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Heike Henkel unterstützt Sportlerwahl„Mit viel Geduld auf junge Sportler einwirken“

Lesezeit 4 Minuten

Als Mental-Trainerin und Rednerin arbeitet die Olympiasiegerin inzwischen.

Rhein-Erft-Kreis – Auch Olympiasiegerin Heike Henkel aus Pulheim unterstützt die Sportlerwahl im Rhein-Erft-Kreis. Was sie an der Aktion so begeistert, sehen Sie im Video. Im Interview sprachen wir mit ihr über die Erfolge und Auswirkungen ihrer Sportkarriere:

Frau Henkel, Sie haben das deutsche Hochspringen jahrelang dominiert und spätestens mit dem Olympiasieg 1992 enorme Popularität erfahren. Profitieren Sie heute noch von diesem Erfolg?

Henkel: Auf jeden Fall. Diese Erfahrungen geben mir unheimlich viel. Gerade in Momenten, in denen es mal nicht so läuft. Die Erinnerung an die sportlichen Erfolge lösen immer noch Emotionen und Bilder im Kopf aus. Ich bekomme beim Gedanken an Barcelona eine Gänsehaut. Das Wissen, etwas Tolles, Besonderes geschafft zu haben, hat ein wichtiges Fundament für mein Selbstvertrauen gelegt. Ich weiß, wie es ist, schwierige Zeiten zu überstehen, Herausforderungen zu meistern und wie ich meine Motivation aufrecht halten kann.

Inzwischen betätigen Sie sich als ausgebildete Mental-Trainerin für Sportler und Führungskräfte sowie für das Unternehmen Sport-Speaker als Vortragsrednerin auf Kongressen und Veranstaltungen. Ihre Erfahrung im Sport ist also offensichtlich sehr gefragt und für andere von großem Nutzen.

Ja, weil man so vieles ins Berufsleben transferieren kann. Etwa den Umgang mit Druck, Erwartungen und Motivationsproblemen. Außerdem bin ich durch den Sport überall in der Welt herumgekommen, ich habe gelernt offen zu sein, Veränderungen zu meistern. Das hat den Horizont erweitert. Etwas Vergleichbares erleben wahrscheinlich nur Schauspieler oder Musiker, die viel unterwegs sind. Durch meine Ausbildung zur Mentaltrainerin habe ich dann noch einmal einen anderen Blickwinkel und einen tieferen Background erhalten. Von all dem profitiere ich heute.

Als Mental-Trainerin und Rednerin arbeitet die Olympiasiegerin inzwischen.

Sie halten immer noch einen Rekord für die Ewigkeit: Sie sind die bislang einzige Hochspringerin, die in drei aufeinanderfolgenden Jahren Europameisterin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin wurde. Wie groß wäre der Ärger, wenn Ihnen doch mal jemand erfolgreich nacheifern würde?

Ein gewisses Grummeln im Bauch wäre da schon. Anfangs habe ich mir aus dieser Geschichte nicht viel gemacht, aber inzwischen erfüllt es mich mit Stolz, dass diese Marke so lange hält.

Ab Samstag Wählen

Erstmals veranstaltet diese Zeitung mit Unterstützung der Kreissparkasse Köln und dem Kreissportbund eine Sportlerwahl. Donnerstag, Freitag und Samstag werden die Nominierten aus dem Rhein-Erft-Kreis vorgestellt, ab Samstag (29. Januar) können Sie hier für Ihre Sportlerin, Ihren Sportler oder Ihre favorisierte Mannschaft abstimmen.

Nominiert sind jeweils 15 Personen/ Mannschaften je Kategorie. Die Gewinner erhalten Geldpreise. (be)

Sie sind unter anderem 1992 zu Deutschlands Sportlerin des Jahres gewählt worden. Was bedeutete Ihnen mehr, die Auszeichnungen auf der Bühne oder die Erfolge im Stadion?

Für mich steht sicherlich die Erinnerung an die Goldmedaille irgendwo immer noch an erster Stelle, auch wenn mich die Preise und Auszeichnungen sehr gefreut haben. Letztlich sind es aber zwei unterschiedliche Dinge. Der Gewinn von Titeln und Medaillen ist etwas, was man selbst aus eigener Kraft heraus geschafft hat, Preise und Auszeichnungen spiegeln wider, wie die anderen dich wahrnehmen, sie sind also die Anerkennung von außen.

In Ihrer Jugend haben Sie gefochten, geturnt, Sie sind gesegelt und haben Basketball gespielt, ehe Sie sich ganz der Leichtathletik widmeten. Würden Sie Müttern und Vätern raten, ihren Nachwuchs viele Sportarten ausprobieren zu lassen oder lohnt es sich eher, einer Sportart treu zu bleiben?

Ich denke, es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen verschiedene Sportarten vorzustellen. Man muss ja auch erfahren, wo man seine Talente hat und was einem am meisten Spaß macht. Wenn ein Kind ständig die Sportart wechselt, sollte man sich mit den Gründen beschäftigen. Etwas auszuprobieren ist wichtig, aber eben auch ein gewisser Durchhaltewillen. Kinder zum Sport zu zwingen, bringt nichts, aber es gibt Phasen, in denen Zuspruch und Unterstützung wichtig sind. Ich denke da vor allem an die Pubertät. Das ist eine Zeit, in der vieles ins Wanken gerät. Da müssen Eltern und Trainer auch schon mal mit viel Geduld auf junge Sportler einwirken, um sie zum Weitermachen zu motivieren. Aber das lohnt sich. Andernfalls entgeht den Jugendlichen vieles und es gehen viele Talente verloren. Man sollte auch mal darüber nachdenken, ob eine engere Verbindung von Vereinen und Schulen sinnvoll wäre. Warum sollten Vereinstrainer nicht mal den Sportunterricht übernehmen? Diese Idee hat meiner Meinung nach durchaus Charme.

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Treiben Sie heute noch Sport?

Ich gehe zwei-, dreimal in der Woche laufen und mache ein Workout-Programm. Gesundheit und Fitness sind mir wichtig, und sie sind auch die Basis von mentaler Gesundheit. An Wettkämpfen möchte ich aber nicht mehr teilnehmen. Ich habe viele Meisterschaften absolviert. Diese Motivation verspüre ich nun nicht mehr.