Trecker bringen Licht ins DunkelAdvents-Korso im Bergischen Kreis
Rhein-Berg – Im Konvoi kommt gut ein Dutzend Trecker angerattert ins Gewerbegebiet Cliev am Rande von Kürten-Herweg. An Bord sind Landwirte vom konventionellen Milch- bis zum Biobauern aus dem Bergischen Land. Bei näherem Hinsehen entdeckt man in der untergehenden Sonne glimmende Lichterketten an den Reifen und auf der Fahrerkabine. Da sind Tannenbäume und die Bauern tragen alle rote Zipfelmützen.
Was da los ist? „Wir wollen in der dunklen Pandemiezeit etwas Gutes tun, und den Leuten in Altenheimen, Kinderheimen und Krankenhäusern einen „Funken Hoffnung bringen“, erklärt Torsten Mühlinghaus, Sprecher der regionalen Landwirte, am Treffpunkt Cliev. Deutschlandweit sind sie im Verein „Land schafft Verbindung“, kurz LWV, engagiert, aber auch in Bauern-, Bio- und Milchverbänden. Um Punkt 17 Uhr wollen sie im Konvoi mit den Treckern langsam durch Bechen fahren und dabei besonders langsam die Senioren- und Pflegeeinrichtungen passieren.
Weihnachtsmusik aus Lautsprechern
Aus Dabringhausen wird ein Motivwagen vom Karnevalsverein herangekarrt. „Der hat eine Lautsprecheranlage, damit wir schöne Weihnachtsmusik vor den Leuten spielen können“, so Mühlinghaus. Aus Odenthal beteiligt sich die Landwirtin Maren Dünner mit ihrem Lichterketten-Trecker: „Unterwegs haben wir schon strahlende Kinderaugen gesehen. Das ist es, was wir wollen: In der Coronazeit den Alltag versüßen – die Bauern bringen Licht ins Dunkle.“
Der Kürtener Marc Raffelsiefer, der in Dabringhausen einen Milchviehhof betreibt, hat seinen zweijährigen Sohn Finn mitgenommen: „Wenn Papa Trecker fährt, muss er mit.“ Und er teilt den Ansatz der Gruppe, auch die Probleme der Landwirte bei dieser Korsofahrt zu vermitteln: „Wir wollen Aufmerksamkeit erregen, aber in erster Linie Leuten, die nicht raus kommen, ein Lächeln auf die Lippen zaubern.“
Bauern wollen Sorgen mitteilen
Bei aller Begeisterung für die leuchtenden Schlepper wird deutlich, dass die Bauern ihre Sorgen der Bevölkerung mitteilen möchten. Auf einem Transparent vor dem Motorblock heißt es „Lieber Politiker, bitte mach Politik mit der Wissenschaft“.
Was damit gemeint ist, verdeutlicht Torsten Mühlinghaus: „Es ist auch eine politische Demo. Wir werden an den Pranger gestellt, verantwortlich gemacht für Umwelt- und Wasserverschmutzung und für schlechtes Klima. Wir wollen zeigen, dass wir nicht so sind und zur Gesellschaft dazugehören.“
Dann zieht der Treckerkorso los, die Probleme der Bauern geraten in den Hintergrund angesichts der leuchtend bunten Lichterschlepper. Am Straßenrand stehen überall Familien mit ihren Kindern, die sich Leuchtbänder und Lichterketten um Kopf und Arme gewickelt haben und winken.
Stühle mit warmen Kissen für Zuschauer
Vor dem Caritas-Seniorenheim im Becherfeld an der Kirche hat die Leiterin der Wohngemeinschaft in der Tagespflege, Tanja Lorenz-Emmerich, ein paar Stühle mit warmen Kissen aufgestellt. „Ich hole unsere Leute gleich an die Straße“, sagt sie und geleitet wenig später die Senioren langsam zu ihren Plätzen. Ein Paar hat die betagte Mutter in den Rollstuhl gesetzt, sie warm eingepackt mit zwei Jacken und einem dicken Plumeau.
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Und dann passiert der Korso die alten Leute – ein Trecker hat ein gleißendes Lichterband auf der Motorhaube, einer trägt einen großen Stern mit Lichterglanz. Und vom Motivwagen des Karnevalsvereins erklingt Weihnachtsmusik. Eine weibliche Nikolaus-Puppe grüßt die Passanten, bevor die Fahrt weiter geht zum Kursana Domizil, dem CMS Pflegezentrum und der Seniorenwohngemeinschaft Altes Amt.
Dann geht es weiter nach Wermelskirchen. Auf der Bundesstraße 506 bildet sich ein langer Stau – alles für den „Funken Hoffnung“ der Nikoläuse im Treckerkorso, der dann einmal um die Große Dhünn-Talsperre zieht.