In Elsdorf wurden kürzlich die Plane für einen Hafenbalkon am künftigen Tagebausee vorgestellt. Kerpener Umweltschützer halten die Pläne für unrealistisch.
Manheimer BuchtKerpener BUND kritisiert Pläne für Hafenbalkon am Tagebausee in Elsdorf
Vergrößert der Elsdorfer Hafenbalkon die Manheimer Bucht? Das befürchtet Jutta Schnütgen-Weber von der Kerpener BUND-Ortsgruppe. Der BUND spricht sich strikt gegen die komplette Auskiesung der Manheimer Bucht aus. Die Vernetzung der Bürgewälder werde dadurch unmöglich. Die Erweiterung der Kiesgrube Forster Feld stelle für den Biotopverbund ein zusätzliches Hindernis dar. „Jetzt kommt noch eine Planung vor Elsdorf dazu“, kritisiert Schnütgen-Weber.
„Wie durch ein Wunder wird nun bei Elsdorf eine Hafeninsel vorgeschüttet, aber irgendwie wird keiner anderen Kommune etwas weggenommen. Wie das?“, fragt die BUND-Sprecherin. Die Stadt Kerpen solle sich von RWE „präzise vorrechnen und verdeutlichen lassen“, wie dieser Balkon „so ganz ohne Zusatzmassen“ zu realisieren sei.
Auch die Initiative Buirer für Buir kritisiert das Vorhaben
Es sei zu akzeptieren, dass die Böschungen vor Elsdorf gut stabilisiert werden müssten. Es sei jedoch „nicht zu akzeptieren“, dass Kulturland in der Manheimer Bucht für die „unausgereiften Träume eines Elsdorfer Bürgermeisters“ geopfert werden solle.
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Auch Andreas Büttgen von der Initiative Buirer für Buir zweifelt daran, dass der Bau des Balkons „massenneutral“ ist. Die Initiative sei „erstaunt und empört“ über die Behauptung. „Die heutige Tagebaukante vor Elsdorf gibt diese Halbinsel nicht her und die bisherigen Pläne sehen lediglich einen Aufbau der Kanten zur Stabilisierung vor.“
Kerpen verliert Land durch den Hafenbalkon
Büttgen und die Initiative sind sich sicher: Die Halbinsel sei ein Versuch, sich auf Kosten der Stadt Kerpen neuen Raum zu schaffen. Kerpen opfert laut Büttgen für die Halbinsel große Teile des alten Manheim. „Die Stadt Elsdorf macht es Kerpen vor: Raum und Flächen sind das neue Gold im Strukturwandel. Ist der Raum einmal zerstört, ist er unwiederbringlich verloren oder muss auf Kosten anderer zurückgewonnen werden.“
Die Initiative fordert, ähnlich wie Schnütgen-Weber: „RWE, Neuland Hambach und die Stadt Elsdorf müssen für die vom Elsdorfer Bürgermeister behauptete Massenneutralität einen schlüssigen Nachweis erbringen“, sagt Büttgen. Zudem müsse die Planung von unabhängigen Gutachtern überprüft werden. „Geschieht dies nicht, muss Kerpen alles in die Wege leiten, um das Manheimer Loch so klein wie möglich zu gestalten.“ Im Zweifelsfall müsse die Stadt den Rechtsweg bestreiten. „Sonst wird die Stadt Kerpen zur großeren Verliererin.“
Aus Sicht von Bürgermeister Andreas Heller und der Elsdorfer Verwaltung ist der Hafenbalkon ein „kleiner Trost für die durch den Tagebau verlorene Landmasse“. Ein Drittel der Stadtfläche liegt derzeit im Tagebau Hambach. Alle Elsdorfer Fraktionen sprachen sich im Hauptausschuss für den Hafenbalkon aus.
Der Elsdorfer Hauptausschuss hatte jüngst die Grobplanung für die Hafeninsel beschlossen. Viel Zeit bleibt nicht, um die Voraussetzungen für die Pläne zu schaffen. Für die künstliche Halbinsel muss bereits in den nächsten zwei Jahren Erde angeschüttet werden. Entstehen soll sie bis 2070, wenn der Tagebau vollständig mit Rheinwasser gefüllt sein soll. Laut dem Vorschlag, für den sich der Hauptausschuss ausgesprochen hat, soll innerhalb des jetzigen Tagebaulochs auf gut einem Kilometer Länge und 250 Metern Breite ein Hafenquartier mit 30 Hektar Grundfläche entstehen. Davon sollen 15 Hektar bebaut und fünf als Hafenbecken modelliert werden. Zehn Hektar sollen als Freifläche gestaltet werden.