werden deutlich schneller abgenutzt, es bilden sich Spurrillen und der Unterbau der Straße wird geschädigt.

Stadt Overath hat mit Sondergebühren die Notbremse gezogen

Die Stadt Overath hat deshalb nun die Notbremse gezogen und eine Sondernutzungsgebühr für die Nutzung ihrer Straßen durch Großraum- und Schwertransporte eingeführt. Schließlich führten solche zu einer höheren Sanierungsbedürftigkeit der Straßen. Und das Problem wird sich ab dieser Woche noch verlagern – und auf Rösrath ausweiten.

Ein Schwertransport fährt am Dienstagabend, 12. Dezember, gegen 22 Uhr auf der Overather Straße bzw. Steinstraße durch Bensberg.

Nahezu jede Nacht sind Schwertransporte wegen der für sie gesperrten maroden A4-Brücken parallel zur Autobahn wie hier in Bensberg unterwegs.

Denn fuhren die Großraum- und Schwertransporte bislang vor der für sie gesperrten A4-Brücke in Untereschbach ab und nutzten dann die parallel verlaufende Landstraße 136 (ehemals B 55), um in Bensberg (oder wie in den vergangenen Wochen wegen der schmalen Fahrstreifen der aktuellen Sanierungsbaustelle auf der A4 auch erst in Refrath) wieder auf die Autobahn zu fahren, so wird ab diesem Mittwoch auch die Durchfahrt auf der L 136 unter der ab dann langwierig erneuerten A4-Brücke gesperrt.

Ab diesem Mittwoch fahren wohl mehr Schwertransporte durch Rösrath

Nach mehrfach anderslautenden Informationen von Straßen NRW zu den künftigen Ausweichrouten hieß es nun im Verkehrsausschuss des Kreises, sämtliche Schwertransporte würden nach Einzelprüfung von Untereschbach wenn möglich durch Hoffnungsthal und Rösrath zur A3 umgeleitet. Geprüft werden muss jeder Einzelfall, da es wie berichtet auch in Lehmbach und Hoffnungsthals Ortsmitte marode Brücken gibt, die in den kommenden Jahren abgerissen und neu gebaut werden sollen.

Eigentlich sind die beiden maroden Sülzbrücken in Lehmbach und Hoffnungsthal laut Kreis nur bis zu einem maximalen Gesamtgewicht von 45 Tonnen befahrbar. Wie der für Verkehr zuständige Amtsleiter der Kreisverwaltung, Andreas Hegewald, allerdings im jüngsten Verkehrsausschusses auf Nachfrage von Grünen-Politiker Friedhelm Weiß mitteilte, soll nach Angaben des Landesbetriebs Straßen NRW nach Einzelfallprüfung nun auch ein Befahren der Brücken durch schwerere Fahrzeuge möglich sein.

Sondergebühren: In Lüdenscheid nahm Zahl der Schwertransportanträge ab

Die Stadt Overath ist mit ihren Sondernutzungsgebühren für Großraum- und Schwertransporte, um entstehende Schäden an ihren Straßen zu refinanzieren, bislang in der Region noch Vorreiter.

Am Beispiel der Stadt Lüdenscheid, die solche Sondernutzungsgebühren nach Sperrung der Rahmede-Talbrücke der A45 im Jahr 2021 einführte, zeigte sich laut Overather Stadtverwaltung unterdessen auch eine Steuerungswirkung: Im Folgejahr sei die Zahl der Anträge für Großraum- und Schwertransporte und auch die Zahl der tatsächlich durchgeführten Fahrten deutlich zurückgegangen, so Overaths Beigeordneter Mario Bredow. Offensichtlich seien Transporte auf alternative Wegstrecken ausgewichen – möglicherweise auch auf die A4.


Wie Overath die Sondergebühr fordert

1404 Anträge auf Großraum- und Schwertransporte hat allein die an der A4 gelegene Stadt Overath im vergangenen Jahr erhalten. Zwei Jahre zuvor waren es noch 218. Zwar führe nicht jeder Antrag zu einer auch tatsächlich durchgeführten Fahrt, so die Stadtverwaltung, auf der anderen Seite könnten mit einem Antrag auch mehrere Transporte oder auch eine Dauergenehmigung für Fahrzeuge bis 60 Tonnen beantragt werden.

Bei einer Auswahl von Anträgen hat die Stadt das daher detailliert ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass aus einem Antrag im Durchschnitt 4,25 Fahrten von Großraum- oder Schwertransporten erfolgten. Die Zahl der tatsächlich erfolgten Großraum- und Schwertransporte dürfte dementsprechend noch deutlich höher sein als die Zahl der Anträge.

Dabei belastet ein 30 Tonnen schwerer Lastwagen eine Straße nach Recherchen der Stadt Overath so stark wie 50 000 Kleinwagen. Wegen der daraus entstehenden höheren Belastung der Straßen hat die Sülz- und Aggerstadt für Großraum- und Schwertransporte gemäß Straßen – und Wegegesetz Sondernutzungsgebühren eingeführt. Diese berechnen sich nach mehreren Faktoren wie dem Gewicht, dem wirtschaftlichen Interesse des Transports sowie der Länge des Transportwegs und möglicher alternativer Transportwege auf Wasser oder Schiene.

Im Februar hat der Overather Stadtrat eine entsprechende Sondernutzungssatzung erlassen. Die Gebühren betragen zwischen knapp 35 Euro für einen Schwertransport mit 60 Tonnen bis zu 416,52 Euro jährlich für eine Dauergenehmigung. (wg)


Neue Umleitungswege ab dieser Woche

Weil die parallel zur A4 von Untereschbach nach Bensberg verlaufende Landstraße 136 (früher B 55) ab diesem Mittwoch im Zuge der anlaufenden Erneuerung der A4-Brücke in Untereschbach gesperrt wird, müssen Großraum- und Schwertransporte auf andere Strecken umgeleitet werden.

Für zunächst etwa 15 Wochen ist eine Umfahrung der A4-Brücke über die L 136 laut Kreis nicht möglich, weil in dieser Zeit eine Unterstützungskonstruktion unter der A4-Brücke über die L 136 errichtet wird. Auch danach wird es bis zur Fertigstellung des Neubaus der A4-Brücke Einschränkungen auf der L 136 geben – für den Verkehr und als Schwertransport-Umleitungsstrecke. (wg)