Rhein-Erft-Kreis/Leverkusen – Florian Wirtz startete in den vergangenen zwei Jahren so richtig durch. Als 17-jähriger feierte er im Mai 2020 sein Bundesligadebüt, mittlerweile ist er Nationalspieler und gilt nicht nur bei seinem Klub Bayer 04 Leverkusen, sondern auch in der deutschen Fußballnationalmannschaft als Hoffnungsträger für die kommenden Jahre. Der gebürtige Pulheimer unterstützt die Sportlerwahl in seinem Heimatkreis. Wir sprachen mit ihm:
Herr Wirtz, Sie sind erst im Mai 18 Jahre alt geworden, aber schon Stammspieler bei Bayer 04 Leverkusen und Nationalspieler. Müssen Sie sich manchmal kneifen, um zu glauben, dass diese steile Karriere nicht nur ein Traum ist?
Wirtz: Nein, das nicht unbedingt. Aber mir ist klar, dass ich einen besonderen, in der Form nicht wirklich voraussehbaren Weg gegangen bin. Es ging sehr schnell, ist meistens gut gelaufen. Ich habe mich von Anfang an gut entwickelt und ich hoffe, dass es so weitergeht.
Wann haben Sie absehen können, dass sich Ihr Kindheitswunsch, Profi zu werden, tatsächlich erfüllen wird?
Den einen Moment gab es nicht. Als ich ein paar Bundesligaspiele absolviert hatte, habe ich gemerkt, dass ich mithalten kann und dass der damalige Trainer Peter Bosz es mir auch zutraut. Anfangs hatte ich ja noch die Schule nebenbei. Jetzt, wo die vorbei ist, merke ich so richtig, dass das nun mein Beruf ist und ich angekommen bin.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn der Durchbruch im Profifußball ausgeblieben wäre? Gab es auch einen Plan B?
Wenn ich ehrlich bin, nein. Ich war immer darauf fokussiert, Fußballer zu werden. Ich habe natürlich meine Schule zu Ende gemacht. Damit ich, falls es am Ende doch nicht reicht, auf etwas zurückgreifen kann. Jetzt habe ich das Abi in der Tasche. Das ist gut und meine Eltern sind auch glücklich, dass ich in dieser Hinsicht ebenfalls am Ball geblieben bin.
Sie haben Ihre Fußballkarriere bei Grün-Weiß Brauweiler begonnen, dessen Vorsitzender Ihr Vater ist. Nach Ihrer Zeit im Nachwuchs des 1. FC Köln sind Sie zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt, wo Ihre Schwester Juliane in der Frauen-Bundesliga spielt. Wie wichtig ist Ihnen die Nähe zur Familie?
Bei uns drehen sich viele Gespräche um das Thema Sport, weil meine Eltern und Geschwister auch in den Fußball involviert sind. Es ist wohl auch gut, dieses Feedback aus der Familie zu bekommen. Mich hat das auf die Spur gebracht, jeden Tag Gas zu geben und meinen Traum jeden Tag weiter zu verfolgen.
Was würden Sie jungen Spielern raten, die von einer Profilaufbahn im Sport träumen?
Vor allem ist es wichtig, sein Leben an den Sport anzupassen. Darauf haben auch meine Eltern geachtet. Ich bin zum Beispiel nicht am Abend vor einem Spiel noch auf Partys gegangen. Ich musste früh nach Hause kommen, damit ich fit bin und alles geben kann. Wenn man es wirklich ernst meint, muss man sein Leben so gestalten, dass man auf dem Platz immer das Beste herausholen kann. Und man muss Spaß haben, mit dem Ball und der Mannschaft auf dem Platz zu sein. Manchmal tut es natürlich schon w eh, wenn man zu Hause sitzt und weiß, dass die Freunde noch unterwegs sind. Aber wenn man seinen Traum vor Augen hat, muss man das ausblenden und hoffen, dass sich das irgendwann auszahlt. Und wenn nicht, dann sollte man letztlich doch einen Plan B in der Tasche haben. Mindestens einen vernünftigen Schulabschluss (schmunzelt).
Ab Samstag Wählen
Erstmals veranstaltet diese Zeitung mit Unterstützung der Kreissparkasse Köln und dem Kreissportbund eine Sportlerwahl. Donnerstag, Freitag und Samstag werden die Nominierten aus dem Rhein-Erft-Kreis vorgestellt, ab Samstag (29. Januar) können Sie hier für Ihre Sportlerin, Ihren Sportler oder Ihre favorisierte Mannschaft abstimmen.
Nominiert sind jeweils 15 Personen/ Mannschaften je Kategorie. Die Gewinner erhalten Geldpreise. (be)
Haben Sie denn noch Kontakt zu Ihren Freunden in Brauweiler?
Ja, wir sehen uns fast jeden Tag, sind zu fünft oder sechst unterwegs.
Hatten Sie in großes Vorbild?
Lionel Messi, weil er der beste Spieler war oder vielleicht auch noch ist. Von ihm hatte ich auch mein erstes Trikot. Er war mein Vorbild, weil er viele Titel gewonnen hat und ich mir gerne von ihm Dinge abgeguckt habe. Ich würde mich freuen, ihn mal zu treffen.
Inzwischen sind Sie selbst zum Vorbild geworden. Ist das mehr Belastung oder Freude?
Ich finde es gut. Es ist ja auch ein schönes Zeichen, wenn die Kleinen irgendwann dein Trikot tragen. Wenn ich in Brauweiler unterwegs bin, freuen sich die kleinen Jungs, mich zu sehen. Und ich freue mich, wenn sie glücklich sind. Ich gebe ihnen gerne einen Check oder ein Autogramm, weil ich mich daran erinnern kann, wie es war, selbst Fan zu sein.
Welche Ziele verfolgen Sie noch in Ihrer Karriere?
Natürlich habe ich immer noch die kindlichen Träume von früher im Hinterkopf, also Weltmeister zu werden mit Deutschland oder eines Tages die Champions League zu gewinnen. Aber jetzt würde ich mich erstmal sehr freuen, nächstes Jahr mit Bayer 04 Leverkusen die Champions-League-Qualifikation zu schaffen.
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Wie wichtig sind Preise und Auszeichnungen wie eine Sportlerwahl?
Grundsätzlich ist Fußball für mich ein Mannschaftssport. Aber es ist immer schön, eine Auszeichnung zu erhalten. Das bestätigt die eigenen Leistungen. In Einzelsportarten sowieso, obwohl es auch dort ohne ein gutes Umfeld und erfahrene Trainer kaum gehen wird. Gerade für Jugendliche sind solche Auszeichnungen ein wichtiges Feedback, um zu erfahren, dass das, was man macht, gut ist und Anerkennung findet. Das kann junge Sportler auf jeden Fall motivieren.