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400 mögliche Arbeitsplätze verlorenSanitärhändler kommt doch nicht nach Bedburg

Lesezeit 3 Minuten

Im Industriegebiet Mühlenerft hatte sich das Unternehmen Reuter ansiedeln wollen, das Projekt ist nun endgültig geplatzt.

  1. Das Geschäft mit dem Bad- und Sanitärhändler im Industriegebiet Mühlenerft ist geplatzt.
  2. Die Firma aus Mönchengladbach wollte ein Logistikzentrum, eine Ausstellungsfläche und einen Onlinehandel in Bedburg errichten
  3. Doch jetzt wird das alles nicht passieren. Das sind die Gründe dafür.

Bedburg – Es war ein eher ungewöhnlicher Notartermin, der am Mittwoch in Bedburg stattgefunden hat: Der Unternehmer Bernd Reuter hat der Stadt ein 120.000 Quadratmeter großes Grundstück verkauft. Üblicherweise sollten solche Geschäfte in genau die andere Richtung abgewickelt werden. Aber: Die Ansiedlung des Bad- und Sanitärhändlers im Industriegebiet Mühlenerft ist geplatzt.

Logistikzentrum mit über 5.000 Quadratmetern

Gescheitert sei sie „nach über zwei Jahren Verhandlung an einer veralteten Gesetzgebung“, sagt Bürgermeister Sascha Solbach. „Ich bin sehr enttäuscht, dass das nicht geklappt hat. Wenn sich einige Akteure in Düsseldorf und Köln auch nur ein bisschen bewegt hätten, wäre das Projekt, das Strahlkraft für die ganze Region gehabt hätte, in Bedburg möglich gewesen.“

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Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach ist enttäuscht.

Die Firma aus Mönchengladbach wollte in Bedburg ein Logistikzentrum errichten, verbunden mit einem Internethandel und einer 5.000 Quadratmeter großen Bäder- und Sanitärausstellung mit Verkauf und Beratung.

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Gesetzgeber stand im Weg

Jedoch darf in einem Industriegebiet laut Gesetzgeber kein Einzelhandel mit mehr als 800 Quadratmeter angesiedelt werden, und eine einfache Umwidmung in ein Gewerbegebiet war auch nicht möglich, denn dort ist kein Drei-Schicht-Betrieb möglich, den die Firma Reuter aber nach eigenen Angaben benötigt.

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2016 kaufte Reuter vom chinesischen Baumaschinenhersteller Sany und von RWE Power das riesige Grundstück in Bedburg. Die Stadt und das Unternehmen setzten dabei ganz auf eine Sonderregelung, die „Atypik“. Ein Bad- und Sanitärhandel sei kein typischer Einzelhandel, eine Badewanne kaufe man nicht mal eben so auf dem Nachhauseweg nach Feierabend.

Unternehmer baut jetzt in Rheindahlen

Von den Nachbarkommunen Bergheim, Kerpen, Elsdorf, Grevenbroich, Rommerskirchen und Jüchen habe es positive Stellungnahmen gegeben, sagt Solbach. „Alle hätten die Ansiedlung ausdrücklich begrüßt. Doch weder Landesministerium noch Bezirksregierung sind in zwei Jahren Verhandlungen zu einer Entscheidung gekommen.“

Enttäuschung herrscht auch bei Unternehmer Bernd Reuter, der nun entschieden hat, ein Logistikzentrum in Rheindahlen zu bauen. „Wenn wir schon nicht das gesamte Konzept umsetzen können, bleiben wir auch in unserer Region“, sagt Reuter. Eine Ausstellung habe er nun in der Düsseldorfer Innenstadt eingerichtet. „Dieser Prozess hat gezeigt, dass sich Politik und Verwaltung mit den Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Digitalisierung in Deutschland nach wie vor schwertun.“

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Unternehmer Bernd Reuter baut nun woanders.

„Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung ist und war – wie die Bezirksregierung Köln – nicht der Auffassung, dass es sich um einen atypischen Betrieb mit einem schmalen Warensortiment handelt, welches auch außerhalb eines Kern- und Sondergebietes zulässig wäre“, heißt es dazu von einem Sprecher des Bauministeriums in Düsseldorf. Es gehe um den Schutz „zentrenrelevanter Sortimente“.

Stadt konnte Grundstück zu fairem Preis zurückkaufen

Das einzig Positive für Solbach: Reuter habe das Grundstück „zu einem sehr fairen Preis“ an die Stadt Bedburg verkauft. „Zwölf Hektar erschlossene Industriefläche bekommt man nicht so leicht, dafür gab es gute Angebote.“ Die Stadt habe die Dinge nun in der Hand und könne selbstbestimmt agieren.

„Das war nicht selbstverständlich von Bernd Reuter.“ Der anstehende Strukturwandel allerdings bereite ihm angesichts der gescheiterten Ansiedlung großes Kopfzerbrechen, sagt Solbach. Die Firma Reuter habe genau jene innovativen Ideen mitgebracht, die gefordert würden.