Rhein-Berg – „Ehrlich gesagt, nicht“, antwortet Professor Dr. Lothar Scheuer, Vorstand des Aggerverbandes, auf die Frage, ob sein Verband mehr hätte tun können, um die Hochwasserkatastrophe von Mittwoch vergangener Woche zu verhindern. „Als wir die Vorwarnung vom Deutschen Wetterdienst bekamen, haben wir sofort mit der Vorentlastung der Talsperren begonnen und mit unseren Mitarbeitern die Durchlasskontrollen verstärkt. Aber das hat nur gemildert, die kleinen Flüsse sind unwahrscheinlich schnell angeschwollen.“
Natürlich müsse man überlegen, was sich noch besser vorbereiten lasse, doch in seinen 30 Jahren beim Aggerverband, sagt Scheuer, habe er solche Niederschlagsmengen noch nicht erlebt. „Was man möglicherweise noch verbessern könnte, wäre, über Wetterwarnung noch direkter an Gewässer heranzugehen. Außerdem gibt es die Forderung nach besseren Berechnungsmodellen.“
Aggerverband plädiert für Maßnahmenbündel
Auch für die geltenden Bemessungsregeln bei den Gewässern müsse man sich wohl Zuschläge überlegen. In Kürten-Spitze und in Overath-Untereschbach hätten Regenrückhaltebecken zumindest die Spitze herausgenommen. Ein Problem, mit dem auch der Aggerverband zu kämpfen hatte, war der Stromausfall: „Notstromaggregate nützen nichts“, sagt Professor Scheuer, „wenn sie unter Wasser liegen.“
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Der Vorstand des Aggerverbandes plädiert für ein Bündel von Maßnahmen, um derartige Katastrophen besser abwenden zu können: Es müsse überlegt werden, wo es versiegelte Flächen gebe, die nicht versiegelt sein müssten. Zusätzliche Faktoren im Zusammenhang mit dem Klimawandel müssten einberechnet werden, und die Bauleitplanung und Wasserwirtschaft müssten stärker Hand in Hand gehen, damit in gefährdeten Gebieten nicht noch gebaut werde. Scheuer plädiert auch für eine verpflichtende Elementarschadenversicherung, wie es sie in anderen Ländern längst gibt. „Da zahlt dann jeder ein, und in solchen Fällen wie jetzt werden die Folgen gemildert.“
Bypass-Öffnung schützte Bergisch Gladbacher Stadtmitte
„Wir hatten keine Vorwarnzeit“, sagt Martin Wagner vom Strundeverband in Bergisch Gladbach. Er schätzt das Regenereignis vom vergangenen Mittwoch als „weit mehr als 150-jährig“ ein. Die vielen kleinen Mittelgebirgsbäche im Bergischen Land könnten diese enormen Fluten nicht aufnehmen.
Vor dem Starkregen habe er die Rechen an der Strunde und ihren Zuläufen im Stadtgebiet geprüft und am Strunde-Durchlass Odenthaler Straße einen weiteren Bypass nach unten hin geöffnet. Damit sei deutlich mehr Wasser also sonst durch den unterirdischen Verlauf der Strunde geflossen, das habe die Stadtmitte geschützt. „Diesen langanhaltenden, ununterbrochenen Regen hat es hier bislang nicht gegeben“, meint Wagner.