Beatbox trifft KlassikBrühler Flötist nutzt Zwangspause zum Komponieren
Brühl – Den Flötisten Rainer Berger reizt es, zu komponieren und dabei zu experimentieren. „Zwar verschafft mir die Pandemie dafür mehr Zeit, aber mir fehlt das Zusammenspiel mit anderen, um die Stücke zu erproben“, sagt der 60-Jährige. Als freiberuflicher Musiker spielt er mit Querflöte und EWI (Blaswandler) mit dem Gitarristen Andi Reisner in der Formation „raan“.
Seine Musik erweitert er mit Beatbox-Techniken, so dass zu seiner Klangsprache nicht nur schöne und elegante Töne gehören, sondern auch groovige Beats und abgefahrene Sounds, die er zum gespielten Flötenton mit dem Mund produziert. Tipps holte er sich dafür von dem Bulgaren Alexander Deyanov, Beatbox-Weltmeister 2012 . „Dieses Spiel ist schon anstrengend, weil es ja nie eine Pause zum Durchatmen gibt, aber es macht unglaublich Spaß“, sagt Berger.
In der Pandemiezeit schreibt er unaufhörlich an neuen Kompositionen für die Familie der Querflöten. Parallel dazu machte er sich bereits 2020 über Hilfen für Musiker schlau. Er bewarb sich mit Erfolg um ein 7000-Euro- Stipendium aus dem NRW-Hilfsprogramm „Auf geht’s!“. Das Geld soll Künstlern helfen, in der Krise begonnene Projekte abzuschließen, weitere zu konzipieren oder neue Vermittlungsformate zu erproben. Berger sichtet nach Mitspielern, „denn das Musizieren lebt vom Impuls der anderen.“
Auf Medienkanälen folgt er seit längerem der Flötistin Daniela Mars. Die Musikerin ist in Japan geboren, in Brasilien aufgewachsen und lebt in Paris. Sie ist von Bergers Kompositionen beeindruckt, sagte zu, mitzumachen und holt Dr. Eftihia Arkoudis aus Athen, die in den USA eine Professur an der Frostburg Universität hat, mit ins Boot. „Die Frauen kennen sich aus dem Studium, sind rund 30 Jahre jünger als ich und fantastische Musikerinnen“,schwärmt Berger. Per Videoschalte tauschen sie sich aus. Und dank des Stipendiums schafften sie es, sich Ende März in Aremberg in der Eifel zu treffen. „Wir hatten eine arbeitsintensive Zeit. Für einen guten Ensembleklang sind Liveproben unabdingbar“, erläutert Berger. Die drei hoffen, bald auftreten zu können. Jetzt ist schon mal auf dem Portal YouTube ein erstes Konzert zu hören.
Unter der Überschrift „3 Pirouetten“ mit zahlreichen Werken ist dabei der Eingangspart „house kraut“ von der experimentellen Musik der deutschen Krautrock-Band CAN aus den 60er Jahren angeregt. „Das Stück »house bau« ist so etwas wie tanzbare Kammermusik“, erklärt Berger. „House kauf“ greife das Tanzbare noch stärker auf. Die dreisätzige Komposition „pirouetten“ sei das klassischste der Werke, „rhythmisch, lyrisch und mit Teilen, die einen schwindelig werden lassen, Pirouetten eben“. Hinter „grotesk burlesk“ versteckt sich ein zehnminütiges Spiel mit reichlich Beatbox-Elementen.
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Die gibt es auch in der weiteren Komposition „wasser-werk“. Drei Querflöten lassen das nasse Element hier als Idyll und wertvolle Ressource erklingen. Als Kontrapunkt dazu hat Berger nun auch klassische Werke, wie die berühmte Toccata und Fuge d-Moll von Bach, neu und eigenwillig für drei Flöten arrangiert.