Brühl-Pingsdorf – Für eine Bäckerin ist Milena Drefke eine Langschläferin. Der Wecker klingelt um sechs Uhr, wenn bei den meisten Kollegen längst der Arbeitstag begonnen hat. Doch die 42-jährige Brühlerin entspricht in vielerlei Hinsicht nicht dem Prototyp einer Bäckerin. Drefke hat keine Lehre absolviert, keinen Meister gemacht und nie in einer großen Backstube gearbeitet. Sie ist Quereinsteigerin, hat das Hobby oder besser gesagt die Begeisterung fürs Backen zur Profession gemacht.
Seit einigen Wochen betreibt sie unter dem Titel „Brotbäckchen“ einen Online-Shop, in dem sie ausschließlich von ihr selbst in Handarbeit produziertes Brot verkauft. Gemacht ohne Zusatzstoffe, mit Zutaten aus biologischem Anbau.
Brühl: „Brotbäckchen“ verkauft Brote online
„Gutes Brot zu backen, hat mich immer fasziniert und mir viel Spaß gemacht“, sagt sie. Bereits vor einigen Jahren wurde in der heimischen Küche geknetet, gerührt und Teig in einen gewöhnlichen Backofen geschoben. „Ich habe für die eigene Familie und auch für Freunde und Verwandte gebacken“, blickt sie zurück.
Ein Anbau eröffnete schließlich neue Möglichkeiten im eigenen Haus an der Pingsdorfer Buschgasse. „Ursprünglich wollte ich dort Backkurse anbieten“, so Drefke. Dann kam Corona, der vorläufige Knock-out für Präsenzkurse und damit notgedrungen die Zeit für Plan B. Der lautete, über einen Online-Shop Brot zu verkaufen.
Brühler Bäckerin bekommt eine Ausnahmegenehmigung
Die Umsetzung gestaltete sich nicht ganz einfach. Gewöhnlich dürfe nur ein Unternehmen mit einem Bäckermeister Brot verkaufen, erklärt Drefke, die neben ihrem Backberuf für den Westdeutschen Rundfunk tätig ist. Nach langen Gesprächen mit der Handwerkskammer bot sich die Chance, in einer mehrstündigen Sachkundeprüfung ihr Wissen nachzuweisen. Drefke überzeugte den Prüfer und erhielt schließlich eine Ausnahmegenehmigung zum Verkauf von Brot, das mindestens 250 Gramm auf die Waage bringt. „Seit März bin ich in der Handwerksrolle eingetragen“, sagt sie. Kurz darauf stand die schicke Internetseite, und schließlich rollte erstmals ihr kleines Elektroauto durch das Brühler Stadtgebiet, um frisch gebackenes Brot auszuliefern.
Das Konzept hat sich bewährt. Die Kundschaft gibt ihre Vorbestellungen via Internet oder telefonisch ab, dienstags und freitags wird vormittags gebacken, und anschließend wird die duftende Ware ausgeliefert. „Das Brot kommt warm beim Kunden an“, sagt die 42-Jährige, die in Brühl aufgewachsen ist.
„Brotbäckchen“: Kunden kommen sogar aus Euskirchen und Erftstadt
„Kunden können alternativ auch zur Backstube kommen und ihre Bestellung abholen“, so Drefke. Auch aus Erftstadt und Euskirchen kommen inzwischen Leute, die von der besonderen Backstube gehört haben. Drefke sagt, immer mehr Leute wüssten gutes Brot zu schätzen. „Bei mir ist alles handgemacht. Ich verwende nur natürliche und biologisch erzeugte Zutaten, das ist gesund, und das schmeckt man.“
Trotz der vielen Bäckereifilialen werde ihres Wissens nirgendwo in Brühl noch im größeren Stile Brot gebacken. „Was dort in den Regalen liegt, wird in großen Backstuben außerhalb der Stadt produziert oder aus vorgefertigten Rohlingen aufgebacken“, erklärt sie. Preislich kann sie mit dieser Konkurrenz nicht mithalten. Aber das ist auch nicht das Ziel. Drefke geht es um ein hochwertiges Produkt.
Ein 750 Gramm schweres „Dinkelkörnchen“ kostet 6,50 Euro, das ein Kilo schwere „Roggenkasten-Brot“ sowie das etwas leichtere Roggenmischbrot 5,50 Euro und die 300 Gramm wiegende „Brotstange natur“ drei Euro. Vier, fünf Sorten hat die Pingsdorferin stets im Angebot. Immer wieder kommen neue Kreationen in den Verkauf. „Ich experimentiere gerne“, so Drefke. Andernfalls würde es ihr schnell langweilig.