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Macher und Märkte in FrechenAmerikanischer Bus wird zum Imbiss

Lesezeit 4 Minuten

Firmengründer Nao Tajima inmitten seiner exklusiven und zur Restaurierung vorgesehenen US-Fahrzeuge in Frechen.

Frechen – Gesehen hat sie schon jeder, entweder während einer USA-Reise oder aber im Fernsehen: die gelben amerikanischen Schulbusse. Fast eine halbe Million dieser klobigen Kisten rollt auf den Straßen der Vereinigten Staaten, täglich werden über 26 Millionen Schüler zum Unterricht gebracht. Auch in Frechen konnte man mit etwas Glück schon solch auffällige Busse sehen, aber auch Greyhoundbusse, britische Doppeldecker oder Wohnwagen der US-Firma Airstream, die aussehen wie ein silberner Alu-Bomber.

Auf dem ehemaligen Gelände der Gleisbaufirma Schreck und Mieves an der Kölner Straße baut nämlich Nao Tajima mit seinem Team solch exotische Gefährte zu „Eventmobilen“ um. Aus einem US-Bus kann zum Beispiel ein Reklamewagen für eine Limonadenfirma, ein rollender Schnellimbiss für den holländischen Strand oder ein extravagantes Campingmobil werden.

Japanische Wurzeln

Der 50-jährige Kölner Nao Tajima mit deutschen und japanischen Wurzeln hatte seine Liebe zu Oldtimern und außergewöhnlichen Fahrzeugen in den 80er Jahren entdeckt, als er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in einer auf Oldtimer spezialisierten Werkstatt absolvierte.

Tajima: „Meine Frau arbeitete damals für die Redaktion »Nur die Liebe zählt« mit Kai Pflaume. Ein Praktikant verursachte einen Unfall mit einem Airstream-Trailer (windschnittiger Wohnwagen – d. Red). Ich wurde gefragt, ob ich das Fahrzeug reparieren könnte. Also brachten wir den Airstream-Anhänger wieder auf Vordermann, und meine große Leidenschaft für amerikanische Fahrzeuge war entfacht.“

Aus den USA importiert

Seit dem Jahr 2000 importiert Tajima nun Oldtimer aus den USA. Für deren Restaurierung mietete er sich tageweise bei Freunden in einer Werkstatt ein, doch schnell expandierte das Geschäft. Er fand eine Halle im Gewerbegebiet in Köln-Longerich.

Eines Tages erhielt er einen Anruf eines Kunden aus Frankreich, der einen amerikanischen Schulbus restaurieren lassen wollte. Kurze Zeit später fing Tajima an, Schulbusse aus Armeebeständen der in Deutschland stationierten Amerikaner zu ersteigern. Etwa 5000 Mark kostete damals ein gelber Schulbus (acht Zylinder, 7,9 Liter Hubraum, circa 280 PS). „Anfangs waren die Umbauten ein wenig freakig, doch schnell wurde alles schicker und professioneller“, sagt Tajima.

Neben gelben Schulbussen und französischen Kastenwagen von Citroën werden mittlerweile auch alte aus den 30er Jahren stammende Großraumwohnwagen der Firma Airstream aus Ohio nach Kundenwunsch zu rollenden Imbisswagen oder Werbefahrzeugen umgebaut.

Damit die alten Campinghänger in Deutschland zugelassen werden können, muss das gesamte Fahrwerk ausgetauscht werden. Das Bremssystem ist in Europa nicht verwendbar, außerdem sind die alten Fahrwerke zu breit für eine Zulassung in Deutschland. Alleine ein neues Fahrwerk kostet rund 4500 Euro. Komplett umgebaut, kostet das Gefährt schnell 50 000 Euro. Da sind der Kauf und der Transport von Amerika bis nach Frechen noch nicht eingeschlossen. Tajima: „Erst kürzlich haben wir für einen Campingplatzbetreiber in Holland zwei Airstreams zu Campingwagen umgebaut. Die stehen jetzt an den Dünen und können dort tageweise gemietet werden.

Zu Werbezwecken auf Messen

Seit Mai 2012 sitzt die Firma in Frechen, nachdem es auf dem Gelände in Köln-Longerich zu eng geworden war. Heute baut sie Airstreams und Eventbusse unter anderem für Firmen wie Telekom, Nike, Jägermeister, Ben & Jerrys, RWE Power, Lucky Strike, Coca-Cola, Gauloises und für Versicherungen um. Die teuren Gefährte werden dann zu Werbezwecken auf Messen und bei Sportveranstaltungen eingesetzt. Tajima: „Wir bauen viele Fahrzeuge für die Filmbranche um. Einige sind dann in Fernseh- und Kinofilmen zu sehen.“

Zwölf-Meter-Foodtrucks

Das Team arbeitet zurzeit an zwei Zwölf-Meter-Foodtrucks für einen russischen Kunden. Die Busse wurden von ihm in Amerika gekauft, nach Russland transportiert, verzollt und zugelassen. Anschließend wurden die beiden Fahrzeuge nach Frechen gebracht. Dort werden sie jetzt zu rollenden Imbisswagen umgebaut. Ab Herbst ist der Einsatz in Moskau und in St. Petersburg geplant. Schnell können komplette Umbauten bis 150 000 Euro kosten, je nach Kundenwunsch. Kompliziert wird es, wenn Fahrzeuge ins Ausland verkauft werden. Die Vorschriften des Landes für eine Straßenzulassung müssen eingehalten werden. Jedes Land hat andere Vorgaben und Hygienevorschriften. Denn schließlich sollen aus den Fahrzeugen hochwertiger Kaffee und Speisen verkauft werden.

Kein Komplettpreis

Tajima ist stolz auf seine Fahrzeuge: „Unsere Umbauten sind Hingucker, da spielt der Preis oft eine untergeordnete Rolle. Da jeder Umbau ganz individuell ist, sind umfangreiche Gespräche mit dem Kunden ganz wichtig. Einen Komplettpreis können wir leider im Voraus nicht nennen.“

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