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Für 100 Millionen EuroEon baut Biomassekraftwerk auf dem Knapsacker Hügel in Hürth

Lesezeit 3 Minuten

Das Fundament für das Kesselhaus ist bereits gegossen. Mitte April beginnt der Hochbau.

Hürth-Knapsack – Die Baugruben sind ausgehoben, erste Fundamente gegossen, einige Stahlbetonwände wachsen bereits in die Höhe: Auf dem Gelände vor der Papierfabrik auf dem Knapsacker Hügel laufen die Bauarbeiten für das Biomassekraftwerk, das der Energiekonzern Eon errichtet.

In der Anlage, die Mitte 2022 ans Netz gehen soll, werden künftig Frischholzabfälle verbrannt, um Prozessdampf für die energieintensive Papiererzeugung zu gewinnen. Neben einer thermischen Leistung von 87 Megawatt verfügt das Kraftwerk über eine elektrische Leistung von 20 Megawatt. Der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Investition beziffert Eon auf mehr als 100 Millionen Euro.

Hürth: 150.000 Tonnen CO₂ sollen jährlich eingespart werden

Derzeit bezieht UPM den Dampf aus dem benachbarten RWE-Goldenbergkraftwerk, in dem hauptsächlich Braunkohle verfeuert wird. Der finnische Papierhersteller setzt aber an seinen Standorten auf klimaneutrale Energie. Durch die Energieerzeugung aus Biomasse statt aus Braunkohle können in Knapsack nach Angaben von Manfred Wirsing, Geschäftsführer von Eon Energy Projects, jährlich rund 150.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

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Ursprünglich war geplant, dass ein Unternehmen aus Süddeutschland ein stillgelegtes Kraftwerk an einem UPM-Standort in Finnland ab- und in Hürth schon bis 2018 wieder aufbaut. Schließlich übernahm Eon das Projekt – das Unternehmen setzt aber auf komplett neue Technik.

Ausgrabungsarbeiten in Hürth dauern drei Monate

Die Baustelle in Knapsack begann Mitte 2020 mit einer unliebsamen Überraschung für den Energiekonzern. Im Boden fanden sich viel mehr „Störkörper“, als Eon erwartet hatte, sagt Projektleiter Manfred Prinz. Bis in die 1920er-Jahre habe sich am Standort eine Brikettfabrik befunden. Drei Monate habe es gedauert, bis deren Überreste – Fundamente, Gebäudeteile, Rohrleitungen – ausgegraben worden seien. Immerhin hat der Kampfmittelräumdienst nur das Leitwerk einer Fliegerbombe gefunden, keine Blindgänger wie beim Bau der Papierfabrik.

Im Oktober begannen die eigentlichen Bauarbeiten mit der Ausschachtung der bis zu acht Meter tiefen Baugruben für das Kraftwerk, das aus einem halben Dutzend Gebäuden besteht, vom Brennstoffbunker über Betriebsgebäude, Kessel- und Turbinenhaus bis zu Bauwerken für Luftkonditionierer und Trafos. 200 Bauarbeiter werden in Spitzenzeiten auf der Kraftwerksbaustelle beschäftigt sein.

Jährlich werden 230.000 Tonnen Frischholzabfälle verbrannt

Herzstück der Anlage ist das 42 Meter hohe Kesselhaus, das nur noch vom Schornstein um 1,50 Meter überragt wird. „Das ist die Komponente mit den meisten Einzelbauteilen“, erklärt Projektleiter Prinz. Mit „kilometerlangen Schweißnähten“ werden sie verbunden. Das Kesselhaus wird das größte Bauteil der Anlage beherbergen, eine 80 Tonnen schwere, fünf Meter lange Dampftrommel mit 2,80 Metern Durchmesser. Wie später die Dampfturbine wird der Koloss wohl im August auf einem Schwertransporter zur Baustelle gebracht.

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Angefahren wird das Kraftwerk ab Anfang 2022, der Probebetrieb beginnt im darauf folgenden Sommer. Künftig werden jedes Jahr bis zu 230.000 Tonnen Frischholzabfälle – Grünschnitt und Bruchholz – verbrannt, die auf 50 bis 60 Lastwagen am Tag aus einem Umkreis von 200 Kilometern geliefert werden. Von der Anlage werde keine Geruchsbelästigung ausgehen, so Projektleiter Prinz.