Freizeitpark-Gründer Schmidt sagte einmal, dass man sich die Show eigentlich nicht leisten könne, sie aber gut für das Image des Parks sei.
Eigentlich zu teuerBesondere Kult-Attraktion war für das Phantasialand immer eine Herzenssache
Aus dem Nichts haben die Phantasialand-Gründer den Freizeitpark in Brühl geschaffen. Während sich Gottlieb Löffelhardt vorwiegend um die Finanzen kümmerte, war Richard Schmidt derjenige mit den kreativen Ideen und dem schöpferischen Einfallsreichtum. Schmidt verfügte nicht nur über eine enorme Bandbreite an künstlerischen Fähigkeiten, er hatte auch immer überraschend klare Vorstellungen von der Gestaltung der Attraktionen – eine von ihnen lag ihm besonders am Herzen.
Dass das Phantasialand 1967 als Märchenwald eröffnet wurde, war kein Zufall. Richard Schmidt war ursprünglich Marionettenspieler. Vor allem aus seinen Engagements für Fernsehproduktionen verfügte er über einen großen Fundus an Puppen und Kulissen, die er gemeinsam mit Gottlieb Löffelhardt aus den Archiven retten und dauerhaft der Allgemeinheit zugänglich machen wollte.
Phantasialand-Gründer erlebte schon mit jüngsten Jahren Zauberkünstler hautnah
Richard Schmidt kam aus einer Schausteller-Familie. Schon sein Vater war als Marionettenspieler unter dem Namen Bosco Schmidt bekannt. Seinen Sohn nahm er bereits in jüngsten Jahren zu seinen Auftritten in Varietés in ganz Europa mit.
Während das Marionettenspiel zur zweiten Natur geworden war, übte jedoch vor allem die Kunst der Zauberei eine große Faszination auf den jungen Richard aus. Mit sechs Jahren erlebte er den großen Alois Kassner, den wohl bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Zauberkünstler der 1930er-Jahre.
Phantasialand: Richard Schmidt assistierte als Jugendlicher Ferry Forst
In den Varietés waren Zauberkünstler zu jener Zeit allgegenwärtig. Richard Schmidts Begeisterung gipfelte schließlich in seinem Engagement für Ferry Forst, einem Artisten und Zauberkünstler, dem er auf der Bühne assistierte.
Den vorläufigen Höhepunkt seiner Schausteller-Karriere erlebte Schmidt 1943, als er mit gerade einmal 17 Jahren als Hauptdarbietung im Berliner Wintergarten angekündigt wurde, der damals größten Varieté-Bühne Deutschlands.
Richard Schmidt ließ eigene Vergangenheit ins Phantasialand fließen
Vor dem Hintergrund überrascht es kaum noch, dass Schmidts Freizeitpark in Brühl nicht nur einen eigenen Wintergarten bekam, sondern dass der Hauptact des Varieté-Theaters im Phantasialand natürlich eine Zaubershow sein musste.
Im Wintergarten wurde das Varieté zu neuem Leben erweckt. Das Phantasialand hatte sich die großen „Premium-Shows“ mit den besten Artisten und Entertainern auf die Fahnen geschrieben. Kosten spielten dabei kaum eine Rolle. Über die Show „Welcome Las Vegas“ sagte Richard Schmidt einmal, dass man sie sich eigentlich gar nicht leisten könne, sie aber gut für das Image des Parks sei.
Zauberkünstler erinnert sich an die Anfänge im Phantasialand
Zauberkünstler Lee Pee Ville, der vom Phantasialand viele Jahre als Star der Zauber-Show im Wintergarten gebucht wurde, erinnert sich noch gut an die Anfänge in den 1980er-Jahren. Schmidt habe schon ganz konkrete Vorstellungen von der Show gehabt. Doch welche Möglichkeiten sich ihm mit dem Engagement boten, das ahnte er damals noch nicht.
„Aber das alles war wie ein Traum für mich im Phantasialand. Für einen Zauberkünstler ist sowas ja wie im Lotto zu gewinnen, dass man freie Hand bekommen hat und das alles umsetzen und ausprobieren konnte“, erklärt Leif Hansen aka Lee Pee Ville gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
So teuer war die Show im Phantasialand
Über zwölf Jahre hat er insgesamt 10.000 Vorstellungen gespielt, vier Shows pro Tag, jeweils eine Dreiviertelstunde. Der Aufwand, den das Phantasialand für die „Super-Magic-Show Welcome Las Vegas“ betrieb, klingt auch aus heutiger Sicht phänomenal: Die Kostüme für die 20 Tänzerinnen wurden handgefertigt, Tiger dressiert, ein eigenes Orchester spielte die Begleitmusik.
Jede Illusion, jeder Trick wurde eigens aus Las Vegas bestellt, kostete einen fünfstelligen Betrag, 20.000 Dollar Minimum. „Der Löffelhardt hat beim Blick auf die Preise immer geschluckt“, erinnert sich Hansen. Doch er habe es immer irgendwie möglich gemacht.
Hans Klock saß in der ersten Reihe: Show im Phantasialand übte großen Einfluss aus
Richard Schmidt wollte die Show unbedingt. Und sie wurde ein voller Erfolg. Bis heute war es die größte regelmäßig stattfindende Zauber-Show Europas. Die Tickets für eine der vier Veranstaltungen pro Tag musste man vorbestellen, vor Beginn kam es regelmäßig zu langen Staus vor dem Phantasialand.
Auf andere Zauberkünstler übte die „Super-Magic-Show“ einen großen Einfluss aus. „Alle großen Illusionisten, die später selbst bekannt wurden, waren bei uns in der Show im Phantasialand. Auch ein Hans Klock“, sagt der heute 79-jährige Leif Hansen im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Die waren damals vielleicht 16 oder 17 Jahre alt und saßen in der ersten Reihe und haben selbst noch von solchen Vorstellungen geträumt“, so Hansen weiter. „Aber die Ambitionen hat man nicht nur in den Augen gesehen, spätestens als sie jedes Wochenende in der Show in der ersten Reihe saßen, war klar, was da los war.“
Nachwuchstalent fand heraus, wie die Tricks im Phantasialand funktionierten – „Das ist grauenhaft!“
Irgendwann hätten die Nachwuchstalente dann teilweise herausbekommen, wie die Tricks funktionierten, so oft waren sie in den Vorstellungen. „Ganz schlimm ist es dann, wenn einer dieser Zauberkünstler in der ersten Reihe sitzt und seinen Tischnachbarn laut erklärt, wie das geht, was man gerade auf der Bühne sieht. Und das kriegt man auf der Bühne mit, das Getuschel. Das ist grauenhaft! Und wir haben nur noch gesagt, oh nein, ist der wieder da?“
Er sei aber natürlich trotzdem froh gewesen, dass solche Talente gekommen sind, um die Show zu sehen. Streit habe es da nicht gegeben deswegen. „Und heute ist man mit allen sowieso auch befreundet, da lacht man dann über die Zeiten damals“, so Lee Pee Ville.