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VerkehrsexperimentTeils heftige Kritik nach Kostenanalyse der Belvedere-Sperrung in Brühl

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Zu sehen ist der vorübergehend als Veranstaltungsfläche umgestaltete Belvedere-Platz.

Die Aktion „Brühl macht Platz“ war teurer als ursprünglich geplant.

Das Verkehrsexperiment „Brühl macht Platz“ löste im Spätsommer intensive Diskussionen aus. Die Gegner sehen sich nun bestätigt.

Gespannt hatten insbesondere die Kritiker der Aktion „Brühl macht Platz“ die Abrechnung erwartet. Rund vier Monate nach Abschluss des Verkehrsexperiments, in dessen Rahmen der Belvedere-Parkplatz für einige Wochen als Veranstaltungsstätte diente und der Verkehr auf der nördlichen Kölnstraße eingeschränkt war, liegen die Zahlen großenteils vor.

Die zuvor im Haushalt eingeplanten, auf einer laut Verwaltung „groben Kostenschätzung“ basierenden, 105 000 Euro haben nicht gereicht. „Insgesamt wurden 198 262 Euro ausgegeben“, so die Verwaltung. Allein Aufbauten, Platzmöblierung und Bühne kosteten mehr als 110 000 Euro. Die Gema-Gebühren für die Beschallung stehen noch aus. „Wenn man ehrlich rechnet, kommen noch die entgangenen Parkgebühren hinzu“, sagt der Wepag-Vorsitzende Frank Pohl.

Handel und Gastronomie in Brühl beklagten Umsatzverluste

Diese schätzt er auf rund 40 000 Euro. Der Zusammenschluss der Einzelhändler hatte die Aktion von Beginn an kritisiert. Man fühlte sich nicht eingebunden und befürchtete Umsatzverluste für Handel und Gastronomie. „Das Geld hätte man deutlich sinnvoller einsetzen können. Die Geschäftsleute in der City hätten sich über jede Unterstützung gefreut“, so Pohl. Eine neue Möblierung der Innenstadt, Reparaturen des Pflasters, ein Förderprogramm für Fassaden – all das hätte er besser gefunden.

Dass die Kosten deutlich aus dem Ruder gelaufen seien, sei das i-Tüpfelchen. Die Umsatzverluste seien sehr unterschiedlich, bewegten sich zwischen fünf und 30 Prozent. „Manche sagen, die Kundenfrequenz habe sie an die Lockdown-Tage erinnert“, so Pohl.

Aktionen hätten auch andernorts Steuergeld gekostet

CDU-Fraktionschef Holger Köllejan sagt, man teile die Ansicht, dass die Innenstädte irgendwann autofrei werden müssten, aber dazu brauche es zuvor bessere ÖPNV-Angebote, Radschnellwege und vieles mehr. Das wisse man unabhängig vom zurückliegenden Experiment. „Und die wenigen gut besuchten Veranstaltungen hätten auch überall anders funktioniert“, so Köllejan.

Daniel Bunčić, stellvertretender Fraktionschef der Grünen, hält dagegen, dass die besagten Aktionen auch andernorts Steuergeld gekostet hätten. Insgesamt habe sich das Experiment gelohnt. „Der Nutzen, für die Stadtgesellschaft bestand darin, zu sehen, was man mit der Innenstadt anderes anfangen könnte“, findet er.

Bunčić erhofft sich weitere Erkenntnisse von der inhaltlichen Auswertung seitens der beauftragten Fachleute. Marcus Venghaus SPD, erklärte, die massive Kritik an dem Projekt hätte die positive Wirkung gebremst. Er erhofft sich von der Auswertung Antworten auf die Frage, wie man die Kölnstraße planerisch nach vorn bringen könne.