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Naturschützer sind entsetztAufregung um neuen Alleenradweg von Elsdorf nach Bedburg

Lesezeit 3 Minuten

Am Terra-Nova-Kubus bei Kirdorf kreuzt die Bahntrasse den Speedway-Freizeitradweg. Hier stapelt sich das entfernte Astwerk.

  1. Der Rhein-Erft-Kreis lässt vom Gut Ohndorf in Elsdorf bis zum Bedburger Bahnhof einen Alleenradweg bauen.
  2. Aktuell wird die Trasse der stillgelegten Bahnstrecke, auf der der Radweg verlaufen soll, freigerodet.
  3. Naturschützer sind entsetzt. Denn zwischen Bäumen und Büschen hatten bislang zahlreiche Tiere ihren Lebensraum.

Elsdorf/Bedburg – Vom Gut Ohndorf bis zum Bedburger Bahnhof lässt der Rhein-Erft-Kreis im kommenden Jahr einen Alleenradweg bauen. In den vergangenen Wochen wurde dafür die Trasse der stillgelegten Bahnstrecke, auf der der Radweg weitgehend verlaufen soll, freigerodet.

Schon vor elf Jahren haben die Städte Elsdorf, Bedburg und Bergheim mit dem Kreis einen entsprechende Vereinbarung getroffen, 2012 teilte der Kreis mit, dass Fördergelder beantragt seien. Seitdem war von dem Bauprojekt in der Öffentlichkeit fast nichts mehr zu hören. Im vergangenen Monat wurde der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung über die Ausschreibung der Rodungsarbeiten informiert. Daher staunte der zuständige Jagdbegeher Hubert Maas, als die Baumaschinen anrückten. Bäume mit bis zu 60 Zentimetern Stammdurchmesser, Büsche und undurchdringliches Brombeergestrüpp, die seit der Stilllegung der Strecke im Jahr 1995 und dem späteren Abbau der Gleise dort gewachsen sind, wurden entfernt.

Aus diesem Grund gab es wohl erst jetzt Fördermittel

Die Kreisverwaltung informierte, dass die untere Naturschutzbehörde und eine externe ökologische Baubegleitung an den Arbeiten beteiligt seien. Es seien 200 Röhren installiert worden, in denen sich die geschützten Haselmäuse zum ungestörten Winterschlaf zurückziehen können. Die Maus, die von Artenschützern als einzige „planungsrelevante Art“ in dem Gelände dokumentiert wurde, sei auch der Grund dafür, dass die Rodungen schon im September begonnen worden seien. Das sei „aufgrund des Lebensrhythmus der Haselmaus notwendig“ gewesen. Üblicherweise dürfen Gehölze wegen des Brutzeitschutzes nur von Oktober bis Februar gefällt und gestutzt werden.

Mit schwerem Gerät wurden auf der ehemaligen Bahnstrecke Bäume bis zu 60 Zentimetern Durchmesser und Buschwerk gerodet.

„Bei den Rodungsarbeiten wurden einzelne Hochstämme stehengelassen, und die Lücken sollen so bepflanzt werden, dass neben dem Radweg wieder eine schattenspendende und landschaftsprägende Allee entsteht“, teilt der Kreis mit. Damals sei „entgegen der Erwartungen der Kreisverwaltung“ entschieden worden, den Alleenradweg zu bauen, teilt der Kreis mit. Wohl wegen anderer dringender Förderprojekte in NRW habe sich die Bewilligung der Fördermittel dann immer weiter hinausgezögert. Natur- und artenschutzrechtliche Belange seien „nach den aktuellen Gegebenheiten neu betrachtet worden“. Wegen der Haselmäuse sei für die Rodung nur ein bestimmtes Zeitfenster geöffnet, daher habe sich der Beginn der Rodung erneut um fast ein Jahr verschoben, heißt es weiter.

Rehe irren wegen Rodungsarbeiten umher

Neben der Haselmaus haben auch Rehe und anderes Wild das grüne Band zwischen den Feldfluren als Rückzugsort genutzt. Sie müssen sich jetzt andere Refugien suchen. „Die irren zurzeit verstört umher, wenn sie von Fußgängern oder Radfahrern auf den benachbarten Wegen aufgeschreckt werden“, hat Maas beobachtet.

Auch Eidechsen und Siebenschläfer soll es geben, wie der Bedburger Naturschützer Rolf Thiemann berichtet. Er erinnert sich an eine zehn Jahre zurückliegende Begehung mit Städte- und Kreisvertretern, bei der man sich geeinigt habe, den Weg nicht zu bauen. „Schließlich gibt es parallel befestigte Wege. Und die Biotopvernetzung ist wichtig“, argumentierte er damals.

Bahntrasse: Baukosten liegen bei 1,8 Millionen Euro

Jetzt seien er und mehrere Naturfreunde, die ihn im Zuge der Rodungen angerufen hätten, „entsetzt“. Die Strecke, deren Bau im Rahmen eines Programms zur Nachnutzung stillgelegter Bahnstrecken vom Land gefördert wird, ist durchgängig drei Meter breit und gut vier Kilometer lang. Sie kreuzt die Landesstraße 213 und den Terra-Nova-Freizeitradweg, auf den es eine Zufahrt geben wird, mittels bestehender Brücken. Die stark befahrene Kirdorfer Allee wird in der Streckenführung umgangen.

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Der Radweg, so sieht es der Fördergeber vor, muss so gestaltet werden, dass ein späterer Rückbau zur Schienenstrecke möglich ist. An ein Wiederaufleben der Bahnverbindung ist jedoch nicht gedacht. In Elsdorf wird im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung eher über eine Verbindung nach Bergheim nachgedacht.

Die Baukosten betragen voraussichtlich 1,8 Millionen Euro. 75 Prozent zahlt das Land, 25 Prozent der Rhein-Erft-Kreis. Mit den Wegebauarbeiten soll im nächsten Jahr begonnen werden, so dass statt der Dampfrösser und Dieselzüge bald Drahtesel bei Freizeit- und Alltagstouren auf der alten Bahnstrecke fahren werden.