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Rhein-Berg wählt
35-jährige Caroline Bosbach (CDU) fordert fundamentales Umdenken

Lesezeit 5 Minuten
CDU-Bundestagskandidatin Caroline Bosbach (35) aus Bergisch Gladbach steht vor dem Rathaus ihrer Heimatstadt.

Kandidiert für die CDU um das rheinisch-bergische Direktmandat und ein starkes Zweitstimmenergebnis für ihre Partei: Caroline Bosbach (35) aus Bergisch Gladbach.

Caroline Bosbach (CDU) aus Bergisch Gladbach kandidiert für den Bundestag – Warum sie boxt und was sie in Berlin ändern will.

Mit der Bundespolitik ist sie daheim groß geworden und hat doch längst ganz eigene politische Schwerpunkte und Themen – und etwas zu sagen. Dabei, so stellt sie im Gespräch gleich klar, ist ihr vor allem eines wichtig: zuzuhören. „Politikern wird ja nachgesagt, dass wir gerne viel reden. Mir ist aber erstmal das Zuhören wichtig, denn mein persönlicher Anspruch ist es ja, die Menschen zu vertreten“, sagt die 35-Jährige, die bei der Bundestagswahl am 23. Februar als CDU-Kandidatin das Direktmandat im Rheinisch-Bergischen Kreis erringen und damit die Nachfolge vom nicht erneut kandidierenden CDU-Kreisparteichef Dr. Hermann-Josef Tebroke antreten möchte – und die ihres Vaters, der das Direktmandat vor Tebroke 23 Jahre lang mit Traumergebnissen geholt hatte.

Doch darüber spricht sie nicht. Sie hat ihre eigenen Punkte, sieht den Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr. Auch durch ihre ehrenamtliche Arbeit in einer Geflüchtetenunterkunft in Berlin hat sie dazu gefunden, dass sie politisch mitreden möchte – und gestalten.

Wenn es so weitergeht, laufen wir Gefahr, zu zerstören, was unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben.
Caroline Bosbach, CDU-Bundestagskandidatin für Rhein-Berg

Neben der Stärkung der vor dem Finanzkollaps stehenden Kommunen sowie der heimischen Wirtschaft unter anderem durch wettbewerbsfähigere Energiepreise würde sie auch im Bergischen für eine bessere Verkehrsinfrastruktur kämpfen – von Straße bis Bahn, „ohne einzelne Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen“. Und sie will sich für eine Verbesserung der öffentlichen Sicherheit einsetzen, wie sie sagt: „Dass wir uns wieder frei zu jeder Tages- und Nachtzeit bewegen können, auch in öffentlichen Verkehrsmitteln, im öffentlichen Raum.“

Was sie antreibt? „Ich liebe mein Land“, sagt sie mit fester Stimme. Für sie sei Deutschland „eines der schönsten Länder der Welt“. Mittlerweile jedoch, so höre und spüre sie in jedem Gespräch, würden die Menschen immer mehr das Vertrauen in die Politik und den Staat verlieren. „Wenn es so weitergeht, laufen wir Gefahr, zu zerstören, was unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben“, sagt die 35-Jährige. Deshalb kandidiere sie, sagt die Bergisch Gladbacherin, die Wirtschaftskommunikation in Berlin studiert hat und jüngst erst als Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrats der CDU wiedergewählt worden ist.

„Mit Herz für die Heimat und Klartext für Berlin“, lautet der Wahlslogan der 35-Jährigen, die in ihrer knappen Freizeit ebenso gerne reitet wie Boxsport betreibt – und im Sommer regelmäßig auf Heavy-Metall-Festivals unterwegs ist. Konservativ, kämpferisch und ein Familienmensch? Alles drin, aber ganz anders, als man vielleicht auf den ersten Eindruck meinen mag. Caroline Bosbach lässt sich in keine Schublade einsortieren. „Gar nicht versuchen“, rät sie jedem, der es versucht. Sie geht eben gerne zu Heavy-Metall-Konzerten und nennt doch als ihre Lieblingsplatte eine von Edith Piaf.

Die Bürokratiewüste Deutschland – da müssen wir dringend ran.
Caroline Bosbach, CDU-Bundestagskandidatin für Rhein-Berg

Was sie bundespolitisch als erstes ändern würde, wenn sie könnte? „Die Bürokratiewüste Deutschland – da müssen wir dringend ran“, sagt die Politikerin. „Das ärgert nicht nur die Bürger, sondern kostet Unternehmen auch die Hälfte des Gewinns.“ Mit „Technologieoffenheit anstatt mit Verbotspolitik und schon gar nicht mit Ideologie“ ist laut Caroline Bosbach auch der Spagat zwischen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz zu lösen. „Wir haben zum Glück auch großartige Unternehmen bei uns im Kreis, die vormachen, wie es geht“, sagt sie und verweist auf das Wertstoffrecycling-Unternehmen Cleansort aus Rösrath. Dieses habe ein laserbasiertes Recycling-Verfahren für oberflächenbelastete Altmetalle entwickelt.

„Wir brauchen auch wirtschaftspolitisch ein fundamentales Umdenken“, findet die CDU-Kandidatin. Das „Hausrezept“ der Ampel-Koalition in Berlin seien Subventionen gewesen. „Die Unternehmen und Bürger aber brauchen die richtigen Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch eine Steuerung der Energiepreise“. Vieles an der aktuellen Misere sei „hausgemacht“, zeigt sich die 35-Jährige überzeugt und will dafür an- und eintreten, das zu ändern. Zugleich sieht sie eine Reihe von zukunftsorientierten Veränderungen der vergangenen Jahre kritisch: vom Ausbau der Windenergie bis hin zur Elektromobilität. Dass beispielsweise die Verkaufszahlen von Elektroautos nach Wegfall der Förderung massiv zurückgegangen seien, sieht sie als Beleg dafür, dass die Menschen „nicht aus Überzeugung gekauft hätten, sondern wegen der Kostenvorteile“.

Caroline Bosbach wirbt um Erst- und um Zweitstimme ihrer Wähler

Überhaupt sei der Schlüssel zu vielen Problemen eine bessere Bildung, die schon bei der Ausstattung der Schulen anfange. „Wenn ein Land nichts im Boden hat, muss es etwas in der Birne haben“, sagt sie.

Gezielt wirbt Caroline Bosbach bei den Wählern in Rhein-Berg nicht nur um deren Erststimmen für sich als Direktkandidatin, sondern auch um die Zweitstimme (für die CDU). Denn durch das neue Wahlrecht entfallen Überhangmandate. Das bedeutet: Gibt es mehr Erststimmen für einen Kandidaten oder eine Kandidatin als Zweitstimmen für die entsprechende Partei, besteht das Risiko, dass der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin trotz Wahlsieg bei den Erststimmen nicht in den Bundestag einzieht. Und in den Bundestag einziehen möchte die 35-Jährige auf jeden Fall. „Es gibt einfach viel zu tun“, sagt sie.

Was Caroline Bosbachs peinlichster Moment war, ob sie sich eher als strukturiert sieht oder kreatives Chaos pflegt, und was die Gewürze in ihrer Küchenschublade über ihre Politik aussagen, das ist im Podcast mit und von Radio Berg zu hören – überall, wo es Podcasts gibt und auf der Internetseite dieser Zeitung.