2004 wanderte Tom Franz nach Israel aus. Dort gewann er eine Koch-Show. Nun erlebt er dort den Terror der Hamas gegen Israel.
Durch TV-Show bekanntErftstädter Koch spricht über den Krieg in seiner Wahlheimat Tel Aviv
„Was hier jetzt passiert ist, war ein ganz fürchterlich großer Terrorakt“, sagt Tom Franz (50). Seiner Meinung nach ist Israel jedoch nicht in seiner Existenz bedroht. „Sieht man Gaza als Staat, muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass man es mit einem richtigen Terrorstaat zu tun hat, der seine Terrorideologien lebt und umsetzt und der jetzt seine wahre menschenverachtende Fratze gezeigt hat.“
Tom Franz ist in Erftstadt aufgewachsen und zur Schule gegangen. Durch einen Schüleraustausch lernte er 1989 Israel und das Judentum kennen. Das Land sollte ihn fortan nicht mehr loslassen. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann in Köln leistete Franz in Israel zunächst seinen Zivildienst in einem Krankenhaus und einem Altenheim für Holocaust-Überlebende ab.
In Köln studierte er anschließend Rechtswissenschaften und Jura. Vor 19 Jahren folgte er jedoch dem Ruf seines Herzens und wanderte nach Israel aus. Zweieinhalb Jahre später konvertierte er zum Judentum und 2009 heiratete er eine Israelin. Das Paar hat fünf Kinder.
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Ihm und seiner Familie gehe es gut, versichert Tom Franz. Noch seien ihre Kinder viel zu klein, um in der Armee zu kämpfen, und die Geschwister seiner Frau seien inzwischen für die Armee zu alt. „Aber hier bei uns im Vorort von Tel Aviv gibt es viele Menschen, die Angehörige verloren haben und deren Kinder oder Geschwister jetzt eingezogen wurden“, berichtet er.
Berühmt wurde der Erftstädter 2013 durch einen Sieg in der Kochshow der israelischen Version des Fernsehkochwettbewerbs „Masterchef“, die damals zu den beliebtesten Fernsehsendungen in Israel zählte. Seitdem ist er in der Branche ein gefragter Mann. So berät er Restaurants, gibt Workshops und arbeitet in der Eventplanung. Doch zurzeit sind alle seine Termine gestrichen.
Auch die meisten Restaurants und alle nicht überlebenswichtigen Geschäfte seien geschlossen. Nur die Supermärkte, Werkstätten und Tankstellen, die einen Schutzbunker in unmittelbarer Nähe hätten, seien geöffnet. „Die Straßen sind sogar hier im Vorort nördlich von Tel Aviv auch tagsüber wie leergefegt“, sagt der 50-Jährige. Auch die Kinder könnten nicht raus.
„Sie hatten bis vergangenen Samstag Herbstferien“, berichtet er. Zum Wochenanfang sollten die Schulen und Kindergärten eigentlich wieder geöffnet werden. Doch erst einmal bleiben sie geschlossen. „Die Ferien wurden wegen der aktuellen Situation verlängert“, berichtet der Familienvater. Wer nicht unbedingt aus dem Haus müsse, bleibe daheim und arbeite wie schon während der Corona-Pandemie im Homeoffice.
Er selbst sei am Mittag bei der Blutspende gewesen. Mehr als 300 Menschen hätten gleich zu Beginn bereits in der Schlange angestanden. „Die Solidarität im Land ist riesengroß“, sagt er. Noch nie habe er Israel so Schulter an Schulter beisammenstehen sehen. Die Leute seien mobilisiert und alle versuchten mitzuhelfen, wo und wie sie nur könnten.
Es würde sogar Essen organisiert, um es in den Süden zu fahren. Andere unterstützten Familien oder nähmen Fremde und vom Terror unmittelbar betroffene Menschen bei sich zu Hause auf.
Seit genau 50 Jahren, also seit dem Jom-Kippur-Krieg, habe das israelische Volk nicht mehr so einig beisammengestanden. „Sie wissen alle, worauf es jetzt ankommt“, ist Franz überzeugt. Auch damals, am 6. Oktober 1973, habe der Krieg mit einem Überraschungsangriff begonnen.
Tom Franz kennt sich aus mit den Lichtblitzen und Feuerschweifen der Raketen und der Abwehrsysteme. Bis vor sieben Jahren lebte er noch direkt in Tel Aviv. Und öfter habe er da die Feuerscheine am Himmel über der Stadt gesehen. „Unsere Frühwarnsysteme funktionieren eigentlich sehr gut, wir werden eine bis eineinhalb Minuten, bevor die Raketen in unserer Richtung ankommen, gewarnt.“ Das sei dann auch die Zeit, die bleibe, um in den Luftschutzbunker zu gehen. „Neben den öffentlichen Luftschutzbunkern hat hier auch jedes Haus einen Bunker“, berichtet Franz. Dort komme die Familie unter, wenn die Sirenen heulten.
Eiskalt wurde er im Park mit seinen Söhnen von den Sirenen überrascht
Zurzeit sei das zwei- oder dreimal am Tag der Fall. Wenn die Sirenen in Tel Aviv heulten, könne er aus seiner Wohnung im sechsten Stock das „Feuerwerk“ sehen. Tom Franz berichtet von einem Ausflug mit seinem Jungen. Eiskalt seien sie einmal im Park in Tel Aviv von den Sirenen erwischt worden. „Ich habe mich dann mit meinem Kind auf den Boden gelegt und in den Himmel geschaut.“ Deutlich habe er gesehen, wie von der einen Seite die Rakete gekommen sei und von der anderen die Abwehr, die die Rakete dann getroffen und abgeschossen habe.
„Aber Angst haben wir auch jetzt nicht“, gibt sich Tom Franz zuversichtlich. Er wisse zwar nicht, was in den kommenden Tagen und Wochen passieren werde. „Aber ich habe das Gefühl, dass nach diesem Krieg die Ordnung im Mittleren Osten anders aussehen wird“, sagt er nachdenklich.