In unserer Serie besuchen wir die Kantine des Finanzamtes Bergheim, wo die Familie Dröge Gerichte mit regionaler Ausrichtung anbietet.
Kantinen im KreisDeshalb essen auch Anwohner im Bergheimer Finanzamt
In einer kleinen Gruppe sitzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Finanzamtes an einem der langen Tische zusammen. Käsespätzle mit Zwiebeln und Jägerfrikadelle mit Bratkartoffeln stehen heute auf dem Speiseplan. „Ich kenne keine Kantine, in der es so gut geschmeckt hat wie hier“, sagt Bastian Pleitgen und erntet zustimmendes Nicken seiner Kolleginnen und Kollegen. Für sie ist der mittägliche Gang ins Erdgeschoss des Finanzamtsgebäudes an der Rathausstraße ein Muss.
„Das Essen ist hier so gut, dass ich mir eine zusätzliche Portion für morgen im Homeoffice mitnehme“, bestätigt Alexandra Schmidt und zeigt auf die Plastikdose neben ihrem Teller. Ihr Tischnachbar geht sogar noch einen Schritt weiter. „Meine Frau arbeitet im Finanzamt Köln West. Dort gibt es keine Kantine mehr, deshalb bringe ich ihr Essen aus Bergheim mit“, sagt Pleitgen. Und seine Kollegin ergänzt: „Es ist perfekt für mich, dass ich nicht selber kochen muss. Hier ist alles frisch, und der Koch geht auch auf Sonderwünsche ein. Wir sind sehr froh, dass wir hier noch eine Kantine haben, und dann auch noch so eine gute.“
Bergheim: Kantine im Finanzamt braucht Gäste von außerhalb
Tatsächlich könne sich die Einrichtung im Bergheimer Finanzamt nur halten, weil inzwischen mehr als 60 Prozent der Mittagsgäste Anwohner und Mitarbeiter umliegender Firmen und Einrichtungen sind, erklärt Koch und Küchenleiter Benjamin Dröge. Der Catering- und Gastronomiebetrieb seiner Familie betreibt mehrere Kantinen, ein Restaurant und versorgt Schulen im Rhein-Erft-Kreis mit Essen.
„Wir zehren von den Externen, beispielsweise von der Volkshochschule oder Anwaltsbüros in der Nähe, und sind sehr froh, dass so vielen Leuten unser Essen so gut schmeckt, dass sie regelmäßig wiederkommen“, sagt der 36-Jährige. „Vor Corona haben wir 150 bis 160 Essen täglich ausgegeben, jetzt sind es noch gut 80. Viele Leute arbeiten im Homeoffice, gerade auch hier im Finanzamt.“
Für seine Gäste möchten Benjamin Dröge und seine drei Mitarbeiter in Bergheim „ausgewogen, vielfältig, frisch und möglichst regional und nachhaltig“ kochen, wie er sagt. Das bedeutet für ihn, dass er viel Gemüse aus der Region bezieht, ebenso wie Fleisch von einem Metzger aus Bergheim. „Das klappt natürlich nicht immer, denn es muss sich auch rechnen, aber wir wollen keine dem Klischee nach typische Kantine sein, in der nur Tüten aufgemacht werden.“
Mittwochs ist Schnitzeltag
Die Auswahl der Wochenkarte umfasst täglich jeweils zwei Gerichte, eins davon vegetarisch, für 6,60 beziehungsweise 7,30 Euro. Hinzu kommt die Tagestafel mit mindestens einem weiteren Mittagessen, an diesem Tag sogar zwei: Matjes mit Kartoffeln und Dicke Bohnen mit Speck. Wer möchte, findet im Ausgabebereich der Kantine auch günstige Beilagensalate und Desserts ab 90 Cent, ebenfalls frisch zubereitet. Außerdem gibt es kalte Getränke und einen Gastronomie-Kaffeeautomaten. Gewählt werden kann unter mehreren Kaffeearten, vom einfachen Filterkaffee bis zum Latte Macchiato.
„Mittwochs ist bei uns immer Schnitzeltag, da gibt es so viele Varianten“, sagt der Küchenchef. Und wie oft gibt es den Kantinenklassiker Currywurst? Benjamin Dröge lacht: „Bei mir nur alle sechs bis acht Wochen.“
Paar kommt fast jeden Tag in die Kantine des Finanzamtes
Gegen 13 Uhr füllt sich der schlichte Speiseraum des Finanzamtes merklich, die Mitarbeiter kommen durch den internen Eingang im Gebäude, die meisten Gäste aber durch eine Außentür. Zwei von ihnen sind Ingrid Lindenhoven und Wolfgang Schwab. Das Rentnerpaar wohnt in direkter Nähe, die beiden sind Stammgäste. „Ich koche zuhause fast gar nicht mehr“, sagt Ingrid Lindenhoven. „So ist es doch viel bequemer, ich muss nicht einkaufen, verbrauche keine Energie beim Kochen und muss mir nicht immer überlegen, was es morgen geben soll.“
An diesem Tag hat sich das Paar, so wie die meisten Besucher, für die beiden Gerichte der Wochenkarte entschieden. „Es kommt ganz selten vor, dass für uns nichts dabei ist, was wir mögen“, sagt Wolfgang Schwab. „Es schmeckt wirklich wie selbst gekocht.“ Vielleicht das beste Kompliment für Küchenchef Benjamin Dröge und sein Team.
Zur Kantine
Die Öffnungszeiten: Die Kantine bietet montags bis freitags zwischen 11.30 und 13.30 Uhr Mittagessen an. Adresse: Rathausstraße 3, Bergheim. Die Wochenkarte steht auf der Internetseite des Gastronomiebetriebes Dröge.
Die Bewertung: Fünf Kochlöffel gibt es für das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein warmes Mittagessen mit frischen Zutaten kostet 6,60 beziehungsweise 7,30 Euro, ein Dessert weniger als einen Euro. Ebenfalls die volle Kochlöffelzahl gibt es für die Auswahl von mindestens drei Gerichten täglich, eins davon vegetarisch. Weitere besondere Wünsche wie gluten- und laktosefreie oder vegane Speisen rechnen sich bei der Anzahl von Besuchern nicht. Drei Kochlöffel gibt es für die moderne, aber doch sehr schlichte Kantinen-Atmosphäre im Bergheimer Finanzamt.
Fünf Kochlöffel verdienen die Erreichbarkeit und das Parken. Am Finanzamt gibt es kostenlose Parkplätze oder recht günstige Stellplätze mit Parkscheinautomaten entlang der Rathausstraße. Die zentrale Bushaltestelle „Rathaus Bergheim“, an der zahlreiche Linien halten, ist wenige Meter entfernt.