Das Schwimmbecken im Container ist drei Mal acht Meter groß, 1,35 Meter tief, und das Wasser hat angenehme 31 Grad. Kurse sind ausgebucht.
Direkt auf dem SchulhofSo hilft Erftstadt Kindern, in Containern schwimmen zu lernen
Ein bisschen außergewöhnlich sieht der große blaue und mit Fischen, Blasen und Wasser bemalte klobige Kasten schon aus, der seit etwa drei Wochen auf dem Schulhof in Erftstadt-Erp steht. „Das ist jetzt unser Schwimmbad“, sagen die Zwillinge Hanna und Sophie (7). Dabei strahlen sie um die Wette. Am besten findet Hanna, dass sie darin bald ihr Seepferdchen machen kann. „Das Schwimmen macht dort richtig viel Spaß“, versichert Sophie.
Ganz begeistert ist auch Emily (5). Cool findet sie auch, dass das Schwimmbad mitten auf dem Schulhof steht. „Wir fahren mit unserer Tochter dreimal in der Woche zum Schwimmunterricht bis nach Satzvey“, berichtete Denise Klippel aus Weilerswist. Auch ihr Kind geht jetzt im Container ins Wasser. Das sei eine wunderbare Ergänzung und eine wirkliche Erleichterung. „Der Unterricht hier fördert ja, dass die Kinder schwimmen lernen“, bestätigte sie. Dem kann auch eine weitere Mutter, Britta Pilz, nur zustimmen.
Mit einer Schwimmnudel gelangen die Kinder mühelos von der einen Seite zur anderen
„Und die Kinder haben hier alle richtig viel Spaß“, weiß Schwimmlehrerin Alina Schwampe von den Erftstädter Wasserhelden zu berichten. Tatsächlich macht sogar schon das Zugucken Freude. Unbeschwert und leicht bewegen sich die Kinder im Wasser. Alle hören natürlich aufs Wort, wenn ihnen ihre Schwimmlehrerin zum Beispiel erklärt: „Jetzt nehmen wir die Nudel.“ Gemeint ist eine Schwimmhilfe, mit der die Kinder bereits problemlos von einer Seite des Beckens zur anderen Seite schwimmen können.
Und wenn sie das Kommando „Spritzen“ ausspricht, dann schaffen es die Kinder ohne Schwierigkeiten, die Wasserfontänen sogar bis an die Decke spritzen zu lassen. Wie im Flug vergehen mitunter die 45 bis 60 Minuten, die eine Schwimmeinheit dauert.
Der Container wird mit einer Wärmepumpe geheizt. Die Umkleidekabine ist in der Grundschule eingerichtet und durch einen Folientunnel mit dem Eingang ins Containerbad verbunden.
„Das Projekt konnte verwirklicht werden, weil eine Kooperation zwischen dem Schwimmverband NRW, der RTL-Stiftung und der Schwimmschule Sharky zustande gekommen ist“, berichtete Sylke Hindrichs vom Stadtsportverband Erftstadt. Die Stiftung „Wir helfen Kindern“ unterstütze die Aktion, weil die Zahlen der Nichtschwimmer und der Ertrinkenden zunehmen, gleichzeitig jedoch immer mehr Wasserflächen wegbrechen. Jeweils fünf Kinder sind in einer Gruppe. „Hier werden auch Migrantinnen unterrichtet, Frauen, die nicht schwimmen können“, berichtete Hindrichs.
Täglich ist das Schwimmbecken im Einsatz – bis 15 Uhr nutzen es die Schulen, anschließend bis 20 Uhr die Vereine. Die Kursangebote im Schwimmcontainer seien für die Teilnehmer kostenlos. „Alle Erftstädter Grundschulen beteiligen sich mit Begeisterung an dieser Aktion, die noch bis zu den Winterferien genutzt werden kann“, sagt Hindrichs, die sich über den großen Zuspruch freut.
„Der Container ist komplett ausgebucht“, sagt sie. Auch der „Runde Tisch Bäder“ (eine Initiative des Stadtsportverbandes, der aus allen acht schwimmtreibenden Vereinen besteht) unterstütze die Nachmittagskurse, die von der DLRG und dem Schwimmverein Wasserhelden umgesetzt werden. Das Schwimmbecken im Container ist drei Mal acht Meter groß, 1,35 Meter tief, und das Wasser angenehme 31 Grad warm.
Von solchen Temperaturen können die Schwimmerinnen und Schwimmer im Schulschwimmbad in Lechenich und im Hallenbad in Liblar nur träumen. „Gerade jetzt bangen die Schulen und Vereine wieder um die Nutzung des Hallenbades in Lechenich“, berichtet Hindrichs.
Erst vorige Woche habe es eine kurze Schließung wegen eines Wassereinbruchs gegeben. Seit dem Wochenende sei nun erneut eine Heizpumpe defekt, sodass die Lufttemperatur bei 23 Grad und Wassertemperatur bei 26 Grad liegen. Trotzdem trainieren dort junge Menschen bis zu zehn Mal in der Woche „Wir haben Schwimmerinnen und Schwimmer, die bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gehen“, merkt Hindrichs an. Der Stadtsportverband sei sehr besorgt, dass weitere Schäden wieder zur Schließung des Bades führen.
In einer Forsa-Umfrage der DLRG von 2022 gaben 5 Prozent der über 14-Jährigen an, nicht schwimmen zu können. Das bedeutet, 3,8 Millionen der deutschen Jugendlichen und Erwachsenen sind Nichtschwimmer.
In Deutschland können 20 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen nicht schwimmen. Das entspricht einer Anzahl von 803.149 Kindern. Im Jahr 2017 waren es noch 10 Prozent der Kinder. Somit hat sich die Zahl der Nichtschwimmer-Kinder von 2017 bis 2022 verdoppelt.
Im Jahr 2019 gaben 55 Prozent der Weltbevölkerung an, nicht schwimmen zu können. Das bedeutet, 3,872 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt sind Nichtschwimmer. Am häufigsten kommen Nichtschwimmer aus Ländern mit niedrigem Einkommen. Hier sagen mehr als sieben von zehn Erwachsenen (72 Prozent), dass sie nicht ohne Hilfe schwimmen können.
Es wird von einem sicheren Schwimmen gesprochen, wenn folgende Leistungen erbracht werden können: 15 Minuten lang ohne Halt und ohne Hilfen im tiefen Wasser schwimmen, in Bauch- und Rückenlage schwimmen, mindestens Paket- und Kopfsprung beherrschen, sich unter Wasser orientieren können.