RWE will Rhein anzapfen und den Tagebau Garzweiler befüllen. Die geplante Uferlinie wurde verlegt und beträgt ungefähr einen Kilometer.
Tagebau GarzweilerVon der Erft an den See – Bedburg wird in den nächsten Jahren zur Seestadt
Früher war Bedburg die Stadt an der Erft und am Tagebau. Die einzigen größeren stehenden Gewässer waren der Weiher und der Angelteich am Schloss und ein Teich am Finkelbach in Blerichen. Die Erft mäanderte hinter Broich und mit einigen Seitenarmen. Doch je mehr sie sich in einen schnell fließenden Kanal verwandelte, desto mehr verschwanden diese malerischen Winkel. Die Tagebaue gingen. Es entstanden das Peringsmaar, ein kreisrunder künstlicher Minisee mit 500 Metern Durchmesser auf der Grenze zu Glesch, und der noch kleinere Kasterer See. Doch in einigen Jahrzehnten soll Bedburg zur Seestadt werden.
Kilometerlanges Seeufer geplant
2030 endet der Kohleabbau in Nordrhein-Westfalen früher als geplant. Und der Tagebau Garzweiler nimmt nicht die ursprünglich geplanten Ausmaße an. Er wird Ränder bekommen, die unmittelbaren Kontakt zum Bedburger Stadtgebiet haben. Auf etwa einen Kilometer Länge schätzt man im Rathaus grob das künftige Seeufer auf Stadtgebiet.
Die plötzliche Aussicht auf Nachbarschaft zu einem See sei „eine sehr überraschende Sache“, sagte Bürgermeister Sascha Solbach, als ihn die Landesregierung in Düsseldorf informierte. Gerade erst hatte Bedburg eine Absage kassiert, als es um die erhoffte Mitgliedschaft der Stadt in der Tagebauumfeldinitiative Landfolge ging. Als Seeanrainer steigen die Chancen vielleicht wieder.
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Klimawandel und der Rheinpegel beeinflussen die Prognosen
Gefüllt werden soll der Bedburger See wie sein künftiger Nachbar in Hambach mit Rheinwasser. Allerdings traut Solbach den Prognosen noch nicht so recht. Innerhalb von 40 Jahren soll alles über die Bühne gehen. „Ich bin da skeptisch und glaube, das wird mindestens 60 bis 80 Jahre lang dauern.“ Die 40 Jahre Füllzeit für den Tagebau Hambach, die RWE erneut in Elsdorf ins Spiel brachte, nennt Solbach „Best-case-Szenario“. Der Klimawandel und der Rheinpegel könnten eng zusammenhängen. Ob es genügend Wasser geben wird, dass die beiden Mega-Gruben in ein paar Jahrzehnten volllaufen, ist nicht nur für Solbach ungewiss.
Dennoch träumen manche schon von Segelbooten oder Angelausflügen. „Das sind doch alles Fantastereien, die nebeligste Nebelkerze, die man überhaupt schmeißen kann“, sagt Solbach. „Was wir brauchen, sind Pläne für den Weg dahin. In 40 Jahren kann man zwei Generationen Windräder dort aufstellen und wieder abschreiben“, rät der Bürgermeister. Er wolle sich auf das Hier und Jetzt fokussieren.
Aber irgendwann könnte er möglich sein, der Sprung ins kühle Nass von Bedburger Boden aus. Doch, soviel kann man sagen: Davor sei gewarnt. Denn wer von Bedburg aus in den See hüpfen will, der sollte vorher bei den Felsenspringern in Acapulco üben gehen. Solbach hat einen Blick auf die Pläne geworfen: „Unser Seeuferteil ist nach aktueller Planung eher eine Klippe. Zwischen Seeufer und Wasseroberfläche sollen 25 Meter Höhenunterschied liegen.“