An den beiden Sperr-Wochenenden auf der A4 bei Untereschbach waren viel weniger Autos als sonst unterwegs, so Zahlen der Autobahn GmbH.
VerkehrsdatenWunder vom Sülztal bei A4-Sperre – Wo waren all die Autos hin?
Die großräumigen Umleitungsempfehlungen der Autobahn GmbH anlässlich der beiden Vollsperrungen der A4 bei Untereschbach im Juli ist nur von einem Teil der Autofahrer angenommen worden; zugleich war aber, zum Glück für alle Beteiligten auf und an den untergeordneten Straßen, die Verkehrsbelastung weitaus geringer als ein Wochenende zuvor. Das ergibt sich aus den von der Autobahn GmbH auf Anfrage zur Verfügung gestellten Zähl-Daten der relevanten „Mess-Querschnitte“ von A4 und A3.
„Die Messquerschnitte“, so erläutert eine Autobahnerin, sind „Messschleifen im Boden der Fahrbahn, die Anzahl, Zusammensetzung und Geschwindigkeit des Verkehrs erfassen“, also quasi automatisierte Zählstellen. Für die Untereschbach-Sperre die zentrale Messstelle im Osten war dabei Gummersbach.
„Für das Gesamtaufkommen wurden die Messquerschnitte in Fahrtrichtung West auf Höhe der Anschlussstelle Gummersbach und in der Zufahrt der Anschlussstelle addiert: Hauptfahrbahn (HFB) plus Zufahrt (ZU)“, so die Sprecherin.
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In Bielstein runter von der A4 wollte die Mehrheit nicht
„Es werden also in dieser Zahl alle Kraftfahrzeuge erfasst, die die Anschlussstelle Gummersbach in Fahrtrichtung West passieren und dort hinzukommen. Dazu wurde gezählt, wie viele Fahrzeuge jeweils die Abfahrten der Anschlussstelle Bielstein und der Anschlussstelle Untereschbach genutzt haben.“ Dabei habe sich gezeigt, dass weniger Kraftfahrzeuge die empfohlene Umleitung ab der Anschlussstelle Bielstein gewählt hätten. Die Mehrheit verließ die A4 erst unmittelbar vor der Sperrstelle, also an der Ausfahrt Untereschbach.
Die Zahlen im Einzelnen: Am Wochenende vom 5. bis 8. Juli – das ist das Wochenende vor der ersten Vollsperrung und der Ferienbeginn - betrug das gesamte Verkehrsaufkommen auf der A4 in Fahrtrichtung Westen 42.567 Fahrzeuge und in Fahrtrichtung Osten 52.920 Kfz. Die Zählstelle in Richtung Osten lag übrigens kurz vor der Anschlussstelle Bensberg.
Gigantischer Autoschwund an den Sperr-Wochenenden
Dagegen fuhren am ersten Sperrwochenende, also vom 12. bis 15. Juli, nur 30.532 Fahrzeuge in Richtung Westen und sogar nur 3298 Fahrzeuge in Richtung Osten. Am zweiten Sperrwochenende, vom 19. bis 22. Juli, war es ähnlich: Richtung Westen 31.704 Fahrzeuge, Richtung Osten 2810 Fahrzeuge.
Um herauszufinden, in welchem Maße die von der Autobahn GmbH empfohlenen Umleitungsstrecken genutzt wurden und wie sich der Verkehr in das nachgeordnete Netz (Bundes-, Land-, Kreis-, Gemeindestraßen) verteilt hat, haben die Autobahner zusätzlich die abfahrenden Fahrzeuge an den Anschlussstellen Bielstein und Untereschbach der A4 sowie an der Abfahrt Rösrath der A3 ausgewertet.
Über Rösrath und Donrath suchte sich kaum jemand den Weg nach Osten
Dabei zeigte sich, dass an beiden Sperr-Wochenenden in Fahrtrichtung West (Köln) etwa 19 beziehungsweise 26 Prozent in Bielstein abfuhren – also jeder fünfte beziehungsweise jeder vierte Wagen. Hingegen blieb jeweils die Mehrheit (60 beziehungsweise 57 Prozent) bis zuletzt auf der A4, um dann quasi in letzter Sekunde in Untereschbach die Autobahn zu verlassen.
Gar nicht der Rede wert war die umgekehrte Umleitungsempfehlung von West nach Ost, die über die Anschlussstelle Rösrath der A3 und von dort über Donrath und Overath führte.
Autoschwund als Glücksfall für die Anwohner der Umleitungen
Der Anteil der abfahrenden Kfz an der Anschlussstelle Rösrath der A3 war sowohl am Vergleichswochenende als auch an den beiden Sperrwochenenden mit 0,24 Prozent, 0,34 Prozent und 0,29 Prozent gleichbleibend niedrig, was aus Sicht der Autobahn GmbH darauf schließen lässt, dass auch die ausgeschilderte Umleitung nur gering genutzt wurde.
Angesichts der relativen Sturheit vieler Verkehrsteilnehmer aus dem Osten, die allen Appellen zum Trotz in Fahrtrichtung Köln bis zuletzt auf der A4 blieben, statt schon in Bielstein abzufahren, war es für die Anwohner des „nachgeordneten Netzes“ im Sülztal andererseits ein großes Glück, dass insgesamt rund ein Viertel weniger Autos in Richtung Köln strebte als am ersten Juli-Wochenende.
War es Einsicht und Vernunft oder Zufall?
In der Gegenrichtung, von Köln nach Osten, war der Auto-Schwund noch viel ausgeprägter: 52.920 Autos am ersten Juli-Wochenende, an den Sperrwochenenden dagegen jeweils um die 3000, also nicht einmal sechs Prozent.
Woran das wohl gelegen hat? An der Vernunft der vielen, die sich an den beiden Sperrwochenenden eben erst gar nicht auf die Piste begeben haben, weil sie ja von der Sperrung wussten? Oder an den vielen, die schon vorher auf und davon, in Urlaub, waren?
Die Autobahn GmbH hält sich auf Nachfrage bedeckt: Zu der Frage könnten zwar „durchaus Gedankenanstöße angestellt“ werden. „Da der Autobahn GmbH jedoch keine Zahlen für das untergeordnete Netz vorliegen, ist unsererseits Zurückhaltung in der Äußerung von Annahmen und Schlussfolgerungen geboten.“