„Angebot wäre lächerlich"Hürther Stadtwerke setzen Stromtarif vorerst aus
Hürth – Seit gut zwei Jahren verkaufen die Hürther Stadtwerke neben Fernwärme auch Ökostrom aus norwegischen Wasserkraftwerken an ihre Kunden. Doch wer aktuell einen „Hürthstrom“-Tarif bei dem regionalen Versorger buchen möchte, stößt auf der Internetseite nur auf ein Banner, das auf „aktuelle Veränderungen an den Energiemärkten“ hinweist. Wegen historisch hoher Großhandelspreise könne Neukunden derzeit nur ein individuelles Angebot auf Basis der aktuellen Tagespreise an der Strombörse gemacht werden. Doch davon rät selbst Stadtwerke-Vorstand Stefan Welsch ab.
Die explodierenden Großhandelspreise für Strom haben in den vergangenen Wochen viele Anbieter ins Schleudern gebracht – vor allem solche, die den Strom für ihre Kunden zeitnah zu tagesaktuellen Kursen an der Börse einkaufen. Einige Discountanbieter haben die Belieferung ihrer Kunden zuletzt kurzfristig komplett eingestellt.
Hürther Stadtwerkechef beklagt historischen Höchststand bei den Strompreisen
Einige andere Stromanbieter, die längerfristig kalkulieren und einkaufen, haben das Neukundengeschäft vorerst auf Eis gelegt. Auf dem Papier gehören die Stadtwerke Hürth zwar nicht dazu, faktisch aber schon. „Wir können ein Angebot machen, aber das wäre angesichts der tagesaktuellen Preise lächerlich“, räumt Vorstand Welsch ein.
Der Stadtwerkechef begründete das damit, dass sich die Beschaffungskosten derzeit auf einem „historischen Hoch“ befänden. Welsch: „Die Großhandelspreise haben sich in den vergangenen Monaten verdoppelt bis verdreifacht.“ Seit Ende November können Neukunden die „Hürthstrom“-Tarife mit Preisgarantie und einem oder zwei Jahren Laufzeit nicht mehr bestellen.
Hürth: Für Bestandskunden bleiben die Preise erst mal stabil
Die Bestandskunden sind davon aber nicht betroffen, betont der Stadtwerke-Chef. Mehrere hundert Hürther hätten seit November 2020 Stromverträge mit dem kommunalen Versorger abgeschlossen, für sie bleibe der Preis über die Vertragslaufzeit stabil. „Wir kaufen den größten Teil der Strommengen für unsere Kunden drei Jahre im Voraus ein“, erklärt Welsch. Als junger Stromversorger mit wachsender Kundenzahl sei es für die Stadtwerke aber schwieriger als für etablierte Anbieter, den Strombedarf vorab zu kalkulieren und durch entsprechend langfristigen Einkauf Preisschwankungen abzufangen. Welsch ist aber zuversichtlich, dass die Hürther Stadtwerke Neukunden ab Ende Januar wieder ein „konkurrenzfähiges Angebot“ machen könnten. Momentan zeichne sich eine leichte Entspannung auf den Strommärkten ab. Aber auch Neukunden der Stadtwerke müssen dann wohl tiefer in die Tasche greifen.
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Wer gerade einen neuen Stromvertrag braucht – etwa weil der alte Anbieter die Versorgung eingestellt hat – und seinen Strom beim lokalen Anbieter kaufen will, dem rät Welsch, vorerst beim Grundversorger zu bleiben. Dann könne man jederzeit wechseln. Benachbarte Stadtwerke sind zurzeit ebenfalls kaum eine Alternative. So weisen auch die Stadtwerke in Pulheim und Bergheim auf ihren Internetseiten darauf hin, dass die Stromtarife für Neukunden aufgrund der gestiegenen Beschaffungskosten überarbeitet würden, ebenso die Stadtwerke Brühl, die aber noch einen Naturstromtarif anbieten.