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„Ritterstübchen“Ortsgemeinschaft bangt um ihr Vereinsgelände in Frechen-Benzelrath

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild sind ein Mann und eine Frau in einem Bierzelt zu sehen.

Wie lange noch wird die Ortsgemeinschaft Benzelrath ihr Vereinszentrum halten können, fragen sich Astrid Schulz und Markus Schorn.

Die 250 Mitglieder fürchten eine ungewisse Zukunft. RWE als Grundstückseigentümerin sieht sich„ noch ganz am Anfang der Planungen“ für das Gelände.

Als den „schönsten Biergarten“ Frechens bezeichnet Astrid Schulz das Vereinsgelände der Ortsgemeinschaft Benzelrath e. V. am Nordrand der ehemaligen RWE-Power Forschungsstelle Sibylla. Nur an regelmäßigen Öffnungszeiten fehle es. Seit dem Jahr 2000 nutzt der 250 Mitglieder starke Verein dort gegen eine geringe Pacht ein in die Jahre gekommenes Gebäude, das der Bergbaubetreiber aus Stahlcontainern errichtet hatte, als „Ritterstübchen“. Ein Ort mit Bar, Aufenthaltsraum, Küche und Toiletten für kleinere Feierlichkeiten.

Frechen: Veranstaltungszelt für 150 Besucher

Alter Baumbestand prägt das Gelände rund um das Ritterstübchen und das aus Vereinsmitteln errichtete Veranstaltungszelt mit Platz für 150 Menschen, ergänzt von drei Holzhütten für Grill, Materialien und zum Unterstellen, wenn es regnet. Gelegenheiten für Besucher richte die Ortsgemeinschaft mit ihrem Jahresprogramm ein, angefangen mit dem Musikfestival bei kostenfreiem Eintritt im Sommer bis hin zum freitäglichen Boule-Spiel für Mitglieder im Herbst oder dem Ermitteln des Hahnekönigs beim Hahneköppen mit Plastikimitaten, ein Traditionsfest der alten Benzelrather.

Das Ritterstübchen sei auch Zentrum für ihre Beiträge zum Karnevalszug und der Ernennung ihres karnevalistischen Ritters. Viele andere Vereine nutzten immer wieder die Räumlichkeiten – für Benzelrath habe sich das Gelände zum zentralen Veranstaltungsort entwickelt.

Auf dem Bild sind Containerbauwerke zu sehen.

Das „Ritterstübchen“ hat die Ortsgemeinschaft in einem Containerbauwerk der RWE-Power errichtet.

„Es fragt sich nur, wie lange das noch so geht?“, formulieren die Beisitzerin Astrid Schulz und Schriftführer Markus Schorn die Unsicherheit in den Reihen der Ortsgemeinschaft Benzelrath angesichts der beabsichtigten Umnutzung des Geländes. Die Frage habe bislang weder die Stadt Frechen, noch Grundstückseigentümer RWE-Power beantworten können. Anfragen seitens des Vereines seien ohne verbindliche Antworten geblieben.

Immerhin habe ihm der ehemalige Technische Beigeordnete Robert Lehmann in einem Treffen schon mal Pläne gezeigt, schilderte Markus Schorn. Einen Platz für die Ortsgemeinschaft habe er darauf vergebens gesucht. Auf einem zweiten Plan habe Lehmann damals auch einen Vorschlag für eine Umverlegung gemacht, ein derzeit wildes, unerschlossenes Gelände in einem Winkel des Geländes dicht an der Bahnlinie der Güterstrecke.

Petition zur Bürgerbeteiligung eingereicht

Im Juni/ Juli hatte die Stadt Frechen die Bürger eingeladen, sich am Bauleitverfahren für die Nachnutzung des brach liegenden Forschungsstandortes frühzeitig zu beteiligen. Vereinsmitglied Gerd Tempel habe dazu eine Petition unter dem Titel „Ein Prozent für das Hätz vun Benzelrath“ eingereicht. Ein Prozent der Gesamtfläche von Sibylla nehme das angepachtete Gelände derzeit ein, etwa 500 Quadratmeter, erläuterten die Vorstandsmitglieder. So viel Platz wünschen sie sich von den Planern im Falle einer Umverlegung, heißt es in der Petition.

Am liebsten würden sie aber am alten Standort bleiben, denn den Neubau eines Vereinsheimes mit Erschließung eines Grundstücks könne der Verein finanziell einfach nicht stemmen, sagte Markus Schorn. An „Manpower“ für die Instandsetzung der Baulichkeiten fehle es hingegen nicht.

RWE: Wohnbebauung oder Industriestandort?

„Zusammen mit der Stadt Frechen möchten wir das Gelände wieder in Wert setzen. Wir wollen etwas schaffen, was den Standort und die Stadt weiter bringt“, sagte auf Anfrage der Sprecher von RWE-Power, Guido Steffen. Auf dem Gelände könne Wohnbebauung entstehen oder ein neuer Industriestandort, dazu könne man beispielsweise auch noch vergleichsweise gut erhaltene Gebäude aus den 1980er Jahren nutzen.

„Die Stadt und wir als Grundeigentümer befinden uns aber noch ganz am Anfang der Planungen.“, sagte Steffen. Bis zur Konkretisierung könnten daher noch „viele, viele Jahre“ vergehen. Steffen machte aber auch klar, dass die Ortsgemeinschaft von Beginn des Pachtverhältnisse an wisse, dass die Nutzung der RWE-Liegenschaft „nicht auf die Ewigkeit“ ausgerichtet sei und eines Tages enden könne.