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PandemiebekämpfungKlar unklare Lage auch im Kreishaus Rhein-Berg

Lesezeit 3 Minuten

Testergebnisse gibt’s mittlerweile schnell, aus Rhein-Berg ans Land gemeldet werden sie aber vielfach sehr zeitverzögert, was nach einer Umstellung der Erfassung beim Land zu völlig verfälschten und häufig tagesaktuell zu niedrig angegeben Inzidenz-Werten führt.

Rhein-Berg – 55 neue bestätigte Corona-Fälle hat der Kreis zum Mittwoch ans Land gemeldet. Damit sinkt die tagesaktuell berechnete Sieben-Tages-Inzidenz erneut leicht auf 141,6. Aber das ist nur der offizielle Wert – der tatsächliche dürfte wieder deutlich höher liegen. Das zeigen wie bereits mehrfach berechnet die täglichen Nachmeldungen des Landeszentrums für Gesundheit NRW (LZG), das jeden Corona-Fall seit der zweiten April-Woche auf den Tag des Testergebnisses zurückdatiert und nicht mehr unter dem Tag verbucht, an dem der Kreis den jeweiligen Fall meldet.

Wie groß der Unterschied sein kann und welche Folgen er eigentlich haben müsste, zeigt ein Blick auf den Montag dieser Woche. Am Tag selbst war der Inzidenz-Wert noch mit 131,7 angegeben worden, gestern wurde er erneut nach oben gestuft – auf 158,2 und damit bereits über den Grenzwert von 150, bei dem laut Bundesnotbremse nach dreitägiger Überschreitung der Einzelhandel des nichttäglichen Bedarfs eigentlich wieder geschlossen werden und maximal zu Abholservice zurückkehren müsste.

Und drei Tage wäre er im Rückblick am Montag bereits überschritten gewesen – denn nach mehrmaligen Korrekturen wurde der Sonntagswert gestern vom LZG bereits mit 161,7 (statt den am Tag selbst gemeldeten 143,0) und der Wert für Samstag mit 171,6 (statt der tagesaktuell gemeldeten 138,0) angegeben.

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Als Basis dafür, ob eine Einschränkung der Bundesnotbremse für Rhein-Berg greift, werden aber wie gesagt nur die tagesaktuell berechneten Werte zugrunde gelegt.

Bei realistischen Inzidenz-Werten hätten Geschäfte nicht wieder öffnen dürfen

Auffällig ist, dass für Rhein-Berg deutlich stärkere Korrekturen vom Landeszentrum ausgewiesen werden als etwa in anderen Kreisen wie beispielsweise dem benachbarten Oberbergischen. Zudem fallen im Rheinisch-Bergischen auffällig lange Nachträge an, zwölf- bis 13-tägige Rückdatierungen sind keine Seltenheit.

Gut möglich, dass nach einigen weiteren zu erwartenden Korrekturen in den kommenden Tagen die korrigierten Sieben-Tages-Inzidenzen in den entscheidenden Tagen auch über dem nächsten Grenzwert von 165 lagen, nach dessen dreitägigem Überschreiten man auch die Schulen in dieser Woche in Rhein-Berg nicht zum Wechselunterricht hätte zurückkehren lassen dürfen.

Überlastung des Krisenmanagement im Kreishaus? Antwort bleibt aus

Bleibt die Frage: Warum die Zahlen aus Rhein-Berg derart verspätet beim Land eingehen. Spielt die Stilllegung des Krisenstabs eine Rolle? Oder die noch immer in den Anfängen steckende Einführung digitaler Prozesse? Eine Antwort des Kreises auf die bereits mehrfach aufgeworfene Frage der Redaktion nach diesen Verzögerungen ging auch am Mittwoch bis Redaktionsschluss nicht ein.

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Bevor das Land um den 9. April sein Meldesystem umgestellt hatte, waren später gemeldete Fälle in die Berechnung der tagesaktuellen Inzidenz mit eingeflossen, nun tauchen sie nur noch in den nachträglich korrigierten Inzidenzwerten auf. Bis Dienstag hatte auch der Kreis diese rückwirkend korrigierten Inzidenz-Werte noch gemeldet. In der Mittwochs-Pressemitteilung fehlten sie dann.

Problem bleibt: Ein Instrument zur Pandemiebekämpfung fällt aus

Das Problem aber bleibt: Die tagesaktuell gemeldete Inzidenz sagt wenig über die tatsächliche Infektionsrate an einem Tag aus, und die zeitversetzten Meldungen und rückwirkenden Korrekturen führen dazu, dass die Bundesnotbremse zurzeit nicht mir weiteren Einschränkungen in Rhein-Berg greift. Und auch zu eigenen Initiativen, weitere Einschränkungen in Abstimmung mit dem Land umzusetzen, gab es bislang aus dem Kreishaus keine Angaben.