Erftstadt-Friesheim – Es ist erst ein paar Monate her, dass die Stromleitung am Ortsrand von Friesheim erneuert worden ist. Westnetz hat größere Masten auf der alten Trasse errichtet, dafür wurden Baustraßen angelegt und erhebliche Mengen Erde bewegt. Kaum waren die Felder wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, sind erneut schwere Baumaschinen angerückt. Und in Friesheim ging das Rätselraten los, wofür diesmal eine Trasse durch die Landschaft gezogen wird. Manch einer vermutete sogar, dass eine Straße gebaut würde.
Es ist eine Gasleitung, die dort verlegt wird. Die Open Grid Europe GmbH aus Essen (OGE) hat die Arbeiten in Auftrag gegeben. Das Unternehmen, das bis 2010 Eon-Gastransport GmbH hieß, stellt Leitungen zur Verfügung, vertreibt aber selbst kein Gas. Das Projekt auf Erftstädter Boden trägt den Namen Eusal, was schlicht Euskirchener Anschlussleitung bedeutet. Eusal wird von einer vorhandenen Leitung zwischen Lechenich und Ahrem bis in den Euskirchener Stadtteil Kuchenheim verlaufen.
Mutterboden fast vollständig beiseite geschoben
In diesem Jahr werden erst einmal die Vorarbeiten für die 18,5 Kilometer lange Strecke erledigt. Es wird überprüft, ob alte Kampfmittel in der Erde liegen, aber auch, ob Bodendenkmäler berücksichtig werden müssen. Über weite Strecken ist bereits der Mutterboden beiseite geschoben und zu Wällen aufgetürmt worden. Wie OGE der Stadtverwaltung mitgeteilt hat, wird die aufgehäufte Erde begrünt, damit sich dort kein Unkraut ausbreitet.
Im Laufe des kommenden Jahres sollen dann die Hauptarbeiten über die Bühne gehen, im September soll auf Erftstädter Gebiet alles fertig sein, wie Projektleiter Martin Höhner sagte. Durch die Leitung solle später H-Gas fließen – das H für „high“, also einen höheren Energiegehalt. Bisher sei in Euskirchen L-Gas – für „low“ mit niedriger Energie – verkauft worden. Im Jahr 2022 soll die Lieferung umgestellt werden. Abzweigungen von Gasleitungen in Erftstädter Stadtteile wie beispielsweise Ahrem oder Friesheim seien nicht vorgesehen, so Höhner.
Bleibt die Frage, die sich viele Beobachter in den letzten Tagen gestellt haben: Warum konnte man die Leitung nicht verlegen, als auf der Trasse ohnehin gearbeitet und der Boden aufgewühlt wurde? „Den Vorwurf bekommen wir immer wieder mal zu hören“, gibt der Projektleiter zu. Aber OGE habe keine Möglichkeit, solche Projekte mit denen anderer Unternehmen abzustimmen. Höhner: „Und es gibt in Deutschland keine Stelle, die für die Koordination zuständig ist.“