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Energiegipfel in Rhein-BergAuch mit Sanduhr gegen die Energiekrise

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Die Teilnehmer des Energiegipfel im Rheinisch-Bergischer Kreis.

Rhein-Berg – Es fängt beim kurzen Duschen an und hört beim Herunterdrehen der Heizung lang noch nicht auf – in den kommenden Wintern droht eine Gas- und Stromkrise, von der sich die meisten Menschen derzeit noch gar kein Bild machen können.

Genau aus diesem Grund hat Landrat Stephan Santelmann am Freitag Vertreter aus Kommunen, Kreis, Land- und Bundestag, Wirtschaft und Energieversorgern, Sozialverwaltung und Beratung zum Austausch beim ersten Energiegipfel dieser Art eingeladen.

Konkrete Beispiele für Kampagne aus Wermelskirchen

„Das Problem ist, dass die meisten von uns keinen Mangel kennen“, brachte Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Lück die Lage nach dem dreistündigen „Gipfel“ auf den Punkt. Sie selbst hat in „ihrer“ Stadt bereits früh angefangen, die Menschen auf die drohende Gas- und Strommangellage vorzubereiten.

Bereits Anfang Juli hat sie den städtischen Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) Energie eingesetzt, kurz darauf die Kampagne „Wermelskirchen dreht ab“ gestartet, ist mit ihren Leuten aktiv auf Vereine, Initiativen, Sozialverbände, Wirtschaft und Wohnungsbaugesellschaften zugegangen, um die Menschen zu überzeugen, ihren Energiebedarf zu reduzieren.

Drei-Minuten-Dusch-Sanduhren

Die Drei-Minuten-Dusch-Sanduhren, die ihr Team mit Energiespartipps verschickte, sorgten bereits bundesweit für Aufmerksamkeit: „Wir haben dazu haben auch schon Anfragen aus Berlin und Chemnitz bekommen“, so Lück.

Noch kein Krisenstab im Kreis

Landrat: „Wir bereiten das in Ruhe vor“

Während Städte wie Wermelskirchen und Leichlingen ihre Stäbe für außergewöhnliche Ereignisse bereits vor Wochen zur drohenden Energiekrise hochgefahren haben, ist man beim Kreis noch „in der Prüfung“, wie Landrat Santelmann auf Nachfrage bei der Pressekonferenz nach dem Energiegipfel sagte. „Wir bereiten das in Ruhe vor“, so der Kreishauschef. In den Nachbarkreisen verfahre man im Übrigen genauso. Und mit Großstädten wie Köln, in denen die Entscheidung zum Krisenstab steht, könne man den kreis nicht vergleichen, findet Santelmann. „Weil hier vieles auf kommunaler Ebene läuft.“ (wg)

Kreishaus orientiert sich an Bundestag, Kommunen sind schon konkreter

Und was ist mit den Absenkungen der Heizung im Kreishaus? „Wir orientieren uns da an den Absenkungen des Deutschen Bundestags“, antwortete Santelmann. Wie die aussähen, werde man gerne nachliefern: „Herr Tebroke hat uns die zur Verfügung gestellt.“

Nicht nur Städte wie Rösrath und Bergisch Gladbach haben bereits konkret Temperaturen von Bädern gesenkt und – wie im Fall der Kreisstadt – die Bürotemperaturen für den Winter auf den Weg gebracht. Auch Bürgermeisterin Marion Lück ist bei der Temperaturabsenkung im Wermelskirchener Rathaus schon über die Tücken der Heizungsanlage im Bilde, die sich nur zentral steuern lässt. Bei den angepeilten 19 Grad im zweiten Stock, werde es in der Etage darunter deutlich kühler sein, weil die Halle im Erdgeschoss gar nicht geheizt werde. Offenbar kann Austausch auch über den Gipfel hinaus noch sehr hilfreich sein. (wg)

„Wir müssen dringend weiter im Gespräch bleiben“, zog Landrat Santelmann nach dem Gipfel Bilanz und berichtete von mehreren „Hilferufen“ an Land und Bund, etwa aus dem Handwerk, von Bäckern und Metzgern, die er vernommen habe. Beispielsweise weil Abschläge für Energiekosten von 2400 auf 12.000 Euro in die Höhe geschnellt seien.

„Wir können nicht in die Fläche gehen und den lokalen Bäcker subventionieren“, dämpfte der Gladbacher Grünen-Bundestagsabgeordnete Maik Außendorf einige Erwartungen. „Es wird dazu führen, dass Brötchen, dass auch weitere Lebensmittel teurer werden. Am Ende heißt das Wohlstandsverlust für alle.“ Der Staat könne lediglich dafür sorgen, dass Existenzen gesichert würden.

Bundestagsabgeordnete in kontroverser Diskussion

Dass unter anderem das Energiekostendämpfungsprogramm der Bundesregierung durchaus kontrovers diskutiert werde, betonte Rhein-Bergs CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke. Nach dem Auftakt des Energiegipfels, den die Beteiligten unisono begrüßten, komme es darauf an, den Austausch zu verstetigen, so Tebroke. Und: „Wir müssen kommunizieren und zeigen, was jeder zum Energiesparen beitragen kann.“

Um eine gemeinsame Lageeinschätzung rangen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltungen beim Energiegipfel.

Dass es Handlungsbedarf gibt bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, etwa für Unternehmen, die kurzfristig wieder auf Öl als Energieträger umsteigen wollen, nahm CDU-Landtagsabgeordneter Martin Lucke mit nach Düsseldorf. Und: „Natürlich müssen wir die Erneuerbaren ausbauen – kurzfristig hilft uns das allerdings nicht, über den Winter zu kommen.“

Austausch soll fortgesetzt werden

Es sei wichtig, mit Vertretern der unterschiedlichsten Bereiche des Lebens in Kontakt zu kommen, sagte Dr. Ulrich Groß. Der Geschäftsführer der Rheinischen Netz-Gesellschaft mbH hatte ebenso wie Marcus Otto von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Volker Suermann von der Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Thorsten Zimmermann von der IHK und Sozialdezernent Markus Fischer einen Impulsvortrag „Gipfel“ im Bürgerhaus Bergischer Löwe beigesteuert.

Groß’ Fazit: Auch wenn die Gaslieferungen im Westen der Bundesrepublik durch Einspeisungen westlicher Nachbarländer stabiler sein könnten, als am Tropf der russischen Importe im Osten drohe eine Krise, die noch lange nicht zu Ende sei, für die es „keine Blaupause“, dafür aber jede Menge Unwägbarkeiten in den Auswirkungen gebe. „Und niemand weiß, wie kalt der nächste Winter wird.“

Unterschiedliche Szenarien für den nächsten Winter

Auf die unterschiedlichen Szenarien wies auch Grünen-Politiker Außendorf hin: Es gebe Szenarien, nach denen „wir es schaffen können, wenn wir jetzt 20 Prozent einsparen“. Es gebe aber auch solche, nach denen die Gasspeicher im Winter leerlaufen könnten. Dann müssten nach der derzeitigen gesetzlichen Regelung Wirtschaftsbetriebe zuerst ihren Gasverbrauch runterfahren.

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In einem Bericht sollen die Ergebnisse des ersten rheinisch-bergischen Energiegipfels laut Landrat Santelmann nun „gebündelt und ausgewertet“ werden. Wie konkret in Wermelskirchen etwa Wohnungsanbieter längst Heizungsanlagen bis auf die Warmwasserbereitung heruntergefahren haben, berichtete Marion Lück und machte klar: „Man muss jetzt auch ein bisschen Fahrt aufnehmen.“