Für die jüdische Familie, die mit ihren drei Kindern bis zum 7. Dezember 1942 in Gymnich lebte, wurden nun fünf Stolpersteine verlegt.
Neue Stolpersteine verlegtZweijähriger Berl war das jüngste aus Erftstadt deportierte Kind
Es waren bewegende Minuten am Mittwochvormittag (11. Dezember) in Erftstadt-Gymnich und -Friesheim. Schon gegen 10 Uhr kamen einige Bürger, sowie die Initiatorin der Stolperstein-Aktion, Bettina Tanneberger, und ihre Unterstützer vom Gymnicher Heimatverein, Vorsitzender Thomas Fuß und Kajo Welter, auf der Straße Im Büschel zusammen. Gemeinsam gedachten sie mit einigen Bürgern dort der Familie Voos.
Während die Mitarbeiter des Bauhofs die fünf Stolpersteine im Gehweg verlegten, verlas Fuß die Biografie der jüdischen Familie, die mit ihren drei Kindern dort bis zum 7. Dezember 1942 lebte. Der kleine Berl war das jüngste Kind, das jemals aus Erftstadt depotiert wurde. Er war erst 2 Jahre alt, als er mit seinen Eltern Jakob und Berta und seinen beiden Geschwistern Ruth Regina (5) und Erich (6) aus dem Haus geholt und nach Minsk deportiert wurde.
Anschließend wurden sie zur Ermordung weiter in die Vernichtungsstätte nach Maly Trostinec gebracht. „Das war eine Vernichtungsstätte, wo die Menschen ihre Gräber selber ausheben mussten oder oft direkt im Lkw vergast wurden“, berichtete Tanneberger.
Erftstadt: Neue Stolpersteine in Gymnich, Erp und Friesheim
Tanneberger hatte auch anregte, dass auch für die im Nationalsozialismus ermordeten jüdischen Menschen aus Gymnich, Erp und Friesheim Stolpersteine verlegt werden sollen. Beim Rat der Stadt, aber auch beim Heimatverein in Gymnich und bei den Ortsbürgermeistern lief sie mit ihrer Idee offene Türen ein.
Und groß war auch die Unterstützung aus der Bevölkerung. Das zeigte die bisherige Spendenbereitschaft, aber auch die Teilnahme. „Am vergangenen Freitag waren mehr als 120 Menschen gekommen, als Gunter Demnig die Stolpersteine unter anderem in der Schützenstraße verlegte, dort wo früher die Synagoge gestanden hat“, berichtete Tanneberger.
„Da haben sehr viele Menschen geweint“, wusste eine der Teilnehmerinnen wiederum zu berichten, die auch am gestrigen Mittwoch zur Verlegung der Stolpersteine gekommen war. Ein Kinderchor sang dort das Volkslied aus Israel „Shalom chaverim“, und als dann ein Kind mit seiner Blockflöte die Melodie spielte, hätten fast alle Teilnehmenden ihre Tränen nicht mehr zurückhalten können.
„Es schien wirklich so, als sei es auch den Bürgern hier wirklich eine Herzensangelegenheit gewesen, dass diese Stolpersteine verlegt werden“, resümierte Tanneberger. Sie und Thomas Fuß dankten am Mittwoch noch einmal allen, die bei der Umsetzung des Projekts geholfen haben.
Mit den Stolpersteinen soll den ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gedacht werden, die bis zur Terrorherrschaft des Nationalsozialismus integrierte Mitglieder der Dorfgemeinschaften waren und dann im Holocaust ermordet wurden. „Mit ihnen soll auch ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt werden“, erklärte Fuß.