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Gegen ExtremismusAuch zur zweiten Demonstration kamen Hunderte Brühler

Lesezeit 3 Minuten
Im Regen harrten Hunderte Bürgerinnen und Bürger aus, um für die Demokratie zu demonstrieren.

Im Regen harrten Hunderte Bürgerinnen und Bürger aus, um für die Demokratie zu demonstrieren.

In Brühl hat schon die zweite Demonstration gegen Rechtsextremismus stattgefunden. Es soll nicht die letzte Protestaktion sein.

Nicht nur einmal aufschreien, sondern dranbleiben. Das sei ihre Motivation, antwortete eine junge Demonstrantin auf die Frage, warum sie am Freitagabend auf den Balthasar-Neumann-Platz gekommen sei. Dranbleiben, das wollten viele. Zum zweiten Mal hatte das Bündnis „Gemeinsam für Brühl“, in dem sich zahlreiche Initiativen, Organisationen und Parteien zusammengeschlossen haben, zu einer Demonstration für Demokratie, Vielfalt und Respekt aufgerufen.

Die Teilnehmerzahlen der ersten Aktion im Januar wurde bei weitem nicht erreicht. Susanne Bourier, Mitorganisatorin und Moderatorin, spricht von geschätzten 1300 Teilnehmern. Bei mal nieselndem, mal strömendem Regen und kaltem Wind gehörte aber auch schon eine gute Portion Überzeugung dazu, lange auszuharren, um Flagge zu zeigen gegen Rechtsextremismus. „Dass sich trotzdem so viele auf den Weg gemacht haben, macht Mut“, sagt Bourier.

Afghanischer Journalist warnt vor Hass und Angst

Auf den Weg machten sich die Demonstranten wortwörtlich. In einem langen Zug marschierten sie durch die Innenstadt, bevor auf dem Balthasar-Neumann-Platz ein Programm mit Reden – auch der Brühler Bürgermeister Dieter Freytag sprach –, vor allem aber viel Musik begann. Diesmal habe man vor allem junge Leute einbeziehen wollen, berichtet Susanne Bourier. Und das ist gelungen. Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Brühl hatten sich im Vorfeld zusammengesetzt, um ihre Beiträge zu erarbeiten. Auch sie treibt die Angst um, dass mit dem Erstarken der AfD Freiheit und demokratische Grundrechte in Gefahr geraten.

Einen persönlichen Blick auf diese Gefahr teilte Aminlullah Aarwheen mit den Menschen vor der Bühne. Der 32-Jährige ist vor zwei Jahren und zwei Monaten, wie er sagte, aus Afghanistan nach Brühl gekommen, wo er sich seitdem in der Flüchtlingshilfe engagiert. Der Journalist hatte als Ortskraft mit dem deutschen Militär zusammengearbeitet, nach der Machtübernahme der Taliban blieb nur die Flucht. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Hass regieren“, appellierte er eindringlich. Er wünsche sich, dass seine beiden Kinder in Frieden und Freiheit aufwachsen könnten. Und er wolle keine Angst haben müssen, dass nachts unangekündigt jemand vor seiner Tür stehe und ihn in ein Flugzeug setze.

Das Musikprogramm, das allein schon mehr Zuhörer verdient gehabt hätte, bot eine abwechslungsreiche Mischung unter anderem mit Matthias Petzold und Andi Reisner, dem Duo Müller und Major, dem Erftstädter Singer-Songwriter Andreas Roos, der Brühlerin Nina Anders und der Band Celtic Fire. Zum Schluss, so war es geplant, sollte ein vielstimmiger Chor den Song „Freiheit“ anstimmen. Da war allerdings nur noch ein „nasses Trüpplein“ Unermüdlicher auf dem Platz.

Susanne Bourier ist trotzdem stolz. Brühl sei die einzige Stadt im Rhein-Erft-Kreis, in der es jetzt schon die zweite Demonstration gegeben habe. Und es soll nicht die letzte Aktion gewesen sein unter dem Motto „Wir sind Brühl“: „Wir machen weiter. Definitiv.“