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Aktionsplan in ArbeitDiese Maßnahmen plant die Stadt Hürth gegen den Verkehrslärm

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Männern und Frauen mit Protestplakat an der Bonnstraße, im Hintergrund fahren Lkw, Bus und Autos vorbei.

Tempo 30 auf der Bonnstraße fordert eine Bürgerinitiative in Fischenich.

In Hürth sind viele Menschen starkem Verkehrslärm ausgesetzt. Dagegen muss die Stadt nun einen neuen Maßnahmenplan aufstellen.

Viele Hürther leiden unter Verkehrslärm. Vor allem entlang der Autobahnen und an einigen Hauptverkehrsstraßen ist der Lärmpegel so hoch, dass die Stadt einen Lärmaktionsplan aufstellen muss. An der Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs wird auch die Öffentlichkeit beteiligt.

Grundlage für den Lärmaktionsplan, der alle fünf Jahre fortgeschrieben wird, sind neue Lärmkarten, die das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (Lanuv) für die Hauptverkehrsstraßen mit übergeordneter Bedeutung vorgelegt hat. Demnach wohnen in Hürth 2800 Betroffene an Straßen, an denen es tagsüber zu laut ist. Nachts wird der dann niedrigere Grenzwert sogar bei 5100 Einwohnern nicht eingehalten.

Vielen Hürthern drohen gesundheitliche Folgen durch Lärm

„Lärm kann krank machen“, erklärte Verkehrsplaner Thomas Mattner vom beauftragten Büro Planersocietät in Dortmund. Die gesundheitlichen Folgen reichten von Schlafstörungen über Stress und Tinnitus bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Statistisch sind knapp 1400 Menschen in Hürth so stark von Verkehrslärm betroffen, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen drohen, bei 285 sogar schwere Folgen wie starke Schlafstörungen. Mit Lärmpegeln von über 55 Dezibel – von diesem Wert an wird es laut – müssen sogar rund 9600 Menschen leben.

Die Daten beruhen allerdings auf reinen Berechnungen, nachgemessen hat niemand, wie Experte Mattner im Verkehrsausschuss einräumte. Berücksichtigt wurden auch nur Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mindestens 8200 Autos am Tag – und selbst diese Liste ist nicht komplett. So liege, wie CDU-Sprecher Rüdiger Winkler beklagte, unter anderem die südliche Bonnstraße in Fischenich außerhalb des kartierten Bereichs, obwohl dort zuletzt ein Verkehrsaufkommen von 10.000 Autos gezählt wurde und sich Anwohner vehement beklagen.

Vor allem an Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen ist es laut

Laut ist es nach den Lärmkarten entlang der Autobahnen 1 und 4, außerdem auf Abschnitten der Bundesstraßen 51, 265 (Luxemburger Straße) und  265n (Ortsumfahrung Hermülheim) sowie auf Teilen der Landesstraßen 92 (Horbeller Straße), 103 (Industriestraße), 183 (Frechener Straße) und 496 im Nordwesten des Stadtgebiets.

Als Möglichkeiten zur Lärmreduzierung nannte der Verkehrsexperte unter anderem Geschwindigkeitssenkungen, das Aufbringen von Flüsterasphalt und Maßnahmen, um den Verkehrsfluss zu verbessern, außerdem die Förderung von Fahrrad- und Nahverkehr. Infrage kämen auch bauliche Maßnahmen wie Lärmschutzfenster und -wände.

Stadt Hürth ist für viele betroffene Straßen nicht zuständig

Zwar seien die Handlungsmöglichkeiten der Stadt beschränkt, weil die Zuständigkeit für die betroffenen Straßen meist bei anderen Behörden liege. Grünen-Fraktionssprecher Hendrik Fuchs merkte auch kritisch an, dass der Lärmaktionsplan nur für den Verkehr auf bestimmten Straßen gelte, während der Fluglärm erst gar nicht erfasst werde. Den Begriff des „Papiertigers“ für den Lärmaktionsplan, der im Verkehrsausschuss fiel, wollte der Gutachter aber auch nicht im Raum stehen lassen.

Immerhin: Einige Maßnahmen hätten in der Vergangenheit bereits zu Lärmreduzierungen geführt, so der Bau von Lärmschutzwänden an der Autobahn 1 und Tempolimits auf der Autobahn 4, außerdem der Bau der Ortsumgehung Hermülheim. „Trotzdem ist die Zahl der von Lärm betroffenen Bürgerinnen und Bürger immer noch zu hoch“, so der Ausschussvorsitzende Herbert Verbrüggen (CDU).

In den Maßnahmenkatalog soll neben Fahrbahnsanierungen auch die Installation von Tempodisplays aufgenommen werden. Für die Bonnstraße in Fischenich wird ein Lärmschutzgutachten gefordert. Im Zuge des Lärmaktionsplans will die Stadt außerdem sogenannte „Ruhige Gebiete“ ausweisen, die besonders vor Lärm geschützt werden sollen. Aufgeführt werden der Bürgerpark in Hürth-Mitte, der Burgpark Hermülheim und das Weilerbachtal in Fischenich.

Bis Juli muss der Lärmaktionsplan beschlossen werden. Die gesundheitlichen Schäden durch Lärmbelästigung seien nicht zu unterschätzen, betonten die CDU-Politiker Winkler und Verbrüggen. Deshalb sei es wichtig, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen im nächsten Schritt auch umgesetzt würden.


So läuft das Verfahren zum Hürther Lärmaktionsplan

Der Entwurf des Lärmaktionsplans wird öffentlich ausgelegt. Das hat der Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Ziel des Aktionsplans ist es, den Umgebungslärm an Orten zu reduzieren, an denen die Geräuschbelastungen ein gesundheitsschädigendes Ausmaß erreicht haben. Andererseits sollen auch besonders ruhige Gebiete geschützt werden. Der Lärmaktionsplan soll dafür sorgen, dass bei Planungen der Stadt die Belange des Lärmschutzes berücksichtigt werden.

Die Bürgerbeteiligung findet vom 12. März bis 14. April statt. Die Unterlagen können nach Terminvereinbarung per E-Mail im Rathaus eingesehen werden, sie sind auch direkt im Internet abrufbar. Während der Beteiligungsfrist können Stellungnahmen per E-Mail oder auf der Webseite abgegeben werden.