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Empfang in BedburgLandwirte diskutieren über Herausforderungen der Branche

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Landwirtinnen und Landwirte auf der Bühne.

Vor 50 Jahren hatten diese Jubilare ihren Meisterbrief erworben.

Beim Landwirte-Empfang in Bedburg diskutierten die Gäste über die Zukunft von Landwirtinnen und ihrer Branche am Tagebau Hambach.

„So soll es sein, so kann es bleiben!“ – Mit diesem packenden Song beendeten die fulminanten „Friends of Music Oberaußem“ den Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus, zu dem Landrat Frank Rock nach Bedburg eingeladen hatte.

Ob die Landwirte diese Worte tatsächlich unterschreiben würden, ist fraglich. Denn sie sehen die Zukunft ihres Berufsstandes im Zusammenhang mit dem Energie-Strukturwandel kritisch. Kreislandwirt Willy Winkelhag moderierte eine Talkrunde zu diesem Thema, mit dabei waren: Bernhard Conzen, Präsident des rheinischen Landwirtschaftsverbandes, Michael Eyll-Vetter, Leiter der Entwicklung Braunkohle bei RWE Power, und Thomas Decker, Landwirt aus Pulheim.

Gäste sehen Seen im Tagebau Hambach kritisch

Eyll-Vetter erläuterte zunächst, was mit den Tagebauen Hambach und Garzweiler nach 2030 passieren soll: Die abgebaggerten Kohlevertiefungen sollen mit Wasser aus dem Rhein aufgefüllt werden, so dass große Seen entstehen. Dieses Vorgehen wurde von den Landwirten durchaus kritisch gesehen.

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Es wurde moniert, dass die Wasserleitungen nur 1,25 Meter unter der Erde liegen sollen, was die landwirtschaftliche Nutzung erschweren würde. Ein Landwirt im Publikum drohte: „Ich gehe bis nach Karlsruhe, wenn das realisiert werden soll!“ Eyll-Vetter konterte: „Es geht uns darum, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten. 1,25 Meter sind das Mindestmaß, ein Kompromiss!“

Zu wenig Frauen in der Landwirtschaft vertreten

Bernhard Conzen verwies darauf, dass immerhin einige Dörfer vor der Braunkohle gerettet werden konnten. Er wie auch der Landwirt Thomas Decker betonten, dass das Rheinland die besten landwirtschaftlich nutzbaren Böden der Welt hätte.

Decker: „Die Dimension der Seen ist enorm, das geht auf Kosten der landwirtschaftlichen Flächen!“ Eylls Gegenargument: „Die Seen nehmen nicht mehr als die Fläche der ehemaligen Braunkohlegebiete eine, es geht also kein zusätzliches Land verloren.“ Er versprach zudem, dass der Grundwasserspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts wieder nahe dem Niveau vor dem Braunkohleabbau liege.

Ein ganz anderes Thema schlug Elisabeth Neisse in ihrer Begrüßungsrede an, die Vorsitzende der Landfrauen Rhein-Erft. Sie beklagte, dass nur 10 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe von einer Frau geführt würden. Wichtig seien Bildung und Weiterbildung von Frauen, zum Beispiel in den Bereichen Gesundheit und Handwerk. Außerdem sollten Austausch, Vernetzung und Kreditmöglichkeiten für Frauen bei der Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebes verbessert werden.

Dass landwirtschaftliche Betriebe durchaus an nachhaltiger Wirtschaft interessiert sind, zeigte die Überreichung der Urkunden für 20 Jahre Vertragsnaturschutz an 18 Betriebe sowie die Bio-Station Rhein-Erft und den Nabu-Kreisverband durch Landrat Frank Rock. Zu guter Letzt wurden unter großem Beifall neun Landwirtinnen und Landwirte geehrt: Sie hatten ihren Meisterbrief vor 50 Jahren erworben und bekamen jetzt den Goldenen Meisterbrief überreicht.