Rhein-Erft-Kreis/Hürth – Die Medienbetriebe sind neben der Chemie ein Aushängeschild für Hürth. Derzeit wird die Stadt jeden Abend bei der Show „Ich bin ein Star – die Dschungelshow“ auf RTL einem Millionenpublikum präsentiert – allerdings als abschreckender Ort. Ob darunter das Image leidet, dazu befragte Andreas Engels die Geschäftsführerin des Tourismusvereins Rhein-Erft, Mirca Litto.
Der TV-Dschungel liegt in diesem Jahr in Hürth. Ist das eine gute Nachricht für die Region?
Dass die Sendung in Hürth gedreht wird, zeigt doch, welchen Wert Hürth als Medienstandort besitzt, und solange die fiesen Tierchen, die den Kandidaten normalerweise um den Kopf krabbeln, in den Studios bleiben, finde ich, dass das eine gute Nachricht ist.
Allerdings wird Hürth-Efferen nun vor einem Millionen-Publikum als Inbegriff von Ödnis und Tristesse präsentiert. Befürchten Sie dadurch einen Image-Schaden?
Gegenfrage: Denken Sie, dass es dem Image Australiens geschadet hat, als das Dschungelcamp dort gedreht wurde? Aber im Ernst: Nein, ich glaube das hat weder Auswirkungen auf das Image der Stadt noch auf das der Region, denn die Aufnahmen, die gezeigt werden, haben mit Hürth selbst ja nichts zu tun. Oder denken Sie, Köln befürchtet nun Besuchereinbrüche?
Durch die TV-Studios konnte sich Hürth lange im Glanz großer Fernsehproduktionen und sogar von Weltstars wie Madonna und Michael Jackson sonnen. Hat davon auch der Tourismus profitiert?
Auf jeden Fall! Ein Grund für Tages- und Übernachtungsgäste, Hürth zu besuchen, sind ja die TV Studios. Entweder, um eine Studioführung zu buchen und selbst mal vor der Kamera zu stehen oder um sich eine der Quizshows, wie zum Beispiel „Wer wird Millionär“ oder auch Stern TV anzusehen.
Die Medienmeile hat wenig Glamour und hat den Charme eines Gewerbegebiets. Was könnte man tun, um mit diesem Pfund zu wuchern?
Wieso sollte man ein Gewerbegebiet zu einem touristischen Highlight ausbauen? Wenn Gäste nach Hürth kommen, die die Studios besuchen wollen, dann haben sie ja nicht das Ziel, landschaftliche Schönheit zu erleben. Sollten sie das suchen, könnten sie diese am Otto-Maigler-See finden. Aber so tickt eigentlich kein Tourist, die Kombination aus Fernsehstudios und schöner Landschaft wird wohl eher selten der Anlass eines Besuches sein, sondern eher die Einkehr in eines der Restaurants oder die Übernachtung in einem der ansässigen Hotels, wenn sie denn dann wieder öffnen dürfen.
Was können die Stadt- und der Tourismusverein jetzt tun, um das Bild in der breiten Öffentlichkeit wieder etwas gerade zu rücken?
Ich bleibe da ganz gelassen und sehe da gar keinen großen Handlungsbedarf, denn es ist ja glücklicherweise so, dass sich Menschen ihr Ziel nach den Freizeitmöglichkeiten aussuchen, die sie favorisieren – ohne dass es eine Rolle spielt, in welchem Stadtteil sich diese Freizeitmöglichkeit befindet. Suchen also Kunstinteressierte nach der Böhm-Chapel, um eine Ausstellung zu besuchen, dann finden sie sie auch – ohne dass es für sie eine Rolle spielt, wie das Image des dazugehörigen Stadtteils ist.
Das Thema Image spielt sicherlich für typische Urlaubsgebiete eine andere Rolle als für Tages- oder Kurzreiseziele – und glücklicherweise zeigen die Erfahrungen, dass solche Aktionen keinen schlechten Einfluss auf ein Image haben, sondern dazu animieren, sich da mal umzuschauen und das Ganze mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Soweit ich weiß, hat Hürth auch keine großen Schäden durch Big Brother davongetragen, oder?
Welche Ziele empfehlen Sie Besuchern in Hürth?
Beispielsweise einen Besuch der Böhm-Chapel, eine Wanderung auf dem Römerkanal-Wanderweg, entlang der vier Hürther Burgen oder im Naturpark Rheinland. Oder eine Auszeit am Otto-Maigler-See oder am Bleibtreusee, einen Besuch auf dem Erlebnisbauernhof Gertrudenhof oder vielleicht eine Besichtigung der verschiedenen Privatbrauereien.